"Call of Duty" ist ein merkwürdiges Gaming-Phänomen: Wenn man das Spiel im Netz verfolgt, stösst man vielerorts erst mal auf Hass, Abneigung, Ablehnung. Und doch ist die Serie hinter "Tetris", "Super Mario" und "Pokémon" das meistverkaufte und damit erfolgreichste Gaming-Franchise des Planeten. Eine merkwürdige Diskrepanz, die sich wohl damit erklären lässt, dass die schweigende Mehrheit lieber geniesst, anstatt sich in Flamewars zu ergehen.
Wer braucht die Solokampagne?
Aber auch die "CoD"-Community selbst ist in sich gespalten, wenn es um die Rezeption des Spiels geht. Glaubt man nämlich Statistiken, die bei verschiedenen Online-Netzwerken in Form von Trophäen und ähnlichen Auszeichnungen über die letzten Episoden der Reihe verfügbar sind, hat das Interesse am Einzelspielermodus stetig nachgelassen. Zuletzt haben demnach höchstens 15 bis 30 Prozent der Spieler - die Angaben sind je nach Plattform schwankend - die Kampagne tatsächlich abgeschlossen. Wenn es danach ginge, könnten sich die jeweiligen Entwickler die Arbeit daran eigentlich komplett sparen. Und tatsächlich war die Qualität der letzten Einzelspieler-"CoD"-Teile nicht sehr hoch - eine sich womöglich gegenseitig befruchtende Abwärtsspirale. So ist es kein Wunder, dass die Mehrheit der "CoD"-Fans ihren Fokus voll und ganz auf den Mehrspielermodus richtet, den wir auf der "Call of Duty NEXT" ausprobieren durften.
Eine der grössten Stärken - manch einer würde sagen: Schwächen - der "CoD"-Serie ist wohl ihre Verlässlichkeit in Sachen Gameplay: Wir wissen im Grossen und Ganzen, was wir bekommen werden. Damit sich die beliebte Run-&-Gun-Mechanik auf Dauer nicht abnutzt, haben die verschiedenen Studios im Laufe der Jahre immer wieder mit Variationen der erfolgreichen Formel experimentiert. So war das Bewegungssystem von "Call of Duty" regelmässig Veränderungen unterworfen. Während die frühen Spiele auf traditionelle Bewegungen wie Sprinten und Ducken setzten, führte etwa "Advanced Warfare" (2014) Exoskelett-basierte Bewegungen wie Doppelsprünge und Seitwärts-Dashs ein. Später kehrte die Serie mit "Modern Warfare" (2019) zu einem realistischeren Ansatz zurück, einschliesslich eines taktischen Sprints und eines Slide-Cancelings, was die Dynamik in den Kämpfen weiter erhöhte.
Häufig waren die Neuerungen grosser Kritik ausgesetzt, denn "CoD"-Gamer sind nicht selten auch Traditionalisten, die am liebsten auf diesen ganzen Klimbim verzichten und nur einen neuen jährlichen Anstrich ihres Shooter-Wohnzimmers benötigen. Und jetzt kommt Treyarch und verpasst der "CoD"-Bewegungsmechanik mit "Black Ops 6" erneut eine weitere Generalüberholung.