Viel zu tun!
Die Spielwelt strotzt obendrein vor Sammelobjekten und Nebenaufgaben. Immer wieder streut das Game auch kleinere Rätsel ein. Beispielsweise müssen wir dann Energiestrahlen so ausrichten, dass sich Pforten öffnen, Schilde durch das Zerstören von Kristallen zerstören, Verderbtheitsherde aufbrechen oder in der Nekropole Irrlichter an entsprechende Schalter führen. Dazu besitzen die Kameraden selbst Talente zum Manipulieren der Umgebung. Harding beispielsweise kann vorgegebene Steine bewegen, Davrins Griffon nimmt dagegen höher gelegene Ziele aufs Korn. Durch die ständigen Belohnungen und Fortschritte entsteht ein ausgezeichneter Spielfluss, der zum Weiterzocken motiviert.
Die Charakterprogression basiert auf einem klassischen Erfahrungssystem, mit dessen Hilfe ihr immer neue Fertigkeiten aktiviert. Der Talentbaum erlaubt eine umfassende Individualisierung des eigenen Spielstils und der Klassenfertigkeiten. Wir können hier also sehr deutlich eine Gewichtung vornehmen und sie später auch durch eine Spezialisierung abschliessen. Sehr schön: Talentpunkte könnt ihr jederzeit zurücknehmen und neu verteilen. Dadurch ist ein Verskillen unmöglich. Vielmehr ermutigt das System zum Experimentieren mit den Fertigkeiten.
Abzüge gibt es dagegen für das Inventarmanagement und auch die Handelsoptionen. Klassische Krämerläden, die alles verkaufen und auch alles annehmen, gibt es in "Dragon Age" nicht. Vielmehr müssen wir spezielle Lokalitäten aufsuchen, die Waren ankaufen. Läden könnt ihr dagegen aufstufen, um so bessere Waren und Optionen freizuschalten. Gleiches gilt für die Werkstatt des Behüters im Leuchtturm, hier aktiviert ihr neue Verzauberungen und könnt den Waffenrang verbessern. Sehr gut gefiel uns die Tatsache, dass sich beim Finden eines doppelten Gegenstands automatisch der Rang des bestehenden erhöht. Das erspart unnötiges Item-Management. Schade dagegen, dass zwar die Gegner, nicht aber das Loot mitlevelt. Wenn wir nach harter Schlacht teils Objekte erhalten, deren Stats 10 bis 15 Stufen unter dem unserigen liegen, frustriert das merklich.
Fazit
Zunächst mal die gute Nachricht: "Dragon Age: The Veilguard" macht "Anthem" und "Mass Effect: Andromeda" vergessen. Und dennoch werden nicht alle damit glücklich sein. Am Grafikstil, an der Charakterzeichnung und auch den Kämpfen werden sich garantiert die Geister scheiden. Uns jedenfalls hat das Action-Rollenspiel nach Startschwierigkeiten jedoch in seinen Bann gezogen. Dabei waren es vor allem die zunehmende Eskalation des übergeordneten Konflikts und die konstante Progression, die uns irgendwann vollständig in das Spiel hineinsaugten. Das Ergebnis: Eigentlich wollten wir nur eine Quest spielen, und plötzlich war es mitten in der Nacht. Wenn so etwas geschieht, spricht das eindeutig für das Game. Von der opulenten Präsentation über die Entscheidungsfreiheiten bis hin zu der schieren Masse an Inhalten und Geheimnissen: "Dragon Age: The Veilguard" bringt viele Tugenden der Serie zurück, und auch wenn es nicht die Qualitäten des zweiten Teils hat, ist es dennoch ein erstklassiges Action-Rollenspiel, das einem mit grossen Schlachten das Adrenalin in die Adern pumpt, zugleich aber auch mit weiten Teilen seiner Geschichte abholt.