Cyberpunk 2077 - Test / Review

Der erhoffte Sci-Fi-Hit?

Test Video Benjamin Braun getestet auf PC

Offene Welt als optionaler Spielplatz

Die Story von "Cyberpunk 2077" findet ähnlich wie in "The Witcher 3" in einer offenen Spielwelt statt. Es werden euch handlungstechnisch jedoch weit weniger künstliche Grenzen gesetzt, denn spätestens nach dem recht langen Prolog steht euch die gesamte Welt zur Erkundung offen. Wer will, kann sich also einfach ein Auto kaufen oder klauen und damit einmal quer durch die Welt fahren. Am Rande findet dann etwa mal ein Überfall statt, bei dem ihr die Angreifer erledigen und eine Belohnung von Polizei-Detective Regina Jones kassieren könnt. Sobald ihr eine bislang nicht betretene Region erreicht, erhaltet ihr zudem im Regelfall einen Anruf eines dort bedeutenden Fixers, der euch um ein Treffen bittet oder gleich den ersten Auftrag anbietet. Ihr müsst die Aufträge nie sofort in Angriff nehmen, sondern könnt diese sammeln und irgendwann später angehen. Das gilt indes auch für vermeintlich besonders dringliche Hauptmissionen, denn Missionen unter Zeitdruck gibt es in "Cyberpunk 2077" keine. Wir haben im Spiel zudem nicht eine erlebt, die nach einem bestimmten Story-Fortschritt als gescheitert abgehakt worden wäre. Für unseren Geschmack poppen jedenfalls durchweg zu viele Textbotschaften auf. Und wenn das Telefon halb so oft klingelte, wäre das oft genug.

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Klar trägt das dazu bei, dass sich die Stadt weniger wie eine hübsche Kulisse anfühlt, aber das hätte man wohl auch dezenter regeln können. Es wirkt deshalb zum Teil wie ein Vorgaukeln falscher Tatsachen. Denn was den Kulissenstatus stärker betont, ist die Weltsimulation insgesamt. Autofahrer oder Passanten und sogar die Welt an sich reagieren nämlich relativ wenig auf euer Handeln. So müsstet ihr nach der letzten Prolog-Mission eigentlich ständig von irgendwem gejagt werden, der euch nach dem Leben trachtet oder euch wenigstens zur Rede stellen will. Es interessiert ausserhalb der Hauptmissionen jedoch kein Schwein, was ihr infolgedessen anstellt, und ihr könnt euch quasi frei bewegen, ohne unerwünschte Aufmerksamkeit zu erregen.

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Die offene Spielwelt beeindruckt aber dennoch mit ihrer Vielfalt - ob mit den riesigen Häuserschluchten in Downtown, Industriegebieten oder speziellen Bezirken wie Japan Town, die eine vergleichbar grosse kulturelle Vielfalt andeuten wie New York City. Das gilt auch für die Sprachen der einzelnen Fraktionen, die meist einer bestimmten Ethnie angehören. Die sogenannten Voodoo Boys sprechen etwa Kreol. Ein bisschen wie in "Inglourious Basterds", wenn auch nicht ganz so konsequent in den Hauptmissionen, ist hier also nicht alles auf Deutsch beziehungsweise Englisch getrimmt. Stattdessen spricht jeder seine Sprache, während in den Untertiteln durch ein technisches Hilfsmittel eine Direktübersetzung erfolgt. Das erhöht klar die Stimmung, wenn sich etwa der japanische Dialog vor unseren Augen in einen deutschen Text umwandelt. Das gilt auch teils für einzelne Brocken in anderen Sprachen, etwa wenn Jackie einen Ausspruch auf Spanisch hinzufügt. Zur Erkundung lädt die Welt jedoch nicht in dem Masse ein wie ein Los Santos in "GTA V". Denn die spannenden oder skurrilen Begegnungen erlebt man im Spiel fast ausnahmslos innerhalb der Missionen und nur selten, wenn man einfach mal querfeldein durch Einkaufsstrassen läuft oder in Geschäften oder Bars jemanden anquatscht. Letzteres gibt es, aber das ist eher wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. In "Cyberpunk 2077" hangelt man sich also doch primär an den meist storylastigen Missionen entlang und läuft nicht wirklich Gefahr, dabei gross etwas zu verpassen. Das ist folglich kein wirkliches Manko, denn der Star sind hier die Missionen und wichtigen NPCs. Die Stadt erfüllt ihre Unterstützerrolle als Kulisse gut.

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