Curse of the Sea Rats - Test / Review

Koop-Metroidvania mit Ratten

Test Benjamin Braun getestet auf PlayStation 5

Erfolgreich via Kickstarter angeschoben, steht das Indie-"Ratoidvania" nun für alle wichtigen Spieleplattformen im Handel. Wir haben dem Koop-fähigen Action-Adventure auf den Nagerzahn gefühlt und verraten euch, ob sich die Anschaffung lohnt.

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Eigentlich war David Douglas, Buffalo Calf, Bussa und Akane Yamakawa kein günstiges Schicksal beschieden. Denn die vier spielbaren Helden aus "Curse of the Sea Rats" beginnen im Jahr 1777 als Gefangene des Britischen Empires und sollen per Schiff zu ihrer Gerichtsverhandlung befördert werden. Sie haben Glück im Unglück, denn während der Überfahrt entführt die Piratenhexe Flora Burns den Sohn des Captains und verwandelt alle an Bord in Ratten. Gelingt es euch, die Freibeuterin zur Strecke und den Fährmannssohn zurückzubringen, winkt euch zum Dank die Freiheit - und womöglich könnt ihr sogar den über euch verhängten Fluch brechen.

"Wonder Boy" mit Ratten

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"Curse of the Sea Rats" orientiert sich in Teilen sehr stark an klassischen Metroidvanias wie denen aus der "Wonder Boy"-Reihe. Mit einem der vier wählbaren Rattenhelden (oder gleich mit bis zu allen vier davon im nur lokal verfügbaren Koop-Modus) erkundet ihr also die Welt, vervollständigt dabei die Karte und erlangt verschiedene Skills wie einen Doppelsprung. Nur damit oder mit einem später verfügbaren Supersprung könnt ihr zunächst scheinbar unpassierbare Hindernisse vor neuen Gebietsteilen überwinden. Für andere Durchgänge etwa in einen Spinnentunnel benötigt ihr wiederum einen Schlüssel für ein Tor oder auch eine Lampe im Inventar, da es dort ansonsten zu dunkel ist. Am Anfang ist der Verlauf des Abenteuers noch ziemlich linear. Durch die wenigen, ausnahmslos in Bosskämpfen verdienten Spezialfähigkeiten habt ihr später aber ständig die Möglichkeit, in einem von gleich mehreren nun zugänglichen Gebieten weiterzumachen. Damit ihr später schneller zwischen den Arealen wechseln könnt, und sei es nur, um bei einem Händler gegen gesammeltes Gold eure Vorräte aufzustocken, schaltet ihr Schnellreisepunkte frei. Einiges an Herumlauferei und Hin und Her bleibt dennoch übrig. Ärgerlich ist zudem, dass man im Fall eines unfreiwilligen Ablebens zwar ohne bereits erzielte Fortschritte zu verlieren (also etwa die "Synchronisation" der Umgebung oder Level-ups, die eure Grundattribute verbessern) wiederbelebt wird, aber nicht alternativ frei speichern kann. Sterbt ihr beispielsweise in einem Bosskampf, habt jedoch alle Heilmittel verbraucht, sind die Vorräte verloren. Ihr müsst also erst noch mal zum Händler. Habt ihr nicht genug Gold in der Tasche, müsst ihr selbiges gar erst noch grinden, wenngleich das aufgrund der bei jedem erneuten Betreten eines Bildschirms respawnenden (normalen!) Gegner relativ schnell möglich ist. Aber das ist eben doch aufwendiger, als einfach manuell am letzten Savepoint zu speichern und den Spielstand inklusive voller Menge Heilmittel einfach neu zu laden. Diese teils entfernt an "Dark Souls" erinnernden Mechanismen sind allerdings verschmerzbar. In anderen Bereichen lässt "Curse of the Sea Rats" schon mehr Federn.

Vier Helden, ein massiver Cheat

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Die genannten Spezialfähigkeiten und ein paar weitere von Beginn an verfügbare Standards wie Hiebe nach oben bzw. aus geduckter Position oder die Möglichkeit, sich an bestimmten Kanten hochzuziehen, sind bei allen Helden identisch. Abseits dessen ist jeder innerhalb des Quartetts, wobei ihr an den Rastpunkten jederzeit die Rolle wechseln dürft, aber mit sehr individuellen Waffen und Skills ausgestattet. Akane nutzt als japanische Shogun-Kriegerin etwa eine Hellebarde, also eine Stabwaffe mit Klingenaufsatz. Hauptheld David Douglas verwendet einen Krummsäbel, während Muskelpaket Bussa mit den blanken Fäusten zuschlägt. Für jeden Helden könnt ihr mit einer im Kampf verdienten Ressource Verbesserungen und weitere Spezialfähigkeiten für Nahkampf und Magie erwerben oder auch passive Perks, die etwa die Abwehr oder die Chance auf kritischen Schaden erhöhen. Sonderlich unterschiedlich spielen sich die Hauptfiguren dadurch allerdings nur begrenzt. Erst die ultimativen Fähigkeiten ganz am Ende des Skilltrees machen in den meisten Fällen einen wirklich nennenswerten Unterschied.

"Curse of the Sea Rats" ist dabei indes zu Beginn gar nicht mal so leicht, da die Gegner bei Treffern einigen Schaden anrichten. Manch einer von euch wird deshalb schon früh die Möglichkeit zum Grinding nutzen müssen, um über die Fertigkeitenbäume etwa den kritischen Schaden für Nahkampfangriffe oder auch den physischen Widerstand zu erhöhen. Die Skilltrees in "Curse of the Sea Rats" sind nämlich quasi von Beginn an vollständig verfügbar. Wer will, kann also durch Kämpfe in Dauerschleife schon im Startgebiet wirklich alles freischalten, wenn er bereit ist, die dafür notwendige Zeit zu investieren. Während die meisten aktiven und passiven Skills letztlich meist nur kleinere Vorteile bringen, sticht eine passive Eigenschaft deutlich heraus. Für Hauptheld Douglas könnt ihr nämlich eine Fertigkeit aktivieren, mit der er satte 25 Prozent des ausgeteilten Schadens als Trefferpunkte regeneriert. Von einzelnen Bossfights abgesehen, in denen ihr auch ohne direkte Feindeinwirkung sterben könnt, legt ihr damit jeden Grossgegner, ohne nur ein einziges Heilmittel zu verwenden.

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Jetzt mögt ihr sagen, dass die Freischaltung dieses Skills oder Perks optional ist und man ja freiwillig darauf verzichten könnte. Das stimmt. Dann allerdings dürften einige Bossfights oder auch andere Situationen für viele fast schon zu schwer werden. Genau das aber scheint den Entwicklern eben bewusst zu sein, und es spricht nicht fürs Spieldesign, dass es mit diesem (oder ohne diesen) Skill nur die Alternative zwischen zu leicht und (zumindest für normal begabte Spieler) tendenziell zu schwer gibt.

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