Empire of Sin - Test / Review

Vom Casinobesitzer zum Unterweltboss

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Wenn es darum geht, Strategiespiele von PC auf Konsole zu bringen, gibt es kaum einen besseren Publisher als Paradox Interactive, der mit Spielen wie "Age of Wonders" und "Stellaris" bereits gezeigt hat, dass Echtzeit- und Rundenstrategie auch auf Konsolen gut umgesetzt werden kann. Mit "Empire of Sin" bringt Entwickler Romero Games zusammen mit Paradox Interactive ein weiteres Strategiespiel auf Konsole, dieses Mal inspiriert vom Chicago der 1920er. Falls euch der Name Romero bekannt vorkommt, ist das kein Zufall: Tatsächlich steckt hinter diesem Projekt John Romero, der in den 1990er-Jahren mit "Wolfenstein", "DOOM" und "Quake" das Ego-Shooter-Genre miterschuf. Man darf also gespannt sein, wie der Wechsel zu einem deutlich ruhigeren Genre läuft.

Auf Raubzug mit Al Capone

Wenn "Empire of Sin" in einer Kategorie überzeugen kann, dann ist es Atmosphäre. Schon im Startmenü begrüsst euch ein Strassenzug Chicagos untermalt mit Jazzmusik. Wenn ihr mit einem neuen Spiel beginnt, dann geht es erst einmal darum, euren Charakter zu wählen. Ihr verkörpert nämlich in "Empire of Sin" nichts Geringeres als Chicagos nächsten Unterweltboss. Ihr wählt dabei aus verschiedenen vorgefertigten Gangstern aus, jeder mit seinen eigenen Stärken und Schwächen. Völlig frei erstellen wie in einem Rollenspiel könnt ihr eure Fraktion jedoch nicht. Die Wahl des Anführers erinnert eher an "Civilization", auch deshalb, weil jeder Anführer vertont ist und mit eigener Hintergrundgeschichte anfängt. Gleich zu Beginn zeigt "Empire of Sins" daher auch seine anderen Stärken, die Geschichten, die sich aus den Interaktionen mit anderen Gangsterbossen ergeben, und die atmosphärische (englische) Vertonung. Danach geht es, nach Wahl, weiter mit einem umfangreichen Tutorial, das sowohl Kampf- als auch Management-Aspekte einführt. Leider ist hier der Punkt erreicht, bei dem die Immersion auseinanderfällt. Während die Kämpfe noch einigermassen gut erklärt werden, ist die Einführung in den Strategieteil extrem unübersichtlich und schnell überfordernd.

Bier regiert die Welt

Screenshot

Dabei ist das Geschäft rund um Alkoholschmuggel und Prostitution gar nicht so komplex. Im Kern eures Unternehmens stehen die Bars, die ihr mit Alkohol aus euren Brauereien versorgen müsst. Kasinos und Bordelle geben euch ein Basiseinkommen, das aber mit Alkoholreserven zusätzlich ansteigt. Ihr müsst natürlich auch dafür sorgen, dass weder die Polizei noch andere Gangster eure Betriebe auseinandernehmen. Kampf und Management sind also eng ineinander verwoben. Gekämpft wird dabei rundenbasiert, ähnlich wie bei "XCOM" oder vergleichbaren Titeln. Ihr bewegt euren Gangsterboss in Deckung und schiesst mit verschiedenen Waffen auf eure Widersacher. Mit zunehmender Erfahrung schaltet ihr ausserdem Fähigkeiten frei, wie etwa euch oder Verbündete zu heilen oder mehrere Gegner mit einem Schuss zu erledigen. Ihr müsst dabei auch nicht unbedingt allein kämpfen. Handlanger funktionieren ähnlich wie euer Boss, nur dass sie ihre eigene Klasse sowie spezifische Fähigkeiten und Waffen mitbringen, ganz wie in einem Rollenspiel. So gibt es Ganoven, die es vorziehen, mit Messer und Schlagringen ihre Gegner im Nahkampf zu attackieren, oder Gauner, die sich völlig auf Sprengstoff spezialisieren. Das Zusammenstellen, Ausbauen und Hochstufen eures Teams macht tatsächlich über das ganze Spiel hinweg Spass, da es verschiedene Waffen, Accessoires und Gegenstände gibt, die euch unterschiedliche Strategien ermöglichen. Etwas seltsamer ist da, wie ihr an diese Ausrüstung kommt. Entweder besucht ihr nämlich den Schwarzmarkt und ersteht dort gute Ausrüstung für teures Geld, oder aber ihr überfallt eines der vielen Gebäude in eurer Nachbarschaft, das keinem Syndikat angehört. Da Geld, besonders anfangs, jedoch extrem knapp ist, werdet ihr also oft kleinen Gangstern auf die Rübe hauen, nur um ihnen ihr letztes Hab und Gut zu klauen.

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