Cosplay-Fotograf eosAndy im Interview

Eine Kunstform unserer Zeit

Interview Benjamin Braun
Screenshot

Die weiblichen Cosplayer sind ja oft eher knapp bekleidet und gutaussehend. Könntest du dir auch Aktfotografien mit ihnen vorstellen?

Nein, kann ich nicht, aus zwei Gründen. Zum einen traue ich mir ästhetische Fotos dieser Art nicht zu. Das muss man können, damit es nicht plump wirkt. Da muss man ein Auge und ein Gespür für haben, und ich hätte das nicht. Zum anderen bin ich Familienvater und fühle mich bei dieser Vorstellung einfach sehr unwohl. Ich habe ein einziges Mal ein Oben-ohne-Shooting für den Witcher-Kalender gehabt, alles befreundete Cosplayer. Und zwei Frauen, die ich gut kannte, standen dabei oben ohne vor mir. Ich hatte rote Wangen, und die Sache war mir einfach höchst unangenehm. Das muss ich nicht mehr haben. Für mich ist das eine unausgesprochene Grenze, die ich nicht wieder überschreiten möchte. Ich habe mich in dieser Situation einfach überhaupt nicht wohlgefühlt.

Auch wenn es dir persönlich aus nachvollziehbaren Gründen Probleme bereitet: Gegen aktartige Cosplay-Fotos hast du an sich aber nichts? Oder würde das dieser Kunstform aus deiner Sicht schaden?

Ich schaue mir ja durchaus gerne erotisch angehauchte Bilder an, so ist das nicht. Wenn jemand anderes sie macht, wäre das für mich kein Problem. Aber selbst machen würde ich sie nicht.

Immer noch sind viele Menschen als Cosplayer rein aus Spass an der Sache in dem Bereich aktiv, für die meisten dürfte es auch heute noch eine eher brotlose Kunst sein. Der Bereich wird aber zunehmend kommerzialisiert, und auch Publisher nutzen prominente Cosplayer gezielt, um auf ihre Produkte aufmerksam zu machen. Ist das aus deiner Sicht eine eher schädliche Entwicklung? Oder ist es eine, von der am Ende alle profitieren, die dem Cosplay etwas abgewinnen können?

Ob das schädlich ist? Meiner Ansicht nach nicht, denn es öffnet eher Türen. Wenn Leute das draufhaben und richtig dafür brennen - und es gibt wirklich viele, die das richtig gut können - und die Möglichkeit bekommen, das professionell zu machen, für ihre Leidenschaft womöglich auch noch Geld zu erhalten, dann ist das etwas Gutes. Da ich den Ben ja sehr gut kenne: Er kann von seiner Leidenschaft leben und gibt sein Wissen, wie er Sachen herstellt und so weiter, in seinen YouTube-Videos etc. an den Nachwuchs weiter. Die Kommerzialisierung ist nicht verkehrt, sondern in dem Sinne förderlich, da einfach künftig mehr Cosplayer das umsetzen könnten, was sie vorhaben.

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