Dying Light

Test-Check: Mit der Dramaturgie von The Walking Dead

Vorschau Benjamin Kratsch

Entwickelt sich "Dying Light" zum ersten Überraschungshit des neuen Jahres? Wir haben zwischen dem rasanten Gameplay Marke "Mirror’s Edge 2" eine starke Story und gut geschriebene Charaktere entdeckt. Kann das hier mit "Far Cry 4" mithalten und legt beim Open-World-Gameplay sogar noch einen drauf?

„Seit zwei Monaten sind wir jetzt in diesem Rattenkäfig gefangen. Irgendwo zwischen Leben und Tod“, murmelt ein muskulöser Typ in seinen Rauschebart. Er trägt ein durchschwitztes, schmutziges Hemd, eine Machete am Gürtel und wirkt ziemlich ausser Atem. Gerade noch wollte ein fetter, hässlicher Zombie Bowling mit seinem Haupt spielen und generell hat die Bevölkerung dieser südamerikanischen Stadt nur „Braaains“ im Kopf. Bretterhütten säumen ganze Hügelketten, zwischendurch guckt mal eine Palme raus und die Sonne brennt. Das Szenario von Harram erinnert an Rio de Janeiro, das Spiel an sich an „Dead Island“. Allerdings auch nur entfernt, denn das hier fühlt sich viel agiler, leichtfüssiger und schneller an. Wo „Dead Island Riptide“ ein blutiges Massaker war, ist das hier eher ein High-Speed-Action-Adventure, das viele menschliche Züge trägt. Die „Dead Island“-Reihe hatte jedes Mal einen Trailer, der unter die Haut ging. Beim ersten Titel war es dieses kleine Mädchen, das wir auf der Flucht begleiten, danach erleben wir, wie ihre Eltern hingerichtet werden und auch sie letztlich stirbt.

Fragen stellen, wie Shakespeare. Und The Walking Dead

Beim zweiten Spiel das Pärchen, das eng umschlungen in ihrem gestrandeten Boot kauert, sich küsst und die Gasbehälter neben sich voll aufgedreht hat. Er nimmt ein Streichholz, sie seine Hand - eine Szene könnte wohl kaum besser umschreiben, was mit dem schönen Trauspruch „Bis dass der Tod euch scheidet“ gemeint ist. Nur warum hat Techland daraus nie etwas gemacht? Die „Dead Island“- Spiele waren plumpe Actionkost, die viel mehr Wert auf brutale Inszenierung als Gefühle legten. Emotionale Bindung zu den Charakteren? Fehlanzeige. Genau hier will Techland ansetzen und euch die Frage stellen, ob ihr bereit wärt, das Leben für die anderen zu opfern? Das ist eine Frage, die von Shakespeare über „The Walking Dead“ bis zu „The Last of Us“ schon jedes künstlerische Medium gestellt hat. In „Dying Light“ gibt es wenig Gut und Böse, die Menschen wollen einfach nur überleben. Einige nutzen die Situation aus, erobern einen Wohnturm mit Fahrstuhl und richten dort eine schwer bewachte Sicherheitszone ein. Wer hier Schutz sucht, muss dafür zahlen. Mit Naturalien, Informationen oder Blut-Tests, die überall in Laboren rund um Harram verteilt sind. Denn Virologe Doktor Zere muss herausfinden, wie man das Virus bekämpfen kann.

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