Cosplay-Fotograf eosAndy im Interview

Eine Kunstform unserer Zeit

Interview Benjamin Braun
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Deine Fotos, vor allem die Outdoor-Shots, sind grandios. Da sie teils wie Gemälde wirken, legst du aber eindeutig bei der Nachbearbeitung Hand an, mit Photoshop oder sonstigen Programmen. Wären die Fotos ohne nicht authentischer?

Für mich gehört die Nachbearbeitung dazu. Photoshop war für mich schon immer faszinierend. Schon bevor ich in der Cosplayer-Szene war, bin ich Künstlern gefolgt und habe mich von ihnen inspirieren lassen, unter anderem von Calvin Hollywood und Matthias Schwaighofer, die damals so etwas wie Photoshop-Gurus für mich waren. Und ich war eh immer jemand, der Fotos via Photoshop gerne im Nachhinein, wie ich sage, verschlimmbessert hat. Die Nachbearbeitung gehört für mich jedenfalls dazu. Nur ein Foto zu machen, ist cool, aber mir würde da etwas fehlen. Ich weiss einfach, dass ich da noch viel mehr herausholen kann. Ich gebe zu, bei früheren Fotos habe ich teils übertrieben. Aber mir geht es da um die Leute, die sich die finalen Bilder anschauen. Das muss stimmig sein, so farbmässig ein bisschen anders. Aber sie sollen bei dem Bild auch kurz stehen bleiben und den Gedanken haben, dass das so doch eigentlich gar nicht geht. Oder sich fragen, wie ich das gemacht habe. Mit dem Foto und ein bisschen Photoshop dazu guckt man nicht mal kurz aufs Bild drauf, sondern beschäftigt sich etwas länger damit. Und das ist so ein bisschen mein Ding.

Beim Cosplaying geht es ja nicht nur um Kostüme und Make-up, mit denen die Künstler möglichst nahe an die jeweilige Spielfigur herankommen oder sie gar in einer verbesserten Version darstellen möchten. Manche Cosplayer verstehen sich als Schauspieler, die in der Rolle aufgehen und nie aus ihr herausfallen. Wie sind da deine Erfahrungen? Und geht es dir manchmal auf die Nerven, wenn ein Cosplayer allzu konsequent in seiner Rolle bleibt?

Für mich als Fotografen macht das die Sache deutlich einfacher. Denn je mehr die Cosplayer in ihrer Rolle sind, desto leichter wird es für mich. Ich brauche gar nicht zu fragen, ob sie sich mal so oder so hinstellen könnten, was ich in der Vergangenheit gemacht hatte. Denn als Antwort kommt dann: "Das würde der Charakter so nie machen!" Normale Menschen zu fotografieren, ist viel schwieriger, als es bei einem Cosplayer der Fall ist. Denn ein Cosplayer ist an sich immer in der Rolle. Jetzt mal unabhängig davon, ob du eine tolle Location oder einen perfekten Hintergrund hast: Der Cosplayer weiss von sich aus bereits genau, was er machen muss. Deshalb sage ich immer, dass ich eigentlich nur Knöpfe drücke, denn der Cosplayer sorgt dafür, dass alles klappt; den Rest erfüllt ein passender Hintergrund. Das Zusammenspiel ist das, was am Ende funktioniert.

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Man kennt das ja auch von anderen Profi-Fotografen wie Helmut Newton oder auch Filmregisseuren wie Quentin Tarantino, dass sie gern immer wieder auf dieselben Leute zurückkommen. Ist das bei dir ähnlich? Gibt es Cosplayer, mit denen du besonders häufig zusammenarbeitest? Und falls ja, kannst du Beispiele geben und uns sagen, weshalb du für sie eine besondere Präferenz hast?

Absolut, ich mache das ja inzwischen seit sechs Jahren oder so. Und dabei entstehen jede Menge Freundschaften. Und diese Cosplay-Freunde machen ja auch oft zwei, drei neue Kostüme pro Jahr. Für einen Cosplayer geht es am Ende jedes Projekts darum, ein paar tolle Bilder davon zu haben. Da gibt es etwa den Ben von maul-cosplay oder Kim on the Rocks oder die Snoo oder Nicci von Lenora Costumes die ich immer wieder gerne fotografiere. Ich denke, solange sie gerne Kostüme bauen und ich fotografiere, werden wir auch in Zukunft immer wieder zusammenarbeiten. Das ist halt so ein Geben und Nehmen, und mittlerweile trifft man sich nicht mehr nur zum Foto-Shooting, sondern auch privat. Und dabei entstehen Fotos. Über die Zeit kommen und gehen natürlich Leute, die Fotoszene wächst und ist inzwischen riesig geworden. Da gibt es viele Fotografen, die sich auf Cosplay fokussieren. Aber dennoch bleibt ein Kern.

Manche kommen, manche bleiben, aber es gibt immer neue Talente im Cosplay-Sektor. Schaust du dich da ebenfalls nach neuen Talenten um? Du machst ja auch viele Workshops.

Die Workshops sind eher für Fotografen. Ich bekomme sehr viele Anfragen, auch von vielen neuen Cosplayern. Aber so ein Jahr hat halt nur etwa 52 Wochenenden. Diese freien Projekte mache ich an sich nur am Wochenende, dazu kommen dann die ganzen Messen und Aufträge, weshalb ich gar nicht so viel Zeit für neue Gesichter habe. Ich sage halt zu jedem: "Komm einfach zur mir auf die Messe!" Ich bin etwa auf sieben Messen pro Jahr und habe dort meinen Fotostand, wo ich Fotos von jedem Cosplayer mache und jeder sein Exemplar bekommt. Das ist mir sehr wichtig. Und wenn wir uns gegenseitig erfasst haben und auf einer Wellenlänge liegen, dann sprechen wir bezüglich weiterer Fotos. Das ist immer der beste Weg - einfach auf einer Messe in Kontakt treten, dann läuft es.

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