Und wie spielt sich das Ganze?
Schon ab der ersten Spielminute fühlt sich "CrossFire: Legion" erfreulich vertraut an, vor allem dann, wenn man in der Vergangenheit viel "Command & Conquer" gespielt hat und die typischen Steuerungskonventionen des Echtzeitstrategie-Genres kennt. Durch Doppelklick auf einen Einheitentypen gezielt alle anderen Einheiten dieser Art auswählen, Teams durch Drücken der Strg-Taste in Kombination mit einer Zifferntaste festlegen, Routen durchs Gelände mittels Gedrückthalten der Shift-Taste festlegen, Verbündete via Ping-System auf wichtige Ereignisse auf der Karte hinweisen - all das und mehr geht prima von der Hand und spielt sich eingängig.
Durch die Beschränkung auf Rohstoffe und Benzin - die wuselige Radlader-Einheiten (Global Risk) bzw. Gabelstapler-Fahrzeuge (Black List) bei entsprechenden Depots abtransportieren - ist das Ressourcensystem zudem leicht verständlich und schnell verinnerlicht. Gleiches gilt für die Art und Weise, wie die Entwickler Karten aufbauen. Letztendlich gibt es im Terrain jeder Map zwei Höhenstufen. Wer sich auf der oberen befindet, kann weiter sehen und nur dann von tiefer stationierten Einheiten getroffen werden, wenn sie einen Späher vorschicken, der Sicht auf das höhere Gebiet gewährt.
Gewürzt werden die rasanten Partien zudem mit verschiedenen Extras, die zusätzliche Vorteile gewähren. Findet ihr beispielsweise einen Container mit einem Triage-Center, könnt ihr eure Einheiten an diesem Kartenpunkt dauerhaft heilen. Entdeckt ihr einen Radarturm, erhöht sich derweil eure Sichtweite in diesem Gebiet. Kurz gesagt: Der Versus-Modus hat - trotz noch nicht finalem Einheitenfundus - ein solides Fundament und macht schon jetzt Laune.
Wer sich erst einmal warmspielen will, kann ausserdem gegen Bots antreten. Als wir diesen Modus über mehrere Stunden hinweg testeten, offenbarte sich dann leider auch die bisher grösste Schwäche von "CrossFire: Legion": Die künstliche Intelligenz ist zum Teil eine Katastrophe. Beispiel gefällig? Auf der 1-vs.-1-Karte "Mountainside" griff uns der Feind mit Phalanx-Panzern und Herald-Unterstützungsfahrzeugen an. Da sich unsere Basis jedoch auf einer Anhöhe befand und seine spähenden Flugeinheiten von unseren Geschütztürmen ratzfatz zersiebt wurden, kam sein Angriff plötzlich zum Stehen. Die Phalanx-Panzer wechselten in den Verteidigungsmodus und machten selbst dann nicht kehrt, als sie von einem halben Dutzend Jetpack-Einheiten (gegen die sie sich mangels Luftabwehrkanonen nicht verteidigen konnten) kontinuierlich angegriffen wurden. Und das ist erst der Anfang: Auch die Herald-Trucks - die gegen unsere Flieger nichts ausrichten konnten - blieben einfach an Ort und Stelle stehen und liessen sich ohne jegliche Gegenwehr in aller Ruhe abschiessen. In die eigene, mit Flugabwehrstellungen gepflasterte Basis flüchten? Kam ihnen nicht in den Sinn!
Bei genauerer Betrachtung fiel ausserdem auf, dass Arbeiterfahrzeuge ohne Sinn und Verstand und stur wie ein Esel versuchen, das nächstbeste Materialdepot zu erreichen, um ihre Aufgabe zu erfüllen - völlig egal ob sie dabei schnurstracks auf eine riesige Ansammlung an gegnerischen Flugeinheiten zusteuerten und gnadenlos vernichtet wurden.
Ausblick
Zugegeben: Wir sprechen hier von einer Vorabversion, die der Entwickler klar als "Technical Test" kennzeichnet. Zumindest im Hinblick auf die technischen Fähigkeiten der KI muss Blackbird Interactive aber noch ordentlich nachbessern, damit sich das Ganze am Ende auch ohne Gegner aus Fleisch und Blut herausfordernd und interessant spielt. Wie man es besser macht, zeigt aktuell übrigens die KI von "Age of Empires IV".
Sollte es den Kanadiern jedoch gelingen, dieses Manko bis zum Release aus der Welt zu schaffen und auch bei den Kampagnen den recht hohen Erwartungen gerecht werden, dann könnte die Marke in der Tat auch im Echtzeit-Genre Fuss fassen. Wir jedenfalls sind schon sehr gespannt auf die Public Open Beta, die laut offizieller Roadmap im April mit mehr Karten, Spielmodi und hoffentlich auch der dritten Fraktion durchstarten soll.
Ihr wollt selbst mal reinspielen und euch ein Bild machen? Dann surft auf Steam, wo Publisher Prime Matter in Kürze den Technical Test für alle freischalten möchte.