Crysis Remastered Trilogy - Test / Review

Aller guten Dinge sind drei

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Drei ist nicht nur in vielen Kulturen der Welt eine magische Zahl, es scheint auch für den deutschen Entwickler Crytek eine besondere Bedeutung zu haben. So erhaltet ihr mit der neuen "Crysis Remastered Trilogy" neben drei klassischen Shootern in einem Paket obendrein den mittlerweile dritten Versuch, dem originalen "Crysis" neues Leben einzuhauchen. "Crysis" steht im Vokabular vieler Gamer für fast fotorealistische Grafik und ebenso für Hardware-Anforderungen, die selbst die besten PCs zum Schmelzen bringen. Leider hatte das im letzten Jahr erschienene "Crysis Remastered" zwar die hohen technischen Anforderungen, konnte jedoch weder grafisch noch spielerisch wirklich überzeugen. Jetzt geht der Shooter-Klassiker in die dritte Runde, und wir haben uns für euch die "Crysis Remastered Trilogy" auf der Xbox Series X angeschaut, um zu sehen, ob man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. Dazu schauen wir uns zuerst jeden Titel einzeln an, bevor wir das Paket als Ganzes bewerten.

Crysis 1: Ein Mann und sein Anzug

Als spiritueller Nachfolger des ersten "Far Cry" gehörte "Crysis" 2007 zu den beliebtesten PC-Games aller Zeiten. Das Spiel überzeugte nicht nur mit modernster Grafik, sondern auch mit Gameplay, das dem Spieler grössere Levels und mehr Freiheit bot als in vielen vergleichbaren Genrevertretern. Als Mitglied einer geheimen US-Spezialeinheit namens "Raptor Team" landet ihr auf den tropischen Lingshan-Inseln. Euer Ziel ist es zunächst, einen US-amerikanischen Archäologen, der auf der Insel verschwand, zu retten. Schnell findet ihr aber heraus, dass ihr nicht allein unterwegs seid. Die nordkoreanische Armee hat sich auf der ganzen Insel ausgebreitet und scheint ebenfalls nach dem Archäologen zu suchen.

Die Hauptfigur Nomad und die anderen Mitglieder des Raptor-Teams sind mit einem speziellen Nano-Anzug ausgestattet, der ihnen nicht nur übermenschliche Stärke und Reflexe verleiht, sondern sie auch tarnen kann. Beim Erkunden der Insel findet ihr jedoch heraus, dass die Forscher ein uraltes, unmenschliches Übel befreit haben, das jetzt auf euch und euer Team Jagd macht.

"Crysis" ist der mit Abstand offenste Teil der Reihe und besticht mit einer grossen Sandbox, in der ihr die eigentlich lineare Story so angehen könnt, wie ihr es wollt. Das heisst, dass ihr zwar immer klare Ziele vorgegeben bekommt, aber oft eure Herangehensweise selbst entscheiden könnt. Dank der Nano-Technologie könnt ihr euch etwa für kurze Zeit unsichtbar machen und so durch die verschiedenen Aussenposten der KVA schleichen, ohne jemals einen Schuss abzufeuern. Oder ihr nutzt die Fähigkeit des Anzugs, euch vorübergehend kugelsicher zu machen, und ballert mit einem schweren Maschinengewehr alles nieder, was nicht bei drei auf den Palmen ist. Besonders interessant dabei ist, dass "Crysis" ähnlich wie später "Battlefield" auch auf zerstörbare Umgebungen setzt. Bäume knicken um, und Wellblech-Häuser fliegen euch um die Ohren, wenn etwa eine Granate neben euch explodiert. Im späteren Spielverlauf dürft ihr auch allerlei Fahrzeuge, von Booten über Panzer bis hin zu Helikoptern, steuern und damit eure Gegner erledigen.

Screenshot

Auch heutzutage ist die Ähnlichkeit des ersten "Crysis" zur "Far Cry"-Reihe noch unverkennbar, obschon letztere sich inzwischen deutlich weiterentwickelt hat. Zwar klingt es grossartig, jedes Feuergefecht so anzugehen, wie ihr es wollt, tatsächlich zwingt euch das Spiel dank treffsicherer Gegner jedoch meistens dazu, eher vorsichtig an gegnerische Lager heranzugehen. Das liegt vor allem daran, dass es, im Gegensatz zur ursprünglichen Version von "Crysis", im Remaster keine Möglichkeit zum Schnellspeichern mehr gibt. Auch die verschiedenen Anzugsmodi können jetzt nur noch im passenden Kontext benutzt und nicht mehr frei an- und ausgeschaltet werden. Das liegt daran, dass man als Grundlage für "Crysis Remastered" nicht etwa das alte PC-Spiel nahm, sondern die späteren Konsolenversionen, die in einiger Hinsicht deutlich weniger boten. So fehlt etwa ein ganzes Kapitel der Story, und auch vom Multiplayer-Modus, den das Original bot, fehlt jede Spur.

Can it run Crysis?

Wie eingangs erwähnt, ist "Crysis" vor allem für seine herausragende Grafik und die damit verbundenen absurden Systemanforderungen bekannt. Das liegt vor allem daran, dass die fürs Spiel verwendete CryEngine bei den grafischen Effekten und der Grösse der Levels keine Kompromisse einging. Heute erreichen dank deutlich besserer Grafik natürlich viele Spiele dieses grafische Niveau. Umso spannender war der Release von "Crysis Remastered" im letzten Jahr, denn das Projekt versprach, die Grafikbombe von damals zurückzubringen - mit Raytracing und 4K-Auflösung! Viele Spieler mussten dann aber schnell feststellen, dass der Ruf, den "Crysis" schon 2007 hatte, nicht nur von der guten Grafik kam, sondern auch von mangelnder Optimierung für verschiedene Hardware. "Crysis Remastered" kämpfte mit diversen Performance-Problemen und sah dabei nicht besser aus als andere moderne Shooter. Es brauchte erst viel Arbeit und mehrere grosse Patches, um den Titel wirklich spielbar zu machen.

Diese Patches sind in der "Crysis Remastered Trilogy" natürlich bereits enthalten, und tatsächlich läuft "Crysis" nicht nur auf PC, sondern auch auf Xbox Series X makellos - trotz Raytracing. Neue Massstäbe setzt das Spiel grafisch dabei allerdings nicht. Stattdessen sieht es aus wie andere moderne Ego-Shooter und zeigt in einigen Gameplay-Elementen und Physik-Bugs in der Spielwelt sein Alter. "Crysis Remastered" ist noch immer ein gutes Game, doch im hohen Alter von 14 Jahren ist es vielleicht Zeit, dem Titel die letzte Ehre zu erweisen, denn seine besten Jahre sind bereits vorbei.

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