Europa Universalis V - Vorschau / Preview

Das absolute Schwergewicht der Geschichtssimulationen ist zurück

Vorschau Video Steffen Haubner

Das absolute Schwergewicht der Geschichtssimulationen ist zurück und soll noch tiefschürfender und komplexer werden. Wie verträgt sich das mit der Zugänglichkeit?

Vermutlich gibt es keinen besseren Zeitpunkt für diesen Release als jetzt. 2013, vor rund zwölf Jahren also, wurde "Europa Universalis IV" veröffentlicht. Die Serie gibt es inzwischen seit einem Vierteljahrhundert und hat eine der treuesten Fangemeinden überhaupt. Nicht wenige Spieler haben Tausende von Stunden im Grand-Strategy-Monster zugebracht. Der bislang letzte Teil der Reihe wurde zwar laufend mit Erweiterungen versorgt, zuletzt im Mai 2024 mit "Winds of Change", nach mehr als zehn Jahren war ein Nachfolger des wohl umfangreichsten und realistischsten Globalstrategiespiels allerdings überfällig. Seit vergangener Woche wissen wir nun: Das 2020 in Barcelona gegründete Studio Paradox Tinto arbeitet seit fünf Jahren an "Europa Universalis V". Und natürlich hat sich Paradox Interactive auf die Fahnen geschrieben, das Game noch umfangreicher und realistischer zu machen und den Ruf des grössten Werks dieser Art in Stein zu meisseln.

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Grösser, weiter, komplexer - die Karte spiegelt die Welt des 14. Jahrhunderts so realistisch wie nie zuvor (Bild: Paradox)

Interaktive Geschichtsstunden stehen derzeit hoch im Kurs: Seit ein paar Wochen entführt uns "Kingdom Come: Deliverance II" ins Mittelalter, Ubisoft Mainz steht kurz davor, uns mit "Anno 117" in die Antike zu entführen. Seit einigen Wochen ist auch "Civilization VII" am Start. Dass die Zeit reif ist für "Europa Universalis V", wird aber vor allem durch einen Blick auf die reale Weltlage deutlich. Überall treten Symbolpolitik, Lügen und Ideologien an die Stelle vernunftgesteuerter politischer Entscheidungen. Die Menschheit scheint fest entschlossen, sich von dementen alten Männern sowie den korruptesten und skrupellosesten Verbrechern regieren zu lassen. Entscheidungen werden wider jeden gesunden Menschenverstands und immer seltener danach getroffen, was zum Überleben von Nationen und der ganzen Welt eigentlich notwendig wäre.

Ein Spiel, das in unsere Zeit passt wie die Faust aufs Auge

"Europa Universalis V" ist ein Spiel, das transparent macht, wie komplex die Verflechtungen zwischen Warenproduktion, Handel, Rechtsprechung, Diplomatie, Militär und vielen anderen Faktoren, die das Schicksal eines Landes bestimmen, tatsächlich sind. Kein Gesetz, das erlassen wird, keine Steuer, die erhoben wird, die nicht eine endlose Kaskade von Folgen nach sich ziehen würden - manchmal unmittelbar danach, manchmal aber auch erst viele Jahre später. Es ist schon jetzt das grosse Verdienst dieser Reihe, diese Zusammenhänge so umfassend und lebensnah nachzubilden wie kaum ein anderes Game. Damit schafft es einen Raum zum Experimentieren und Nachdenken darüber, was in unserer realen Welt so alles schiefgeht oder aber verändert werden könnte, wenn jemand bereit wäre, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

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Werden auch Naturereignisse eine Rolle spielen? Dieser Screenshot legt es nahe. (Bild: Paradox)

"Europa Universalis V" baut auf dem Fundament der vorherigen Teile auf und führt eine Reihe bedeutender Neuerungen ein, die das Spielgeschehen komplexer und dynamischer gestalten sollen. "Einfach alles" sei verändert worden, erklärte der spürbar euphorisierte Studio-Manager und Game-Director Johan Andersson bei der ersten Präsentation. Bevor Hardcore-Fans Schnappatmung bekommen: Sehr viel zugänglicher im Sinne von "einfacher" ist das Game nicht geworden. Vielmehr haben die Entwickler hart daran gearbeitet, viele Bereiche mit noch mehr Spieltiefe zu versehen, ohne Interessierte, die erste Schritte auf dem Terrain anspruchsvoller Historiensimulationen wagen, gleich in die Flucht zu schlagen. Ein Beispiel sind die Präferenzen, die man direkt zu Beginn festlegen kann. Möchte man vor allem die Wissenschaft fördern, Handel treiben oder benachbarte Gebiete so schnell wie möglich dem eigenen Reich einverleiben? Und in welcher Region möchte man starten? All das wird noch vor der ersten Machtübernahme abgefragt, um jedem das Erlebnis zu bieten, das er sich wünscht. "Das Gameplay wird sehr davon abhängen, welches Land man spielt", betont Andersson. Neben den traditionellen Nationen können Spieler nun auch nicht staatliche Strukturen wie nomadische Horden, Stadtbünde, Banken oder Orden spielen. Daraus ergeben sich einzigartige Ziele, Mechaniken und Herrschaftsformen.

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