Deliver Us Mars - Test / Review

Gelungenes Science-Fiction-Sequel

Test Benjamin Braun getestet auf Xbox Series X/S

Klettern, rätseln, puzzeln

Prinzipiell hätte KeokeN "Deliver Us Mars" auch als "Walking-Simulator" umsetzen können, glücklicherweise bietet auch das neues Werk jedoch eine recht vielfältige Spielmechanik. So nutzt Kathy immer wieder ihre Kletterpickel, um an dafür geeigneten Wänden hochzukraxeln. Gerade mit dem Gamepad funktioniert das ziemlich intuitiv, da ihr die Pickel jeweils aktiv mit den Triggern einsetzt. Haltet ihr also beide fest, kommt ihr logischerweise gar nicht erst weiter. Lasst ihr beide los, stürzt ihr ab. Ihr müsst also den Griff immer abwechselnd lösen und später auch darauf achten, dass ihr nicht versucht, die Pickel in Metallstreben zu versenken, wo sie keinen Halt finden. Das Klettern wird zudem immer wieder erweitert, etwa indem ihr nach einem Sprung die Pickel in eine Oberfläche schlagen müsst, um Halt zu finden, oder dasselbe gar nach einem rückwärtigen Sprung von einer anderen Kletterfläche tun müsst. Es geht auch gelentlich tauchend unter Wasser oder im Raumschiff auf dem Weg zum Mars durch die Schwerelosigkeit. Bei Letzterem dürft ihr manuell zwischen Ego- und einer Third-Person-Perspektive umschalten, während die Aussenansicht ansonsten Standard ist. Ihr fahrt zudem zwischendurch mit einem Mars-Rover über die Planetenoberfläche und bewältigt kleine Jump-'n'-Jump-Passagen, wobei euch bei weiteren Sprüngen die geringere Schwerkraft zugutekommt.

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Am besten gefallen haben uns allerdings die Rätsel- und Puzzle-Aufgaben, bei denen auch immer wieder Kathys Begleiter-Drohne AYLA zum Einsatz kommt. Dabei gilt es unter anderem, mithilfe von Energiestrahlen Türsteuerungen zu aktivieren. Da jeder Strahl eine bestimmte Stromstärke hat, die den Energiebedarf etwa leicht übersteigt, müsst ihr zudem spezielle Objekte so platzieren, dass der Strahl durch sie hindurchgeht und dadurch im gewünschten Mass in seiner Stärke reduziert wird. Es gibt obendrein mit kleineren Einschränkungen frei im Raum platzierbare Geräte, mit denen ihr den Energiestrahl aufteilen könnt. Geräte wie diese müsst ihr dann zusätzlich oft erst zugänglich machen, um sie selbst oder mittels der Drohne an einem geeigneten Ort platzieren zu können. Wir wollen nichts spoilern, aber da stecken schon ein paar wirklich clevere Aufgaben drin, wenn ihr später auch mal gleich fünf Empfänger auf einmal mit der passenden Strommenge aus zwei Quellen versorgen müsst. Ebenfalls nicht schlecht sind die Puzzles, die ihr bei der zuvor angesprochenen Aktivierung der Hologramme lösen müsst. Auch dabei kommt eure Drohne zum Einsatz, mit der ihr euch um ein meist zentral im Raum platziertes Objekt herumbewegt. Vier "Schlüsselteile" müssen in dieses Objekt eingefügt werden, die sich jeweils abhängig vom Winkel eurer Drohne, der Entfernung und der Höhe zu ihm verschieben. Das Prinzip wiederholt sich zwar bei jeder Dechiffrierung, Spass macht der Vorgang aber dennoch.

Solide Grafik mit kleinen Macken

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Wie schon im Vorgänger setzt "Deliver Us Mars" auf die Unreal Engine 4. Dass das Indie-Spiel nicht über ein Triple-A-Budget verfügt, sieht man ihm definitiv an einigen Ecken an. So kommen die Umgebungsobjekte oft recht kantig daher, die Gesichter wirken leblos und besonders die Haare der NPCs grob im Vergleich mit Unreal-Grossproduktionen wie "Gears 5" Es gibt aber auch schöne Seiten wie etwa eine Reihe fast fotorealistischer Texturen oder recht hochwertige Partikel- respektive Licht- und Schatteneffekte. Nichts Spektakuläres, aber völlig in Ordnung für einen Midprice-Titel. Soundtechnisch lässt sich "Deliver Us Mars" dafür nicht lumpen, zumindest in Bezug auf die Sprachausgabe, die es (wie vom Vorgänger gewohnt) auch komplett auf Deutsch gibt. Wenn wir uns bei Begleiter Ryan nicht verhört haben, ist mit Sascha Rotermund (u. a. Pedro Pascal in "The Mandalorian") auch mindestens ein prominenter Sprecher mit an Bord. Aber die übrigen Rollen sind insgesamt ebenfalls gut besetzt.

Fazit

Mit "Deliver Us Mars" gelingt KeokeN Interactive eine gute Fortsetzung. Der Story fehlt es zwar teils an Tempo, sie ist aber dennoch spannend und hält uns mit ihren Wendungen und dank der sympathischen Heldin am Ball. Spielerisch ist das Sequel vielleicht nicht unbedingt ein absolutes Schwergewicht, da man einzelne Bestandteile auch eher als Beschäftigungstherapie auffassen kann. Es gibt für ein Spiel, das komplett ohne Ballerei auskommt, jedoch ein angenehm vielfältiges Gameplay, das besonders mit seinen Puzzles, aber auch den Kletterpassagen punktet. Insbesondere, wenn ihr den Vorgänger schon mochtet, könnt ihr jedenfalls bedenkenlos bei "Deliver Us Mars" zuschlagen, zumal ihr hier in puncto Umfang deutlich mehr Spiel für euer Geld erhaltet.

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