Vor fast 20 Jahren ist "Dead Rising" exklusiv für die Xbox 360 erschienen und hat direkt die Herzen vieler Spieler erobert. "Dawn of the Dead" via "Mr. Bean" war nicht nur von der Idee her clever, sondern auch von der Umsetzung. Es wurde zum Hit, hat mehrere Fortsetzungen und Spin-offs bekommen und ist nach dem vierten Teil in der Versenkung verschwunden. Capcom bringt jetzt den Klassiker als Remaster in der eigenen RE Engine zurück. Das Spielgefühl soll das gleiche sein, wie man es kennt, bringt aber Verbesserungen für alle damals erwähnten Problembereiche mit. Auf der Xbox Series X haben wir herausgefunden, ob die Serie eher im Grab hätte gelassen werden sollen oder ob sich die Rückkehr vom Tod lohnt.
Charmeur, Fotograf und Zombiekiller
Der freiberufliche Fotograf Frank West hat den Tipp bekommen, dass in der Stadt Willamete in Colorado die ganz grosse Story auf ihn wartet. Per Hubschrauber wird er in die Ortschaft eingeflogen und beobachtet schon beim Anflug merkwürdige Ereignisse auf den Strassen. Im Epizentrum steht die Parkview Mall, und in kürzester Zeit wird klar, was hier genau vor sich geht: Zombies sind los! Mit der Hilfe der Agenten Brad und Jessie, dem Hausmeister Otis und anderen Überlebenden muss man mit der Kamera im Anschlag herausfinden, wie es zum Ausbruch gekommen ist, was es mit dem mittelamerikanischen Ort Santa Cabeza auf sich hat und wie man aus der Mall entkommen will.
Die Geschichte steht im starken Kontrast zum Gameplay von "Dead Rising"" Sie ist ernst und überraschenderweise selbst heute noch aktuell. Wie das Zombievirus entstanden ist und welche Auswirkungen es hat, ist auch 18 Jahre später noch eine gute Allegorie für echte Probleme unserer Welt - nur halt eben mit Zombies. Frank West ist weiterhin ein sehr sympathischer und grossherziger Held, auch wenn er nicht allzu clever ist. Der restliche Cast ist interessant genug, obschon die Bosse, Psychopathen genannt, weniger Charakter haben als in unserer Erinnerung. Sie sind zwar in der Regel amüsante Karikaturen, doch allzu viel Persönlichkeit weisen sie nicht auf.
An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass die Entwickler dem "Dead Rising Deluxe Remaster" zu 99 % nur neue Inhalte hinzugefügt und so gut wie keine entfernt haben. Die wenigen, die verändert wurden, sind die Beschreibung von Erfolgen und das Entfernen der Erotik-Fotokategorie. Acht weibliche Überlebende zu retten, sollte nicht mit einem Erfolg belohnt werden, der "Frank der Zuhälter" heisst, und Bonuspunkte für Fotos von Dekolletés oder Hinterteilen von Frauen sind ebenso fragwürdig.
Mit Schirm, Knarren und Melonen
Schon George A. Romero wusste, dass eine US-amerikanische Mall ein perfekter Schauplatz für ein Zombie-Abenteuer ist. Was "Dawn of the Dead" gestartet hat, wird mit "Dead Rising" auf die Spitze getrieben. Die Mall ist gefüllt mit hunderten Zombies, und alle Tools, um sie zu erledigen, sind über dutzende Geschäfte verteilt, die man finden kann. Riesige Lippenstifte, ein Stapel CDs oder ein Sonnenschirm sind zwar nicht die effektivsten Waffen im Kampf gegen die Untoten, aber auf jeden Fall die unterhaltsamsten. Auch heutzutage macht es Spass, die Geschäfte zu plündern und mit allem, was man sich unter die Nägel reissen kann, auf die Zombies loszugehen. Natürlich dürfen auch Schusswaffen und effektivere Waffen wie Baseballschläger und Messer nicht fehlen, doch der Spass kommt ebenso davon, andere Werkzeuge auszuprobieren.
Eine der Änderungen im Kampf gibt es im Umgang mit den erwähnten Schusswaffen. Frank West hat zwar über Kriege berichtet, ist jedoch, was den Gebrauch von Knarren angeht, kein "Resident Evil"-Charakter. Trotzdem kann man sich in "Dead Rising Deluxe Remaster" gleichzeitig bewegen, zielen und schiessen. Das ist besonders im Kampf gegen Bosse praktisch, fühlt sich allerdings auch sonst gut und zeitgemäss an. Ansonsten erinnern die Kämpfe immer noch stark an das Original. Es ist nicht zu ausgefuchst mit verschiedenen Kombos für alle Waffen, sondern eher simpel gehalten, weshalb es auch so Spass macht. Dadurch zeigen sich Schwächen beim Kampf mit den Bossen und später eingeführten normalen Gegnern, da sie einen sehr schnell am Laufmeter betäuben und niederknüppeln können. Man ist zu Fuss nicht allzu flink unterwegs, und jede Action hat Gewicht, was in jenen Momenten zu Problemen führen kann. Wer ein Veteran des Spiels ist, wird froh sein zu hören, dass die Waffe eines gewissen Bosses in Kombination mit drei heiss begehrten Büchern weiterhin so stark ist, wie man es erwartet.
Am Schwierigkeitsgrad selbst wurde nichts direkt verändert, und besonders für Spieler, die zum ersten Mal in die Haut von Frank West bei seinem Erstauftritt schlüpfen, kann es ziemlich erbarmungslos sein. Der Spielverlauf ist in mehrere Fälle aufgeteilt, die man aufdecken muss, und die sind an den Ingame-Timer gebunden. Gewisse Events und Missionen finden zu einem festen Zeitpunkt statt und können verpasst werden. Wer nur die Hauptgeschichte erledigen will, sollte nicht zu sehr unter Zeitdruck geraten. Wer aber nebenbei noch andere Überlebende retten, Psychos erledigen und die Mall erkunden will, wird gestresst von einem Ort zum nächsten rennen. "Dead Rising Remaster Deluxe" ist allerdings ohnehin nicht dafür gemacht, es von Anfang an zu 100 % zu erledigen. Wer die Geschichte abschliesst, kann mit seinem hochgestuften Charakter wieder von vorn starten und hat viel bessere Chancen dabei. Für das Erledigen von Gegnern, das Retten von Menschen, das Schiessen von Fotos und den Abschluss von Missionen gibt es Erfahrungspunkte. Mit jeder Stufe lernt Frank neue Angriffe, bekommt mehr Lebenspunkte, kann mehr Gegenstände tragen und stärker austeilen. In Kombination mit mehreren verschiedenen Enden, inklusive eines wahren Endes, wird man dazu eingeladen, immer wieder nach Willamete zurückzukehren.