"Dynasty Warriors" ist eine traditionsreiche Serie, deren Kern seit dem zweiten Teil das Herz der Marke bildet. Dieser Herzschlag bildet den Kampf gegen hunderte Gegner und deren Offiziere. Es wurde mit Neuerungen wie einer Open World experimentiert, und es gibt etliche Spin-offs, oft in Zusammenarbeit mit anderen beliebten Franchises wie "The Legend of Zelda". Doch der erwähnte Kern ist die Essenz von "Dynasty Warriors". Mit "Dynasty Warriors: Origins" gibt es einen Neustart, allerdings bleiben die Schlachten von epischem Ausmass das Herzstück. Auf der PlayStation 5 haben wir herausgefunden, was "Origins" sonst noch zu bieten hat.
Der stumme Wanderer und die Rettung des Reiches
Wie gewohnt dient die Zeit der Drei Reiche als Hintergrund der Geschehnisse. "Dynasty Warriors: Origins" folgt dem Verlauf dieser Epoche in Chinas Geschichte und fängt mit dem Aufstand der Gelben Turbane an. In "Origins" übernimmt man aber nicht die Kontrolle über einen der vielen berühmten Kriegsherren der verschiedenen Armeen. Stattdessen steht ein namenloser Wanderer im Mittelpunkt. Dieser hat sein Gedächtnis verloren, verfügt aber über beinahe übermenschliche Talente im Kampf. Deshalb wird er in alle wichtigen Ereignisse der Konflikte involviert. Während er an der Seite von oder gegen Grössen wie Cao Cao, Dong Zhuo oder Lü Bu kämpft, findet der Protagonist mehr über seine Vergangenheit heraus und auch, woher er bestimmte Fähigkeiten hat. Er war nämlich ein Wächter des Friedens und verfügte über die Augen des heiligen Vogels, was ihn zu einer der stärksten Waffen auf dem Schlachtfeld machte. Nach etwa einem Drittel der Story hat man die Wahl zwischen drei Fraktionen, die den weiteren Weg im Spiel bestimmen und an wessen Seite man steht.

Während die eigentliche Hintergrundgeschichte relativ gut gestrickt ist, wirkt die Story des Wanderers weniger interessant. Er ist eine fiktive Figur, die an bekannten Schlachten teilnimmt, wodurch die Sicht des Spielers in diesen Szenen immer von aussen ist. Man ist bei den Besprechungen der Schlachten zwar präsent, hat aber keine Handhabe. Man beobachtet die Story der grossen Generäle, die Unruhen im Land und alle anderen Situationen nur von aussen. Der Wanderer wirkt in diesen Momenten oft sehr deplatziert. Wie gut einem die Story der Drei Reiche gefällt, ist natürlich Geschmackssache. Besonders in der ersten Hälfte des Spiels trifft man auf dutzende Figuren aus den verschiedensten Fraktionen, und wer überhaupt keine Vorkenntnisse zum Thema hat, wird mit diesen Menschen nahezu bombardiert. Gut gefallen können jedoch die kleinen Charaktermomente, in denen man mit diesen Persönlichkeiten zum Beispiel eine Suppe isst oder ein Gespräch unter zwei Augen führt. Dadurch, dass der Wanderer stumm ist und man nur Antwortmöglichkeiten auswählen kann, die nicht vertont sind und keinen Einfluss auf die Gespräche haben, fühlt es sich zwar an, als würden die echten Figuren Selbstgespräche führen. Nichtsdestoweniger können diese kleinen Momente glänzen, besonders im Kontrast zu den vielen Kämpfen, die man sonst führt.
Was bedeutet Musou eigentlich?

Betritt man eines der vielen Schlachtfelder, sollten sich Kenner der Serie sowie Neulinge sehr schnell wohlfühlen. Wie gewohnt kämpft man an der Seite von Verbündeten gegen die Armee der Gegner, während man höchstpersönlich die Fusssoldaten der anderen Armee zu Hunderten niedermetzelt. Mit simplen Kombos und einigen Spezialangriffen mäht man sich durch die Reihen der Feinde, als wären sie gar nicht da. Manchmal können Gruppen von normalen Widersachern bestimmte Angriffe ausführen, die gefährlich werden können, und besonders im Verbund schaffen sie es sogar, einen für eine gefühlte Ewigkeit zu betäuben. In der Regel können sie den Fähigkeiten des Wanderers jedoch nichts entgegensetzen. Anders sieht es mit den Offizieren der anderen Seite aus, die ein deutlich umfangreicheres Repertoire an Attacken aufweisen. Mit gut getimten Blocks oder Spurts kann man ihre Angriffe jedoch unterbrechen und zu Kontern ansetzen oder sie mit Attacken unter Druck setzen. Hat man sie genug getroffen, brechen sie zusammen, und zumindest niedere Anführer kann man im Anschluss mit einem Finisher erledigen. Bosse erfordern meistens mehrere Wiederholungen, in denen man ihre Rüstung zum Brechen bringt, bevor man mit einem Finisher grossen Schaden zufügen kann. Dadurch ergibt sich in den Kämpfen ein guter Rhythmus. Man streckt Dutzende von Gegnern mit weiten Kombinationen nieder, bevor man sich in einen Zweikampf mit einem stärkeren Feind wagt. Die meisten dieser stärkeren Kontrahenten beschäftigen einen nur für vielleicht 30 bis 60 Sekunden, doch sie bieten genug Abwechslung, damit sich nicht zu schnell eine gewisse Monotonie einstellt. Die 1-gegen-1-Kämpfe gegen die Oberbosse sind oft sehr schön inszeniert und stellen gelungene Abschlüsse für längere Missionen dar.
Zur Auswahl stehen neun verschiedene Waffentypen, die man im Verlauf der Story freischalten kann. Während die Startwaffen wie das Schwert und der Speer relativ simpel gestaltet sind, gibt es andere Waffen, die mehr Tiefe in ihren Moves bieten. Beispielsweise können bestimmte Angriffe der Wurfklingen nur dann ausgeführt werden, wenn man im richtigen Moment die Taste drückt, also sobald sie in die Hände des Protagonisten zurückkehren. Die Kampfstulpen auf der anderen Seite bieten verschiedene Haltungen, in denen man jeweils andere Angriffe ausführen kann. Es ist wichtig, die verschiedenen Waffen zu nutzen, denn nur so kann man in der Charakterstufe aufsteigen. Hat man genug Erfahrung mit einer Waffe gesammelt, steigt man in der Stufe auf und verbessert all seine Werte. Wer immer nur mit derselben Waffe kämpft, fällt schnell zurück und kann sich bald überwältigt fühlen von den Herausforderungen.