EVE Online – EVEsterdam Fanfest - Special

Entwickler und Community Hand in Hand

Artikel Benjamin Braun

Weniger ist manchmal mehr

Man könnte eine Veranstaltung wie die EVEsterdam auch dazu nutzen, den Mund besonders voll zu nehmen und den Spielern das Blaue vom Himmel zu versprechen. CCP aber ist da allerdings anders. Klar geloben auch Sveinn “CCP Guard” Kjarval und die anderen Verbesserungen bei Spielbalance und -systemen oder der stark in die Jahre gekommenen Technik, ohne immer konkret zu benennen, wann und wie genau welche Änderungen stattfinden werden. Aber CCP pflegt einen ehrlichen Umgang mit seiner „EVE“-Community und verspricht nichts, von dem man nicht absolut sicher ist, dass man es auch halten kann. So spricht CCP Guard eher nebenher von der künftigen Nutzbarkeit einer neuen Direct-X-Version die „vielleicht ja auch hochauflösende Texturen“ ermöglichen würde. Etwas konkreter wird es in Bezug auf ein Flottensuch-Tool, mit dem „EVE Online“ komfortabler werden soll oder einem aufgeräumt wirkenden Hangar, über das die Spieler künftig schneller die Dinge finden können sollen, nach denen sie suchen. Selbst die Elite-Spieler auf der EVEsterdam sagen uns im Gespräch später, dass Verbesserungen in diesem Bereich sehr wichtig wären. Denn selbst sie finden aktuell nicht immer alles auf Anhieb – und das will aus dem Mund so erfahrener „EVE“-Spieler schon etwas heissen! Denn dass „EVE Online“ ein «Monstrum» ist, wie Community Manager Paul „CCP Falcon“ Elsy es umschreibt, da sind sich Spieler und Entwickler einig.

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Auch im Interview geben Community Manager Paul „CCP Falcon“ Elsy und die anderen Entwickler angenehm offen Antworten auf unsere Fragen.

Viel Handfestes hat CCP auf der EVEsterdam dann tatsächlich nicht zu verkünden. Drei neue Triglavian-Schiffe soll es in den kommenden Monaten geben. Die Blueprints und Screenshots der Tech-2-Schiffe, die Assault Frigate Nergal, der Command Destroyer Draugur und des Heavy Assault Cruisers Ikitursa verleiten die anwesenden Fans zu positiven Reaktionen. Die neuen Schiffe und eine noch nicht näher spezifizierte triglavianische Raumstation sind aber noch mit das Grösste, was der Entwickler aus der isländischen Hauptstadt Reykjavík mit nach Amsterdam gebracht hat. Aber selbst kleine Neuerungen in ein Komplexitätsmonster wie „EVE Online“ zu integrieren, braucht eben Zeit. Anpassungen der Spielbalance sollen zudem keine Experimente werden, sondern wollen gut überlegt sein. Und es ist eben auch nur der Start einer langen World Tour zu „EVE Online“, für die man schlecht schon bei der Auftaktveranstaltung das gesamte Pulver verschiessen kann.

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Eines der kommenden drei neuen Schiffe, der Tech-2-Heavy-Assault-Cruiser Ikitursa, den CCP in Amsterdam enthüllte.

Wirklich enttäuscht von den eher dünnen Neuankündigungen auf der EVEsterdam war jedenfalls keiner der Spieler, die wir später darauf ansprechen. Manch einer hatte etwa auf die finale Ankündigung eines Titans gehofft, den CCP bereits vor einiger Zeit lose in Aussicht gestellt hatte. Entrüstet ist von den Anwesenden sowieso niemand, so wie es manch ein Blizzard-Fan in Bezug auf die Neuigkeiten zu „Diablo“ auf der letzten BlizzCon war. Und das hat eben auch enorm viel mit dem Verhältnis zwischen Entwickler CCP und der Community zu tun. Wenn Community Manager Paul Elsy in einem eingespielten Clip sagt, dass die Reaktionen CCPs auf die Kommentare aus der Community beweisen würden, dass selbige «eine Stimme» habe, hört man aus dem Plenum der EVEsterdam zwar auch mal einen spöttischen Kommentar, der etwas Gegenteiliges andeutet.

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An den beiden Tagen der EVEsterdam hielten nicht nur CCP-Mitarbeiter Panels ab, sondern auch Community-Mitglieder wie in diesem Fall.

Tatsächlich aber sind Vertrauen und Respekt von beiden Seiten vorhanden. Mit der CSM 13, bei der eine Gruppe besonders engagierter Spieler in regelmässigen Gesprächen mit dem Entwickler über mögliche Änderungen und Neuerungen diskutiert und die mit der CSM 14 fortgeführt und erweitert wird, werden Bedeutung und Einfluss der Spieler noch deutlicher. Gewiss trägt am Ende CCP die Verantwortung und trifft die finalen Entscheidungen – daran lassen auch die CCP-Mitarbeiter keinen Zweifel. In Reykjavík aber weiss man genau, dass man nichts an den Spielern vorbei machen darf und gibt auch unverhohlen zu, dass viele davon „EVE Online“ sogar «besser kennen, als wir selbst», wie Tryggvi „CCP Ghost“ Hjaltason es ausdrückt. Und dabei klingt er absolut aufrichtig und nicht etwa so, als wolle er seinen Spielern bloss Honig ums Maul schmieren. Auch die allgemeine Lockerheit nehmen wir jedem Mitarbeiter sofort ab, die nicht erst in einer offenen Fragerunde am zweiten und letzten Tag der EVEsterdam zum Ausdruck kommt. Anders als bei anderen Fragerunden dieser Art haben wir nie den Eindruck, dass jemand bei kritischeren Fragen bloss versucht, sich irgendwie geschickt aus der Affäre zu ziehen.

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