Doom - Test

Mehr als nur ein ultra schneller, ultra brutaler Gewaltporno

Test Benjamin Kratsch getestet auf PC

Erstaunlich kreatives Morden in technisch beeindruckenden Levels

„Doom“ ist ganz unverkennbar auch im Jahr 2016 ein Kind der 90er. Id Software ist wohl das einzige Studio, was sich in Zeiten der Brillanz von „Uncharted 4“ & Co. zumindest in den ersten sechs Stunden noch traut euch in Kill-Chambers, also Tötungskammern zu stecken. Die Künstliche Intelligenz VEGA nämlich blockiert solange Schleusen und Tore, bis seine Sensoren keine Dämonenbedrohung mehr registrieren. Hier macht „Doom“ seinen grössten Fehler, weil es dadurch sehr repetitiv wirkt. Zieht aber auch seine grosse Stärke, weil die Levels sehr gross sind und ihr selbst kontrollieren könnt, wann die Brut der Hölle über euch herfällt. Es wanken und schwanken zwar überall Mutanten auf den Blut verschmierten Gängen umher, aber erst wenn ihr das Dämonenherz aus den sprudelnden Höllenportalen rausreisst, greifen euch alle an. Ihr könnt also vorher die Gänge leeren und euch vorbereiten, schauen wie das Leveldesign verläuft, Fluchtrouten auschecken und im Optimalfall alle Security-Code-Karten finden, denn nur dann könnt ihr alle Abschnitte vom Feindesabschaum bereinigen und vor allem alle Waffen aufklauben. Während id Software nämlich den Fund der Kettensäge noch regelrecht zelebriert, könnt ihr an der Plasma Rifle auch vorbeirennen, wenn ihr nicht auf den zerfleischten Soldaten achtet, der die Wumme mit seinen knochigen Fingern eng umschlungen hält. „Doom“ ist also sicherlich auch ein Titel, den man später nach dem Durchspielen noch mal für ein Stündchen oder zwei einwerfen kann, weil es immer noch ein paar Geheimgänge gibt, die ihr beim ersten Durchrennen nicht entdeckt habt. Immer wieder gibt’s zudem Abschnitte, in denen euch id Software mit grosser Lust zur Weissglut treiben möchte, weil die Sprungelemente ziemlich knackig und ganz schön gemein sind.

Oft springt ihr nämlich auf eine Plattform, die sehr schmal ist. Macht ihr einen Schritt zur Seite, fallt ihr nach unten und müsst den ganzen Quatsch nochmal durchspringen. Jüngere und moderne Spieler dürfte das nerven, Old-School-Hasen erkennen darin aber den Charme der 90iger wieder. Einer Zeit, in der Entwickler euch möglichst viele Hindernisse in den Weg legten, damit ihr eben nicht so schnell das Levelende erreicht. Kreativ ist das Spiel auch deswegen, weil ihr bezüglich Waffen- und Anzug-Upgrades Entscheidungen treffen müsst, die spielentscheidend sind. Wer seine Wummen eher auf Entfernung trimmt, der sollte auch diesen Spielstil bevorzugen, denn die folgenden Aufwertungen bauen darauf auf. Ihr schaltet also erst ein Scharfschützenvisier frei, dann die Fähigkeit Dämonenfleisch zu durchlöchern, um mehrere Gegner auf einen Schlag zu vernichten und schliesslich Scharfschützenmunition, die im Kopf platzt und für ziemliche Sauerei und Umgebungsschaden sorgt. Oder aber ihr entscheidet euch für einen Unterlauf-Raketenwerfer, der sich später mit Schwarmraketen ausstatten lässt. Das gilt auch für den Suit: Ihr entscheidet, ob ihr euch dank Radar besser orientieren und es leichter haben wollt, Power-Armor & Co. zu finden. Oder ob ihr euch lieber gegen explodierende Fässer schützen wollt, die als guter alter Videogame-Trope natürlich gleich stapelweise die Doom-Levels bevölkern. Das ist aber okay, in einem Spiel, was so aussieht. Die idTech5 lässt auf jedem Zentimeter, mit jeder Spiegelung, jeder Textur, jedem Partikeleffekt und jeder Explosion die Muskeln spielen. Ein guter Titel, um eure neue Grafikkarte ans Limit zu treiben. Eine Geschichte gibt’s übrigens auch, die dreht sich um Olivia Pierce, die die Ressourcen der Union Aerospace Corporation nutzt, um einen direkten Fahrstuhl Richtung Hölle zu kreieren. Das ist ganz okay gemacht, okay geschauspielert, aber nicht Besonderes. Ganz anders sieht es im Multiplayer aus, der ein paar radikale Ideen hat.

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