Dungeons & Dragons - Special

Von Drachen, Helden und W20

Artikel Alain Jollat

Das wohl bekannteste Rollenspiel "Dungeons and Dragons" wurde vor über sieben Jahren veröffentlicht und seither unter Lizenz auch für deutschsprachige Spieler verfügbar gemacht. Nun nimmt der Hersteller Wizards of the Coast das Heft selber in die Hand und veröffentlicht einige Übersetzungen in Eigenregie, darunter die deutsche. Wir haben uns das Basis-Set und die drei Bücher des Grundregelwerks für euch angeschaut. Tauchen wir ein in die Welt der klassischen Rollenspiele!

Ein kleiner Ausflug in die Welt der Rollenspiele

Wer bereits einmal ein Tabletop-Rollenspiel gespielt hat, kann diesen Abschnitt überspringen. Alle anderen dürfen gern weiterlesen.

Uns Gamern ist natürlich das Rollenspiel-Genre ein Begriff. Von Einzelspieler-RPGs bis zu den MMORPGs existieren zahlreiche Spielserien. Ob "The Elder Scrolls", "Mass Effect" oder "The Witcher": Unzählige Titel laden dazu ein, Welten zu entdecken, neue Fähigkeiten zu erlernen - und die neu entdeckte Welt in der Regel auch gleich vor dem Untergang zu retten. Allen Genrevertretern ist gemein, dass man seine eigene Spielfigur weiterentwickeln und verbessern kann. Man sammelt Erfahrungspunkte und investiert sie meist bei einem Stufenaufstieg in neue Fähigkeiten oder verbessert die physischen oder psychischen Attribute. Oftmals gehört man dabei auch einer Klasse an, deren Fähigkeiten sich von anderen Klassen unterscheiden. Eine Kriegerin kann mit dem Schwert umgehen und stürzt sich ins Kampfgetümmel, während ein Magier auf Distanz bleibt und seinen Feinden aus der Ferne mit Zaubersprüchen zusetzt.

Screenshot
Dungeons & Dragons

Zahlreiche dieser Mechanismen existierten bereits 1974, als die erste Edition von "Dungeon and Dragons" veröffentlicht wurde (das sich wiederum aus den Tabletop-Strategiespielen weiterentwickelte, bei denen zwei oder mehr Spieler auf einem meist tischgrossen Schlachtfeld mit ihrer Miniatur-Armee Schlachten austragen). Selbstredend wurde damals noch ohne PC oder Konsolen gespielt. Man benötigte neben den Spielregeln einen Heldenbogen, einen Bleistift und ein Radiergummi sowie eine Handvoll spezieller Würfel und etwas Fantasie und Vorstellungsvermögen. Oft wird diese Art von Rollenspielen wegen der benötigten Regelbücher, der Papierbögen und des Schreibmaterial auch Pen-&-Paper-Rollenspiele genannt. Heutzutage ist zudem die Bezeichnung Tabletop-Rollenspiel (oder Tisch-Rollenspiel) geläufig, da Papier und Stift durch elektronische Pendants abgelöst wurden.

Spielende, die sich in ein Abenteuer stürzen wollen, benötigen zwingend einen Helden oder eine Heldin. Dabei gibt das Spielsystem vor, wie so ein Held erstellt werden muss. Während man sich bei Spielen wie "Dragon Age: Inquisition" in einem Charaktergenerator austoben und einen Zwerg-Schurken, eine Elfen-Kriegerin oder einen Magier-Qunari erschaffen kann, gibt das Rollenspielregelwerk vor, welche Völker und Klassen zur Verfügung stehen und wie die Generierung eines Helden abläuft. Auch wenn wir uns gleich vertieft mit "Dungeons and Dragons" befassen, sei erwähnt, dass unzählige andere solcher Rollenspielsysteme existieren. Einige spielen in einer nahen Zukunft, in der die Magie wieder erwacht ist. Oder man übernimmt die Rolle eines Plüschtiers, das Kinder vor dem Bösen retten muss, das sich nachts unter dem Bett sammelt. Egal ob Cowboys im Wilden Westen oder Raumschiffschlachten in der fernen Zukunft: Es gibt vermutlich kaum ein Setting, zu dem noch kein Rollenspiel entwickelt wurde.

Der erschaffene Charakter wird auf einem Helden- oder Charakterbogen festgehalten. Man notiert sich dort einerseits die Attribute (also wie stark, ausdauernd, clever oder charismatisch der Charakter ist), die Fähigkeiten (wie gut er klettern oder lügen kann und über welches Wissen er verfügt) und getragene Waffen oder verfügbare Zaubersprüche und wie gut er im einen oder anderen ist.

Ein wichtiger Teil des Rollenspiels fehlt nun aber noch: die Spielleitung. Während in RPG-Games diese Rolle das Spiel übernimmt, muss (oder besser: darf) dies hier ein Mensch machen. Aufgabe der Spielleitung ist es, ein Abenteuer vorzubereiten, das die Charaktere erleben können. Sie ist gleichzeitig Regisseur, Nebendarsteller und Antagonist. Sie beschreibt, was die Charaktere sehen, hören und fühlen. Sie steuert im Fall eines Kampfes die Gegner und spielt den Händler, mit dem die Charaktere um einen besseren Preis für die Heiltränke feilschen.

Es gibt kein Spielbrett, auf dem gespielt werden muss. Die Spielenden übernehmen die Rolle ihrer Charaktere und sagen, was sie tun wollen. Man kann sich das Rollenspiel wie ein Improvisationstheater vorstellen, das sitzend an einem Tisch abläuft. Man reagiert auf die Beschreibungen der Spielleitung oder auf die Aktionen seiner Mitspieler. Und genau wie bei einem PvE-MMO gewinnen alle zusammen. (Auch die Spielleitung spielt in dem Sinne nicht gegen die anderen Spieler - oder verliert, wenn der grosse böse Endgegner besiegt wird. Es geht darum, zusammen eine spannende und unterhaltsame Zeit zu verbringen.)

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