Far Cry Primal - Test

Ein düsterer Ritt auf dem Säbelzahntiger

Test Video Benjamin Kratsch getestet auf PlayStation 4

Erstaunlich düster, ziemlich brutal und morbid ist dieses „Far Cry Primal“. Aber auch genial umgesetzt, selten bildeten Gameplay und Setting so eine gelungene Melange. Vorhang auf für Steinzeitmenschen, die zum Frühstück Blut trinken, sich zum Mittag einen Kampf mit einem Alligator liefern und des Nachts Säbelzahntiger und "Zottelpanzer" zur Waffe machen. „Far Cry Primal“ - der Test.

Ich schwöre, ich wollte das Mammutkind während des grossen Tests zu „Far Cry Primal“ nicht töten. Es war reine Notwehr, Überlebensinstinkt siegte über Tierliebe. Ein bisschen schlecht fühle ich mich zwar schon, als der zottelige Knirps so vor mir liegt. Durchbohrt von Pfeilen, die Lunge durchstochen von einem Speer, aber der Kleine trägt eine erhebliche Mitschuld: Drei meiner Männer sind wegen ihm gefallen, durch die Luft geschleudert und mit seinen Stosszähnen aufgespiesst hat er sie. Ihre zermarterten Leiber liegen auf weiter Flur verteilt, dem einen fehlt ein Arm, dem anderen wurde der Kopf zermatscht. Selten hat ein Spiel seine Brutalität so offen dargelegt wie „Far Cry Primal“ und das gilt nicht nur für den Kampf gegen die Tierwelt, sondern auch Mann gegen Mann. Ihr reisst euren Speer förmlich in die Luft, stürzt damit auf den Feind zu, werft, trefft und schleudert euer Opfer gegen den nächsten Baum. Rennt ihr hingegen auf ihn zu, hämmert ihr die Speerspitze mit aller Kraft in den Bauch des Gegners, solange bis dieser nur noch Hecheln kann und tot zusammenbricht. Das neue Werk von Ubisoft fühlt sich richtig frisch an, so ganz anders. Ihr feuert nicht mehr mit Ak-47 und Desert Eagle auf Soldaten, die Kevlarwesten tragen, sondern legt Pfeile an, müsst ein bisschen auf die Flugbahn achten und vor allem auch darauf, wie viel Munition noch im Köcher steckt.

Wachposten könnt ihr bei Nacht nicht einfach mit einer schallgedämpften P90 eine Kugel in den Kopf jagen, sondern müsst euch anschleichen, und dem Kerl mit der Keule ordentlich eins auf die Rübe geben. Wohl auch weil die Menschen in der Steinzeitwelt Oros öfter mal einen Klaps auf den Kopf bekommen, haben die meisten einen Dachschaden, was in herrlich skurrilen Dialogen und Questdesign mündet. Da ist beispielsweise der gute Urki, der gerne eine Art Leonardo Da Vinci sein würde. Er ist besessen von der Idee des Fliegens, weshalb ihr für ihn jede Menge Federn ranschaffen müsst. Seine waghalsigen Experimente enden jedoch meist mit einer schmerzhaften Bruchlandung. Die Charaktere der „Far Cry“-Welten waren ja immer schon etwas seltsam, aber dieses Jahr setzt Ubisoft Montreal noch einen drauf und lässt euch Jobs für Typen erledigen, die alle einen an der Klatsche haben. Karoosh zum Beispiel schielt nicht nur, er haut sich und seinen Mitmenschen auch sehr gerne mit Knochen auf den Kopf, seine Art Hallo zu sagen. Humor haben sie jedenfalls, diese Ubisoftler. Doch was zu Beginn nach Slapstick aussieht, entpuppt sich schon bald als knallharter Action-Horror-Trip mit düsterer Geschichte im Stil von „Far Cry 2“.

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