Sowohl die Kampf- als auch Schleichmechaniken sind viel ausgefeilter und vielschichtiger als im Erstling, und keine Herangehensweise fühlt sich inhärent richtig oder falsch an. Ihr geht so vor, wie es euch am sinnvollsten erscheint. Diverse nicht tödliche Waffen helfen euch, menschliche Gegner auszuschalten. Um euch gegen ungleich gefährlichere BTs zu wehren, braucht es wiederum ganz eigene Ausrüstung. Oft empfiehlt es sich, gegnerische Lager erst mal mit schnell errichteten Türmen auszuspähen, um die Position von Wachen und wertvoller Beute zu verifizieren. Der kluge Einsatz von Scharfschützen-Betäubungsgewehr und Rauchgranate kann euch auch im Kampf gegen Feinde in der Überzahl oft genug die Haut retten.

Aber trotzdem vergisst "Death Stranding 2" nicht seine Wurzeln. Es sind die oft spürbar anstrengenden Märsche durch mal kahle, mal heisse, mal üppige Landschaften, es ist der Konflikt mit der Umgebung, die dem Spiel seine magischen Momente beschert. Und es sind auch die zahlreichen Möglichkeiten, die Welt nach euren Bedürfnissen und denen anderer Spieler zu verändern, die euch langfristig an den PS5-Controller fesseln. Zunächst platzieren wir noch Leitern, um Klippen und reissende Flüsse zu überqueren, dann bauen wir nützliche Poststellen, Unterstände, die vor dem Zeitregen schützen, Türme, um den Feind auszuspähen, und schliesslich ganze Brücken, Strassen oder extrem nützliche Zip-Lines. Wir reaktivieren Bergwerke und Monorail-Systeme, selbst Portale zwischen Orten werden mit der Zeit möglich. So erschliessen wir nicht nur uns selbst die Welt, sondern helfen auch anderen Boten auf der ganzen Welt. Wir können regelrecht zusehen, wie die menschliche Aktivität zurückkehrt.

All das sorgt für viele grosse und kleine magische Momente. Sei es die Überquerung einer riesigen Bergkette oder das erste Treffen mit einem neuen Freund - oder einem alten Feind! Neben vertrauten Gesichtern wie Fragile treffen wir dabei auch auf neue Charaktere. Die ist beispielsweise der auf "Mad Max"-Regisseur George Miller basierende Tarman, der unsere mobile Basis, die DHV Magellan, durch den Teer steuert. Dann ist da Rainy, die eine ganz besondere Verbindung mit dem Zeitregen hat, vor allem allerdings Dollman: Der ist dem deutsch-türkischen Regisseur Fatih Akin nachempfunden, baumelt schon bald fröhlich als Puppe an Sams Gürtel und kommentiert da nicht nur fröhlich manch eine Situation. Ihr dürft den robusten kleinen Kerl nämlich sogar in die Luft werfen, um so einen genaueren Überblick über eure unmittelbare Umgebung zu bekommen.

Diese teils heftigen tonalen Schwankungen sind es wiederum, die einen grossen Teil des Charmes von "Death Stranding 2" ausmachen. Hochgradig emotionale Szenen wechseln sich mit brachialen Action-Einlagen ab, nachdenkliche Momente und tragische Rückblicke geben sich mit grenzenlosem Optimismus oder erfrischendem Humor die Klinke in die Hand. Da gibt es Momente stiller Schönheit oder mit gnadenloser Reizüberflutung. Wer sich ab dem 26. Juni gemeinsam mit Sam Porter Bridges auf eine neue Reise begibt, darf sich auf einiges gefasst machen.
Ausblick
Im Verlauf von vier Tagen konnten wir fast 30 Stunden im Mexiko und Australien von "Death Stranding 2" verbringen. 30 Stunden, die wie im Flug vergingen, in denen unheimlich viel passiert ist und nach denen wir am liebsten direkt noch weitere 30 Stunden drangehängt hätten. Um mehr Strassen zu bauen, um mehr über die Menschen, denen wir da begegnet sind, zu erfahren. Einfach, um mehr Zeit mit Sam, Dollman und all den anderen zu verbringen. Und natürlich auch, um zu erfahren, wohin Sams Reise ihn noch führt und wie es all denen ergeht, die ihm und nicht zuletzt uns doch unheimlich ans Herz gewachsen sind.
