Fantasy Basel 2023 - Special

Zu Besuch auf dem Festival der grossen und (noch) nicht ganz so grossen Stars

Artikel Video Steffen Haubner

Erfolgsgeheimnis Vielfalt

Den besonderen Charme des Events macht sicher auch aus, dass nicht nur die grossen Brands, sondern auch Spezialinteressen ihren Platz finden. So konnte man Pen-&-Paper-Matches verfolgen, handwerklich ambitionierten DIY-Künstlern beim Bemalen ihrer Figuren zusehen oder seine Iris fotografieren und als Kunstwerk verewigen lassen. Am Stand der Umweltorganisation Sea Sheperd konnte man sich über den Schutz der Weltmeere informieren und die Arbeit der NGO mit dem Kauf von Merch oder einer Mitgliedschaft unterstützen. Berufliche Orientierung bot unter anderem der Stand der Medienschule SAE. Der Entwicklernachwuchs führte unter anderem bei der "Swiss Games Developers Association" sein Können vor. Dort waren so spannende Indie-Projekte zu sehen, dass wir ihnen demnächst einen eigenen Artikel widmen.

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Für jeden etwas dabei: Allzu gern wüsste man, was sich auf diesem Bildschirm tut

"Wir sind mit unserer Vielfalt sicher einzigartig", analysiert Anouk Brunner. "Es gibt einen Space-Bereich, Computerspiele, Brettspiele Comics, Cosplay und vieles mehr. Mancher, der zum ersten Mal da ist, glaubt, dass er mit der ersten Halle schon alles gesehen hat, und realisiert erst gar nicht, dass es noch vier weitere Hallen gibt. Es ist für uns jedes Jahr die grösste Herausforderung, das alles unter einen Hut zu bekommen. Aber das ist eben auch die grosse Stärke der Fantasy Basel, dass man beim Durchlaufen immer wieder etwas Neues entdeckt und dabei vielleicht auf Dinge stösst, die man vorher noch gar nicht kannte."

Cosplay ist die Seele der Fantasy Basel

"Das Event ist wahnsinnig schnell gewachsen", berichtet Moderator Patrik Wydler, der gar nicht mehr genau sagen kann, seit wie vielen Jahren er dabei ist, und der mittlerweile von einem Kollegen und einer Kollegin unterstützt wird, weil das umfangreiche Bühnenprogramm trotz zahlreicher Gastredner sonst gar nicht zu schaffen gewesen wäre. Trotzdem sei immer eine gewisse familiäre Atmosphäre erhalten geblieben. Was damit unter anderem gemeint ist, kann man während des Events bereits rund um die Messehallen beobachten - zum Beispiel in Gestalt eines älteren Herrn, der zwei gleichaltrigen Begleiterinnen und einem jungen Mann beim Richten ihrer Akatsuki-Kostüme half, den geöffnete Kofferraum als Requisitenkiste benutzend. Oder den beiden "Haus des Geldes"-Bankräubern mit Dalí-Masken, die auf der Messe einer YoRHa No. 2 Type B aus "NieR:Automata" die Augen verbanden. Ein bemerkenswertes Ensemble kreierten auch die zwei Negans, die sich zufällig über den Weg gelaufen waren. Jeder mit seiner "Lucille" in der Hand ("The Walking Dead"-Fans wissen, was gemeint ist), posierten sie gemeinsam mit Pikachu am MINI-Stand.

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The Swiss Comic Con 2023_10; Nintendo rules: Pikachu war auf dem MINI-Stand einer der ganz grossen Publikumsmagneten

Keine Frage: Cosplay ist die Seele der Veranstaltung. Sehen und gesehen werden, das ist die grundlegende Cosplay-Philosophie und das übergreifende Motto des Festivals. Gerade in Zeiten, in denen zunehmend von "Spaltung der Gesellschaft" die Rede ist, kann die integrative Funktion dieser kulturellen Ausdrucksform gar nicht hoch genug geschätzt werden: Hier darf jeder alles sein, was er mag, und erfährt dabei Akzeptanz und Respekt. Es fällt auf, dass das zunehmend auch generationsübergreifend funktioniert: ein Han Solo, der seiner Tochter die Chewbacca-Mähne richtet, eine ganze Grossfamilie, die als Ghostbusters-Team unterwegs ist, und die vielen Teilnehmer, die nicht mehr in das Bild ausnahmslos jugendlicher Cosplayer passen, sprechen da eine klare Sprache.

Den "Swiss Cosplay Contest" am Donnerstag entscheiden Secret Geek mit Aloy aus "Horizon Zero Dawn", Akai Sora mit Zack Fair aus "Crisis Core: Final Fantasy VII" und Tintenfisch Cosplay mit Jibaro aus "Love, Death & Robots" für sich. Sanja Freud gewann den Special Prize in der Kategorie "Best Costume" mit Ves aus "The Witcher II" und Kurohime die Auszeichnung "Best Performance" mit Tania aus "The Princess and the Frog". Den "Beginners Cosplay Contest" am Freitag entschieden Sera mit Cruella aus "Cruella: The Movie", Anhangà mit der Göttin der Unterwelt (Original Creation) und Mauscosplay mit Mercy aus "Overwatch" für sich. Der Sonderpreis für das beste Kostüm ging an Niesch mit Seventh Hell Blackmage aus "Final Fantasy XIV", die beste Performance bot nach Meinung der Jury Marsialis mit Doctor Strange (untot) aus "Multiverse of Madness".

Cosplay-Highlights des Autors: eine ebenso schöne wie charismatische Maleficent, die auf einer Bank zwischen zwei Hallen die Textnachrichten auf ihrem Handy checkte, ein Tatsu "The Immortal Dragon" aus "Yakuza Hausmann", der leider zu schnell im Food-Bereich (wo sonst?) verschwand, um fotografiert zu werden, und Raoul Duke aus "Fear and Loathing in Las Vegas", selbstverständlich mit obligatorischer Zigarettenspitze zwischen den Zähnen. Aber das ist, wie ja auch die Rollen selbst, natürlich eine Sache der persönlichen Präferenzen. Am liebsten würde man jedoch alle erwähnen, die dabei waren und die Fantasy Basel zu so einem grandiosen Fest der Vielfalt und Diversität gemacht haben. Wem der traditionelle Catwalk, bei dem ausnahmslos jeder Cosplayer über die grosse Bühne schreiten und sich seinen verdienten Applaus abholen darf, nicht das Herz erwärmt hat, dürfte für die Popkultur sowieso für immer verloren sein und sollte künftig lieber zum Fussball oder in die Oper gehen.

Aufgrund des grossen Erfolges arbeiten die Veranstalter nun am weiteren Ausbau des Events. Die Fantasy Basel - The Swiss Comic Con soll vom 9. bis 11. Mai 2024 wieder in der Messe Basel stattfinden. Der Vorverkauf startet ab Oktober 2023. Dieselben Veranstalter realisieren auch das Festival Zurich Pop Con & Game Show vom 30.09. bis 1.10.2023 in der Messe Zürich, die ein ähnliches Programm bietet.

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