Chorus - Test / Review

Okkultes Ballern im Weltraum

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

In den Herzen vieler älterer Zocker haben Weltraum-Shooter wie "X-Wing" oder "Starpoint Gemini" noch immer einen festen Platz. Leider gibt es in dem Genre gerade auf Konsole nur selten Nachschub. Vor einiger Zeit erfreute sich "Everspace" grosser Beliebtheit, das dem alten Konzept ein frisches Rogue-like-Gewand verpasste. Auch Star Wars bot mit "Star Wars Squadrons" eine Neuauflage vieler bekannter Konzepte, fokussierte sich aber gleichermassen auf Story und Multiplayer. "Chorus" aus dem Hause Deep Silver verlässt sich nicht nur komplett auf Singleplayer, sondern will neben Weltraumschlachten auch eine tiefgreifende, mitreissende Geschichte bieten.

Von Schuld geplagt

Als Pilotin Nara schlüpft ihr in eine recht ungewöhnliche Rolle. Ihr seid nämlich Elite-Kämpferin eines religiösen Kults. Mithilfe übernatürlicher Kräfte habt ihr euer Leben lang die Feinde eures Kults, des Zirkels, gejagt, bekehrt und vernichtet. Zwar hegt ihr gelegentliche Zweifel am Anführer des Zirkels, dessen Methoden immer brutaler werden, doch erst als ihr durch das Öffnen eines Risses in unserer Dimension einen ganzen Planeten zerstört, wird die Schuld zu viel. "Chorus" beginnt einige Zeit nachdem Nara den Zirkel verlassen hat und in einem abgelegenen System untergetaucht ist. Ihre übernatürlichen Gaben hat sie zurückgelassen, und jetzt verbringt sie ein relativ ruhiges Leben als Kampfpilotin und vertreibt die gelegentlichen Piraten. Natürlich bleibt es nicht lange so friedlich, und bald wird ihre neue Heimat zum Ziel des Grossen Propheten, ihrer einstigen Vaterfigur. Dieses Mal wird Nara aber nicht wegrennen, sondern sich dem Zirkel stellen, entschlossen, die Tyrannei ein für alle Mal zu beenden und sich so von ihrer eigenen Schuld reinzuwaschen. Dazu braucht sie aber nicht nur ihr altes Schiff und ihre mystischen Kräfte zurück, sondern muss auch das Vertrauen der Rebellion gewinnen.

Eure innere Stimme

Screenshot

Die Geschichte von "Chorus" wird einerseits mit Zwischensequenzen erzählt, findet aber oft auch in Dialogen zwischen den Kämpfen statt. Besonders interessant dabei ist, dass ihr als Spieler Nara nicht nur steuert, sondern auch einen einzigartigen Blick in ihre Gedankenwelt habt. Ähnlich wie in "Hellblade: Senua's Sacrifice" hat Nara eine innere Stimme, die nicht immer mit dem übereinstimmt, was sie nach aussen kommuniziert. Die Zwischensequenzen sind zwar eher selten, dafür aber sehr gut und stimmig inszeniert. Was zunächst als normales Science-Fiction-Abenteuer beginnt, wird im Verlauf der Geschichte immer mehr zum Weltraum-Horror, den wir aus dem Cockpit eines Schiffs erleben dürfen. Ähnlich wie bei den Geschichten von H. P. Lovecraft sind nämlich im Universum von "Chorus" Mächte am Werk, die weit über das menschliche Verständnis hinausgehen und normale Menschen bei blossem Kontakt in den Wahnsinn treiben. Während die Hauptmissionen die Geschichte rund um Nara und ihren Kampf gegen den Zirkel weiterspinnen, gehen viele der Nebenmissionen auf die seltsamen und unheimlichen Formlosen ein, die von Dimensionen jenseits unserer eigenen die Menschheit beeinflussen. Sowohl Nara als auch ihr intelligentes Schiff Forsaken sind sehr gut geschriebene Charaktere, die jeden Dialog interessant machen. Dabei hilft es auch, dass ihr als Spieler immer wieder selbst kleinere Entscheidungen treffen dürft, die Einfluss auf den Verlauf späterer Missionen nehmen. Hier handelt es sich nicht um grosse Story-Wendungen wie in "Mass Effect", trotzdem fühlt es sich so an, als würden Haupt- und Nebenmissionen einander beeinflussen und die Welt auf unseren Einfluss reagieren.

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