Call of Duty: Black Ops 2

Editor’s Call: Litauische Spezialeinheit, Golfkrieg und was wir uns wünschen

Vorschau Benjamin Kratsch

"Reduced quality". Ein Höhepunkt muss ein Höhepunkt bleiben

"Call of Duty: Modern Warfare 3" ist wie Sex, der nach 30 Sekunden schon vorbei ist. Und dann wieder nach 30. Sek. Und dann wieder. Irgendwann wird’s langweilig. Es ist einfach zu viel wenn alleine in New York ganze Geschwader an russischen Mil-Mi Hubschraubern und amerikanischen Black-Hawk-Helikoptern abstürzen. Zählt einfach spasseshalber mal mit. "Call of Duty: Modern Warfare (1)" beispielsweise hat diese grossen Momente lange hinausgezögert. Wenn ihr euch an die Snipermission erinnert, dort wird der eine Helikopterabsturz als grosser Höhepunkt gefeiert. Er jagt euch, trifft euch fast, ihr schaltet ihn aus, er schmiert ab, der Rotor droht euch zu zerfetzen. Momente der Angst durchfahren ein, nur richtig reagieren denkt man. Aber das funktioniert eben nur einmal pro Stunde, nicht alle paar Minuten. Hier ist es auch der alte Stinkstiefel Cpt. MacMillan der uns etwas bedeutet, weil er uns ausgebildet hat. Für ihn riskieren wir gerne unseren Hintern. Nicht umsonst gilt die Mission als eine der besten der "Call of Duty"-Reihe.

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Worauf ich hinaus will lässt sich mit dem schönen Wort "reduced quality" hervorragend umschreiben. Ein Fachausdruck, den ich zum ersten Mal bei unserem Studiobesuch bei Naughty Dog zu „"The Last of Us"  gehört habe. Es geht darum mit wenig viel zu erreichen. So wie in Genre-Filmen der Coen Brothers Marke "No Country for Old Men", wo gar keine grossen Special-Effects oder aufwendige Soundabmischung notwendig sind, weil sich die Meister voll und ganz auf einen Moment konzentrieren. Wenn ein Schuss aus einer Schrotflinte in das Blech eines Chevy einschlägt, wirkt das viel bedrohlicher als wenn tausend Kugeln knattern, drei Helis abschmieren, fünf Humvees explodieren und ein Panzer in die Luft fliegt. Gerne darf es knallen, diese grossen cineastischen Momente sind es ja die "Call of Duty" auszeichnet, aber es braucht auch mal ruhigere Szenen, die Atmosphäre aufbauen. "Black Ops" hatte die als wir durch ein Vietcong-Lager schleichen. Und "Modern Warfare 2" hatte sie, als wir durch eine schwer bewachte Basis robben – nur das Schneegestöber als Deckung nutzend. Wir wissen: Fliegen wir auf, sind wir tot. Solche Missionen müssten öfter eingestreut werden. Vielleicht schafft es Treyarch mit "Call of Duty: Black Ops 2" ja sogar unsere beiden Wünsche zu kombinieren. Im Grunde verlangen wir doch gar kein Oskar-reifes Drama, aber warum nicht einfach mal Charaktere aufbauen wie in „Enemy at the Gates“. Oder auch „Saving Private Ryan“. Das stärkste Beispiel aus der Games-Szene ist und bleibt hier wohl „Brothers in Arms: Hell’s Highway“, das uns auf schaurige, schonungslose Weise zeigt wie ein Soldat ans Ende seiner Kräfte kommt, wie Sergeant Matt Baker an seinem Kommando zerbricht und sich spürbar für jeden einzelnen verantwortlich fühlt, den er in der Hölle der Normandie zurück lassen muss.

Was denkt ihr? Was wollt ihr unbedingt im nächsten "Call of Duty" sehen? Wie findet ihr eigentlich solche Kolumnen wo wir einfach mal unserer Meinung freien Lauf lassen? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

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Euer Benny
Benjamin Kratsch
Stellv. Chefredakteur games.ch

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