Clash: Artifacts of Chaos - Test / Review

Surreales Prügelspiel aus Chile

Test Video Achim Fehrenbach getestet auf PlayStation 5

Angriffskombos und Gegner-Analysen

Pseudo verfügt über eine vergleichsweise schwache Konstitution und muss deshalb stets stark auf Ausweichmanöver setzen, wenn er nicht nach wenigen Treffern schon das Zeitliche segnen möchte. Wie in anderen Spielen gilt es zunächst, die gegnerischen Moves zu analysieren und sich dann passende Angriffskombos zurechtzulegen. Die Kämpfe können ganz schön happig sein - besonders dann, wenn man es mit mehreren Gegnern und unterschiedlichen Kampfstilen zu tun bekommt. Leider sind Pseudos Ausweichbewegungen nicht sonderlich geschmeidig. Ausserdem zickt die Kamera in turbulenten Situationen gern etwas herum. Das hat zur Folge, dass Pseudo unnötig oft stirbt. Dass "Clash" happige Kämpfe mit teils sehr schweren Feinden bietet, ist ja an sich völlig okay. Doch leider fühlt sich das manchmal unfair an, weil die Steuerung nicht optimiert ist. Immerhin: Wenn Pseudo mehrere Wirkungstreffer hintereinander setzt, könnt ihr per Tastendruck in die First-Person-Perspektive wechseln und eure Gegner dann mit einem Trommelfeuer von Attacken eindecken, das mit einem (durchaus brutalen) Finishing-Move abgeschlossen wird.

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Bestimmt die Kampfbedingungen: das Würfelspiel-Ritual

Doch warum trägt das Spiel eigentlich die "Artifacts of Chaos" im Titel? Nun, Artefakte spielen in Zenozoik eine durchweg wichtige Rolle. Die archaischen Gesetze der Welt umfassen auch ein Ritual, das ihr zu Beginn von Kämpfen starten könnt. Pseudo und seine Feinde beginnen dann mit einem taktischen Würfelspiel, das die Grundbedingungen des eigentlichen Gefechtes beeinflusst. Ihr habt richtig gelesen: Die Gegner breiten ein Deckchen aus und würfeln! Zuerst aber legt sich jede Partei darauf fest, welches Artefakt im Fall eines Würfelsieges für den nachfolgenden Kampf gelten soll. Das kann zum Beispiel ein Artefakt sein, das den Widersacher in verwirrenden Nebel hüllt, ihn mit einem Bienenschwarm piesackt oder an einen Pflock kettet und so seinen Wirkungskreis erheblich einschränkt. Dann beginnt das Ritual: Jede Partei wirft mehrere Würfel und versucht dann, die Punktezahl des Gegners durch Modifikatoren - zum Beispiel halbierende "Stempel" - zu reduzieren. Wer nach einer bestimmten Rundenzahl die meisten Punkte übrig hat, kann sein Artefakt nutzen.

Archaische Gesetze

Dieses Prozedere mag zunächst etwas umständlich wirken: Man könnte denken, dass es nicht so recht zum brachialen Gekloppe des Spiels passt. Unserer Meinung nach fügen sich die Kampfesrituale aber sehr glaubwürdig in eine Story ein, die ihren eigenen - sehr archaischen - Gesetzen gehorcht. Überhaupt hat sich ACE Team ein paar zünftige Features ausgedacht, um die Glaubwürdigkeit des Settings zu erhöhen. Zum Beispiel findet ihr an vielen Stellen der Spielwelt kleine Figürchen, die ihr dann rituell in einem Ofen verbrennen könnt - und dabei eure Fähigkeiten (Kraft, Ausdauer, Widerstandsfähigkeit etc.) aufstuft. Wenn ihr in den Kämpfen ausreichend Erfahrungspunkte gesammelt habt, könnt ihr diese ebenfalls in Eigenschaftspunkte umwandeln, indem ihr an Totempfählen in die Schattenwelt hinüberwechselt und dort zusätzliche Kämpfe besteht. Relativ konventionell sind hingegen Features wie das Sammeln von Gegenständen, das Handeln mit fahrenden Hausierern und auch das Kochen von Heiltränken über dem Lagerfeuer (Kröten-Sonnenblumen-Mix, yummy!). Das Looten und Leveln fühlt sich durchweg sinnvoll an und hilft ganz klar in den immer anspruchsvolleren Kämpfen.

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Auf ins Gefecht: Pseudo im nächtlichen Einsatz

Fazit

"Clash: Artifacts of Chaos" öffnet ein Universum, in dem es jede Menge zu entdecken gibt - seien es die immer wieder neuen Monstervarianten oder die bizarr-schönen Landschaften. Der Cel-shading-Look des Spiels ist eine Augenweide, der Soundtrack verstärkt gekonnt die mal bedrohliche, mal fast schon idyllische Grundstimmung. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Tatsache, dass sich die Welt nicht völlig frei erkunden lässt, sondern uns durch abgezirkelte Bereiche schleust. Die Kämpfe sind knackig und spannend, allerdings wirkt die Steuerung teilweise etwas schwergängig, was durchaus für Frustration sorgen kann. Die Story entwickelt sich langsam, aber stetig - und hat zwei sympathische Protagonisten. Insgesamt ist "Clash: Artifacts of Chaos" eine etwas raue und ungehobelte Spiel-Erfahrung, die einiges an Geduld erfordert - auch weil das Spiel seine Regeln nur sehr bruchstückhaft erklärt. Mit der Zeit entfaltet es jedoch einen faszinierenden Sog: Man möchte einfach wissen, wie es mit Pseudo und dem Jungen weitergeht - und welche Monstrositäten hinter der nächsten Wegbiegung lauern.

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