„Hotline Miami“, „Serious Sam“, „Luftrausers“, „OlliOlli“ oder „Always Sometimes Monsters“: Der amerikanische Publisher Devolver Digital konzentriert sich auf die boomende Indie-Entwicklerszene und liefert in schöner Regelmässigkeit digitale Unterhaltungsperlen ab. In Berlin konnten wir vergangene Woche gleich drei neue Spiele antesten und uns mit den Entwicklern über minimalistische Grafiken, extrem schrägem Humor und den oft schmerzhaften Schwierigkeitsgrad ihrer Produktionen unterhalten.
Titan Souls
Entwickler: Acid Nerve
Plattformen: PS4, PS Vita, PC, Mac, Linux
Erscheint: 14.4.2015
Der optische Ersteindruck: „The Legend of Zelda: A link to the Past“. Das Spielprinzip: „Shadow of the Colossus“. Das Spielerlebnis: „Bloodborne“ oder „Dark Souls“. Was erstmal nach einem bunten Allerlei zusammengeklauter Ideen klingt, entwickelt sich aber nach einer Stunde Dauersterben als enorm packendes Abenteuer mit Suchtfaktor. Unser namenloser Held verfügt über arg begrenzte Fähigkeiten. Er hat genau einen Lebenspunkt, das bedeutet bei einem Treffer schon das direkte Aus. Er hat genau einen Pfeil, der nach dem Abschuss mit einer kleinen Verzögerung wie ein Boomerang zurückkehrt oder manuell aufgesammelt werden kann. Aber zumindest haben wir endlose Versuche ein kleines Stück weiter in der geheimnisvollen Zwischenwelt von Titan Souls vorzudringen. Aufrüsten mit besseren Waffen? Mehr Lebensenergie? Fehlanzeige. Besser als direkt zum Beginn des Spiels wird es nicht werden, zumindest was die Fähigkeiten des nimmermüden Helden betrifft.
Bosse, überall nur Bosse!
Wenn wir schon bei den Sachen sind, die es nicht gibt: Dazu gehören auch normale Gegner. Da wir nicht aufleveln können, benötigen wir auch kein Kanonenfutter als Erfahrungspunktelieferant. Wir treffen nur auf Bosse, auf riesige Endgegner, die uns das eine Leben, das wir besitzen, gnadenlos nehmen wollen. Achtzehn Stück (und wohl noch den ein- oder anderen versteckten) erwarten uns auf dem Weg zum hart verdienten Abspann. Darunter ein Gegner, der wie eine grosse grüne Blase aussieht und in dessen Mitte ein Herz schlägt. Munter hüpft das herzige Stück über den Bildschirm, treffen wir es mit unserem Pfeil, teilt es sich. Wollen wir siegreich aus dem Kampf hervorgehen, müssen wir die Schwachstelle finden. In diesem Fall scheint es offensichtlich, das Herz müssen wir Treffen. Zur Seite laufen, mit einer Rollbewegung ausweichen und gut zielen. Tatsächlich können wir diesen Boss recht schnell zur Strecke bringen. Das sieht im Verlauf unserer Proberunde dann bei den folgenden Endgegnern schon ganz anders aus.
Story ist optional
Während wir also durch aztekisch inspirierte Tempelanlagen, Wälder und Schneelandschaften wandern, können wir auch Bruchstücke der esoterisch angehauchten Geschichte aufdecken. Immerhin befinden wir uns in einer Zwischenwelt und sollen den titelgebenen Titanen Teile eines magischen Objekts entreissen. Da muss es doch auch eine schicke Story geben. Optional können wir auch im Verlauf die Sprache der Titanen erlernen und so kryptische Zeichen in wertvolle Hinweise wandeln. Wer sich für solche Feinheiten nicht interessiert, killt halt einfach Bosse.
Fazit
Die minimalistische Mischung aus 3D-Grafik und Pixelart kommt angenehm entschleunigt rüber. Ganz in Ruhe können wir die Welt durchstreifen und uns nach Belieben in den Katakomben und Höhlen an die Bosse ranmachen. Muster erkennen, Schwachstellen ausfindig machen, sterben, wiederholen. Fairerweise wird nach einem besiegten Gegner automatisch gespeichert, so hält sich der Frust über ein Ableben in Grenzen. „Titan Souls“ ist wirklich nicht einfach, und nach dem ersten Durchlauf steht dann auch noch ein Hard-Mode zur Verfügung. An den trauen wir uns aber erst mal nicht ran.