Disintegration - Test / Review

Überflieger oder Absturzgefahr?

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox One

Eine Welt ohne Seele

Damit verbleiben wir bei der Singleplayer-Kampagne, vermutlich dem Herzstück von "Disintegration" für die meisten Spieler. Der allererste Eindruck wird bereits jeden, der sich hier eine interessante und mitreissende Geschichte erhofft hat, abschrecken. Ein extrem kurzes Werbevideo führt in die wichtigsten Konzepte des Spiels ein. Um den stetig extremeren Gefahren der Welt zu entkommen, haben sich viele Menschen dazu entschlossen, ihr Bewusstsein in Roboter zu transferieren. Dieser Prozess wird "Integration" genannt. Eure Hauptfigur ist angekettet, und ein dramatisch aussehender Roboter mit roten Augen will, dass auch ihr rote Augen habt, bevor ihr entkommt und euch einer Bande von Rebellen anschliesst. Das ist keine Übertreibung: Tatsächlich gehört der Start von "Disintegration" zu den verwirrendsten und unfreiwillig lustigsten Intros in vielen, vielen Jahren. Von dort geht es jedoch sehr schnell bergab.

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Ihr findet euch im Hauptquartier der Rebellion wieder und könnt von dort verschiedene Missionen starten. Wieso man sich entschieden hat, diese Basis als spielbares Element einzufügen, ist schleierhaft. Es handelt sich um eine grosse, leere Hangarhalle, die mit einigen Charakteren bevölkert ist. Ein paar davon bieten extrem kurze, optionale Gespräche, denen wir lauschen können, der Rest gibt uns nur Herausforderungen für die nächste Mission. Dieser Hangar ist nicht nur visuell extrem monoton, sondern auch spielerisch und sogar akustisch. Es gibt nichts zu entdecken, und es spielt auch keine Musik. Es fühlt sich an wie eine sehr frühe, nicht zur Veröffentlichung gedachte Version eines MMOG-Dorfs. In den Missionen sieht es etwas besser aus: Wir bekommen je nach Auftrag einen Squad bereitgestellt, den wir später sogar verbessern können, und wählen unser Gefährt mit Primär- und Sekundärwaffen aus. Von dort an fliegen wir durch die sehr linearen Levels und bekämpfen Horden von Gegnern auf dem Weg zu einem relativ arbiträren Ziel. Abermals steht die Intelligenz unserer Begleiter im Weg, denn wir können ihnen zwar Ziele zuweisen und ihre Fähigkeiten nutzen, sie verweigern sich jedoch meist jeglicher Deckung. Die Gegner strömen dabei geradezu aus Gebäuden und Fahrzeugen und flankieren euren Trupp oft. Sie sind zwar ähnlich stupide, aber in so grossen Gruppen unterwegs, dass sie trotzdem eine Gefahr darstellen. Auch eure Widersacher haben Fähigkeiten, eine der ersten und häufigsten sind Minen. Es ist nicht sonderlich schwer, die Minen zu erkennen, jedenfalls für euch. Eure Truppen werden aber bevorzugt direkt hineinrennen, sobald sie gelegt wurden - so schnell, dass ihr nichts dagegen tun könnt. Euer ganzer Trupp ist also tot, und allein habt ihr kaum eine Chance gegen die extrem kugelresistenten Feinde. Selbst Standardgegner brauchen zwei bis drei volle Magazine aus eurem Maschinengewehr, um zu Boden zu gehen. Glücklicherweise hat Taktik nahezu keinen Einfluss im Kampfgeschehen, da ihr euch immer im gewissen Rahmen regeneriert, eure Einheiten nach kurzer Zeit respawnen und ihr nie unter Zeitdruck steht.

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Spielerisch gehört die Kampagne zum Generischsten, was man sich vorstellen kann. Gelegentlich macht ein Gefecht zwar Spass, aber der Mix aus miserabler KI, monotonen Schlauchlevels und dem ganz grundsätzlich schwachen Shooter-Element ist insgesamt weder Zeit noch Geld wert. Das ist besonders bedauerlich, da sich nach den ersten Spielstunden die Geschichte doch noch entfaltet und stellenweise sogar ganz interessant ist, auch wenn man dazu über sehr viele Dinge hinwegsehen muss.

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