Enotria: The Last Song - Test / Review

Eine Welt voller Holzköpfe

Test Video Joel Kogler getestet auf PC

Inzwischen sind Action-Rollenspiele, die sich stilistisch an den "Dark Souls"-Titeln orientieren, so häufig geworden, dass selbst der Begriff "Soulslike" kaum noch eine Bedeutung hat. Es gibt keine klare, geschweige denn einheitliche Definition des Genres, da sogar die Entwickler von FromSoftware ihre Spielformel über die Jahre weiterentwickelt haben. Trotzdem wird mit dem Begriff des "Soulslikes" fleissig geworben, und die meisten Spieler erkennen entsprechende Titel auch ohne fest bestimmte Merkmale.

Auch "Enotria: The Last Song" kann als "Soulslike" bezeichnet werden. So zeigen doch die Speicherpunkte, das Kampfsystem und die Atmosphäre eine deutliche Inspiration durch andere Titel des Genres. Beim stereotypischen Merkmal, dem hohen Schwierigkeitsgrad, geht das Werk aber andere Wege. Was sich hinter der Maske des von italienischen Märchen und Sagen inspirierten Rollenspiels verbirgt, haben wir uns im Test angeschaut.

Der Mann hinter der Maske

Der Anfang der Geschichte von "Enotria: The Last Song" entführt uns in eine magische Welt, die von ihren Göttern verlassen wurde. Zurück blieb nur das Canovaccio, ein magisches Theaterstück, das das Schicksal der Welt bestimmt. Die marionettenhaften Bewohner der Welt sind durch ihre Masken an eine einzelne Rolle gebunden und dazu gezwungen, ihren Teil des Stücks immer wieder zu wiederholen. Dadurch steht die Welt still und kann sich nicht mehr verändern. Genau hier kommt ihr ins Spiel. Als Maskenloser seid ihr vom Kreislauf des Theaters befreit und könnt die bestehenden Strukturen durchbrechen. Anstatt an eine Rolle gebunden zu sein, könnt ihr die Rollen und Masken besiegter Gegner übernehmen und euch so einen ganz eigenen Weg durch die mediterranen Landschaften bahnen.

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Selbst wenn wir euch mehr zur Geschichte von "Enotria: The Last Song", die vor allem durch einseitige Dialoge und Items erzählt wird, berichten möchten, würde es uns doch sehr schwerfallen. Denn obschon Ansätze einer Handlung klar ersichtlich sind, ist die Erzählung so tief in Fremdbegriffen und Esoterik gehüllt, dass sie sich nur sehr schwer nachverfolgen lässt. Die Welt an sich ist aber ausserordentlich stimmig, und jede Fähigkeit und Waffe bezieht sich wieder zurück auf die Kernthematik des klassischen italienischen Theaters. Die Motivation, den nächsten Boss zu erlegen oder sich durch die sonnendurchfluteten Gassen der mediterranen Städtchen zu kämpfen, kommt aber nicht von einer ausgefeilten Handlung, sondern vom überraschend vielschichtigen und geradezu eleganten Leveldesign.

Gespaltene Persönlichkeit

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Das Kernstück des Gameplay von "Enotria: The Last Song" sind die auch für die Geschichte so wichtigen Masken. Diese bestimmen nicht nur das Aussehen eurer Spielfigur, sondern bieten auch passive Fähigkeiten, die euren Spielstil massgeblich beeinflussen. Grob lassen sich diese Spielstile in vier Kategorien aufteilen: Defensiv, Aggressiv, Magie und Elementarschaden.Die vier Attribute unterstützen ebenfalls jeweils einen dieser Spielstile, und Waffen wie auch Masken benötigen einen bestimmten Attributwert, damit ihr sie überhaupt ausrüsten könnt. Da ihr als Maskenloser allerdings nicht an eine einzelne Rolle gebunden seid, könnt ihr gleich drei Loadouts ausrüsten - jeweils mit zwei Waffen, vier Zaubern, fünf passiven Boni, einer Maske und einem Parierstein. Verbrauchsgegenstände sind hier noch nicht mal berücksichtigt. Dieses System überfordert gerade zu Anfang sehr, da euch bereits das Tutorial mit zwei verschiedenen Masken und allen drei Rollen-Slots auf die Welt loslässt.

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Da eure Attribute allerdings über alle Anpassungen hinweg bestehen bleiben, seid ihr in der Wahl eurer Ausrüstung trotzdem eingeschränkt, sofern ihr nicht alle Attribute gleichmässig aufstuft. Wir haben in unseren rund 20 Spielstunden auf das Wechseln der Rollen im Kampf grösstenteils verzichtet und lediglich dann gewechselt, wenn wir eine andere der acht Waffenklassen für einen Kampf benötigten.

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