Clash: Artifacts of Chaos - Test / Review

Surreales Prügelspiel aus Chile

Test Video Achim Fehrenbach getestet auf PlayStation 5

Empathischer Ledernacken

Zu Beginn scheint es, als sei Pseudo einfach nur vollauf mit dem eigenen Überleben beschäftigt. An jeder Ecke warten Grobiane, die ihm mit Krallen und Zähnen ans Leder wollen. Doch dann wird er Zeuge eines tragischen Ereignisses: Ein Räuber überfällt einen alten Mann, der ein kleines, vogelartiges Wesen auf der Schulter trägt. Im nun folgenden Kampf wird der Greis erschlagen - und der kleine Vogeljunge bleibt schutzlos allein zurück. Pseudo beschliesst, sich des putzigen Federbündels anzunehmen und ihn gegen jedwede Gefahr zu verteidigen - zumindest so lange, bis eine Lösung für die prekäre Situation gefunden ist. Sein Plan ist, den Jungen in die Obhut von Gemini zu geben, der Herrscherin von Zenozoik - die beiden machen sich auf zu ihrem Schloss, das bombastisch über Felsklippen thront. Kurz vor der Audienz versteckt Pseudo den Jungen, weil er Schlimmes ahnt - und tatsächlich führt Gemini Böses im Schilde: Sie will die besonderen Fähigkeiten des Jungen ausbeuten, um ihre ohnehin schon machtvolle Stellung weiter auszubauen. Pseudo liefert ihr den kleinen Kerl nicht aus. Fortan werden beide von Geminis Schergen und von zahlreichen Kopfgeldjägern verfolgt.

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Ungleiches Duo: Pseudo und der Vogeljunge

Ein ungleiches Duo, eine erbarmungslose Welt: Dieses Setting kennt man aus verschiedenen Spielen, zum Beispiel aus "God of War" oder "The Last of Us". Auch "Clash: Artifacts of Chaos" gelingt es schnell, eine Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren zu etablieren. Der alte Haudegen Pseudo gewinnt durchaus an fürsorglicher Ausstrahlung, was unter anderem an der gut gewählten (englischsprachigen) Synchronstimme liegt. Instinktiv entwickelt man einen Beschützerinstinkt für den kleinen Jungen, der im Prinzip nur aus Krallen, Federn und einem gelben Augenpaar besteht, durch die Synchronstimme aber ebenfalls Kontur gewinnt. Obwohl er anfangs hilflos wirkt, wächst er schnell in die Rolle des wertvollen Helfers hinein - zum Beispiel, weil er durch schmale Spalten schlüpfen und entlegenere Orte erreichen kann.

Bizarre Welt mit Leitplanken

Die Welt Zenozoik bietet ordentlich was fürs Auge: Bizarre Felsformationen wechseln sich ab mit saftig grünen Wiesen, mit Wäldern aus haushohen Pilzen und mit verschachtelten Lehmbauten. Allerdings ist diese Welt keineswegs frei erkundbar, sondern besteht aus teils schlauchartigen, teils weiträumigeren Gebieten, die durch Hubs (Kreuzungen etc.) miteinander verbunden sind. Kletternd kann Pseudo zwar höher gelegene Plateaus und natürlich Brücken erreichen, allerdings funktioniert das nur an Steinwänden, die mit Krallenspuren markiert sind. Leider (!) kann unser Protagonist aber nicht einfach so querfeldein über Felsen und Zäune kraxeln. Schon niedrige Begrenzungen wirken als "Leitplanken", was die Illusion einer offenen Welt merklich schmälert. Die Entwickler schleusen uns weitgehend kontrolliert durch Zenozoik - dazu passen auch die immer wieder auftauchenden Nadelöhre, an denen besonders schwere Gegner warten. Mit der Zeit gewöhnt man sich an das restriktive Weltdesign. Allerdings nervt es manchmal auch, wenn man in der knallbunten, chaotischen Spielwelt eine wichtige Abzweigung übersieht und dann längere Zeit durch die Gegend irrt.

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Blickfang: Die Welt Zenozoik steckt voller bizarrer Details

Im Mittelpunkt des Spiels stehen aber ohnehin die Kämpfe. Gleich zu Beginn lernt "Nacht-Pseudo" die wichtigsten Moves mit einem Sparringspartner kennen: Mit seinen Fäusten geht er kompromisslos in den Infight, blockt gegnerische Angriffe ab, weicht nach hinten oder zur Seite aus und fährt bei Gelegenheit heftige Spezialangriffe, zum Beispiel eine Art Karate-360-Grad-Sprung. Ihr könnt grundsätzlich zwischen drei verschiedenen Kampfstilen wählen - neben klassischen Boxer-Moves stehen beispielsweise Überfall-artige Blitzattacken zur Auswahl. Welcher Kampfstil zu euch passt, werdet ihr wahrscheinlich bald herausfinden, denn die Feindbegegnungen sind zahl- und abwechslungsreich.

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