Cyberpunk 2077 - Test / Review

Der erhoffte Sci-Fi-Hit?

Test Video Benjamin Braun getestet auf PC

Spannendes Setting

Obgleich die Story an sich erst nach den genannten rund fünf Stunden langsam an Fahrt aufnimmt, kommt bis dahin keine Langeweile auf. Geschickt konfrontiert euch CD Projekt mit den Besonderheiten des betont düsteren futuristischen Settings. So macht ihr etwa Bekanntschaft mit Viktor, einem der sogenannten Ripperdocs. Dabei handelt es sich um jene "Mediziner", die den Bewohnern teils nicht ganz legale Implantate einsetzen. Diese im Spiel "Cyberware" genannten Spielzeuge verbessern etwa die Reflexe, gewähren einen festeren Griff oder ersetzen auch mal vollständig organische Bestandteile wie die Augen, die umfassendere Umgebungsscans ermöglichen.

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Die vielen speziellen Begriffe für etliche weitere Besonderheiten werden ebenso clever eingebunden und erklärt, darunter die "Puppen" genannten Prostituierten, die den Kunden auf Basis eines Emotionsscans besonders effizient Honig ums Maul schmieren und ihnen teils tief in die Seele blicken können. Ebenfalls eine Rolle spielen die Braindances. Dabei handelt es sich um eine Art VR-Simulation. Der Unterschied aber besteht darin, dass es um echte Erlebnisse von Menschen geht, die man im virtuellen Raum inklusive Glücks- oder Schmerzgefühlen nacherleben kann. Einen der ersten davon, die V erlebt, stammt von einem Raubüberfall und dem Täter, der schliesslich auf der Flucht erschossen wird.

Gewiss haben Kenner der Pen-&-Paper-Vorlage gewisse Vorteile, sich mit bestimmten Begrifflichkeiten und Besonderheiten zurechtzufinden. Viel besser als CD Projekt kann man die Spieler jedoch kaum in die komplexe Welt einführen, ohne dass die Missionen wie billige Erklärbär-Aufträge wirken oder der Spieler von Informationen erschlagen wird. Zusatzinformationen, die deutlich mehr in die Tiefe gehen, ruft ihr in "Cyberpunk 2077" allerorts auf Wunsch über Datensticks ab, die genauer erläutern, weshalb die Welt genau so ist, wie sie ist, wie die politische Situation in anderen Regionen der Welt aussieht und Ähnliches. Das sind zwar im Regelfall lediglich Texte. Aber wer Spass daran hatte, die Bücher in "The Elder Scrolls" zu lesen, um mehr zu erfahren, der wird das in "Cyberpunk 2077" gewiss ähnlich empfinden.

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Was zudem von Beginn an bei der Stange hält, sind die Charaktere und die glaubwürdige Art, in der sie reden und agieren. Jackie etwa ist zwar ein selbstbewusstes Kerlchen, aber (mit einem Augenzwinkern zu verstehen) ein Muttersöhnchen, das sich um seine Mama genauso viel Sorgen macht wie sie um ihn. Als der erste grosse Auftrag mit V konkret in Angriff genommen wird, ist der breitschultrige Kerl so nervös, dass er sein Bein unruhig auf und ab wippen lässt. Auch deshalb entwickeln wir schnell Sympathien für Jackie. Denn der ist zwar ein Krimineller, aber eben einer mit Herz. Und nicht nur zu ihm, sondern auch zu anderen Charakteren wie der Braindance-Expertin Judy kann sich eine Freundschaft entwickeln - oder, wie kaum anders zu erwarten, vielleicht sogar etwas mehr.

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