Wir als Schweizer können bestätigen: Die Alpen sind ein wunderbarer Fleck auf unserem Planeten. Zwar ist "Dungeons of Hinterberg" in Österreich angesiedelt, trotzdem ist das höchste Hochgebirge Europas ein frischer und wunderschöner Ort als Setting für ein Videospiel.
Eine Mischung aus Puzzler, Dungeon-Crawler und Sozialsimulator klingt aussergewöhnlich, und gepaart mit der ausgefallenen Optik macht es gleich Lust auf mehr. Wir haben auf der Xbox Series X einen Abstecher nach Hinterberg gemacht und herausgefunden, was (nicht so ganz) funktioniert.
Und plötzlich: Magie!
Seit etwa drei Jahren gilt der Alpenort Hinterberg in den österreichischen Alpen als Zentrum der Magie. Denn wie aus dem Nichts sind ganze 25 Dungeons aufgetaucht. Als wäre das nicht genug, sind Schreine erschienen, die jedem, der sie findet, magische Kräfte verleiht. Wie es uns der Kapitalismus lehrt, hat die Regierung sich diese Chance nicht entgehen lassen und das idyllische Städtchen in eine wahnwitzige Tourismus-Attraktion verwandelt. Vom Influencer bis zum Grossstadt-Yuppi will sich das natürlich niemand entgehen lassen, denn nirgends sonst gibt es Monster, die man mit Magie verkloppen kann. So geht es auch der Protagonistin Luisa, einer Rechtsgehilfin aus Wien, die es nach Hinterberg gezogen hat, um an diesem verzauberten Ort ihrer angeschlagenen Psyche eine Auszeit zu gönnen. In Hinterberg trifft sie auf allerlei Ortsansässige und andere reisende Abenteurer, die ihr dabei helfen, ihren eigenen Weg zu finden.
Die eigentliche Hauptgeschichte ist zwar interessant, der Star der Show sind jedoch die Charaktere rund um Luisa und sie selbst. Der ansässige Touristenführer und die ehemalige Fernsehpersönlichkeit Klaus kämpft mit der Masse an Idiotischen Touris, die nach Hinterberg strömen. Die Schmiedin, die Abenteurer mit Waffen versorgt, hat es satt mit der Massenware, die in Dungeons geschleppt wird. Und der Wirtin Theresa ging der eigentliche Charakter des Ortes verloren. Alle kämpfen auf ihre Weise mit der Verwandlung von Hinterberg, der Entdeckung der Magie und Monster oder ihren eigenen Dämonen. Im Verlauf lernt man diesen Cast an tollen und sympathischen Figuren kennen und lieben. Wer nur Action will, kann zwar alle Unterhaltungen überspringen, verpasst damit aber auch eine der grössten Stärken von "Dungeons of Hinterberg".
Der gewohnte Tagesablauf
Jeder Tag ist in vier Zeitfenster unterteilt und läuft, was sie anbelangt, immer gleich ab. Man steht aber nie unter Zeitdruck, denn man kann in jedem Tagesabschnitt so viel Zeit verbringen, wie man will. Morgens steht man auf, hat meistens ein Gespräch mit einer Person und wählt dann eines der vier Gebiete aus, in denen sich die Dungeons befinden. Die Nachmittage verbringt man im Stil von "The Legend of Zelda" in den Gewölben selbst, wo man Puzzles löst und Monster bekämpft. Abends kann man in Hinterberg in verschiedenen Läden Einkäufe tätigen und im Anschluss daran den Rest des Tages mit einem der wichtigen Charaktere verbringen.

Hat man sich in eines der vier Gebiete aufgemacht und den dortigen Schrein gefunden, erhält man Zugriff auf die Magie, die dort vorherrscht. Sie sieht in jedem Areal anders aus, und um nicht die Überraschung zu verderben, konzentrieren wir uns nur auf den ersten Schauplatz, der den Start des Spiels ausmacht. Dort erhält man die Fähigkeit, riesige Bomben zu beschwören und eine Kugel an einer Kette zu verschiessen. Diese Fähigkeiten nutzt man sowohl im Kampf als auch in Puzzles. Jeder der 25 Dungeons hat ein einziges Gimmick, weshalb es spielerisch eigentlich nie langweilig werden sollte. In einem der Gewölbe nutzt man die Bombe, um Schalter zu aktivieren, während man selbst über Plattformen springt, die sich dank des Schalters bewegen. In einem anderen Dungeon verwendet man die Kettenkugel, um Plattformen hin und her zu ziehen,damit der Weg für eine Lore freigemacht wird und man tiefer in den Dungeon eindringen kann. Die Puzzles sind in der Regel fantastisch gemacht und sehr abwechslungsreich. Es ist eine Freude zu sehen, was einen im nächsten Gewölbe erwartet, da es oft komplett anders ist als alles, was man zuvor gespielt hat. Plötzlich wechselt das Game in eine Seiten- oder Kopfüberansicht, um einem einen besseren Blick auf die Aufgabe zu bieten. "Dungeons of Hinterberg" ist clever, knifflig, aber nicht überfordernd. Weil man jeweils nur zwei Zauber zur Auswahl hat, liegt die Antwort meist nahe, und keiner der Dungeons dauert allzu lange. Das Gameplay ist prägnant, und keine der Ideen wird zu lange ausgereizt.
