Episode IX: Der Aufstieg Skywalkers - Kino-Special

Unser erstes Fazit

Artikel Video Steffen Haubner

Das Schwarz-Weiss-Denken ist überwunden

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Ähnelte Abrams erster Wurf ("Das Erwachen der Macht") dem allerersten "Star Wars" ("Eine neue Hoffnung" alias Episode IV), wiederholt "Der Aufstieg Skywalkers" nun viele aus "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" bekannten Motive. Das nimmt den durchaus vorhandenen Überraschungsmomenten etwas Schwung, und mancher wird seinen Nachbarn im Kinosessel zwischen den Zähnen hindurchknurren hören: "Das war ja klar, dass ..." Und ja, es ist ein grosses Hin und Her, ein Auf und Ab. Mal hat die eine Seite die Nase vorn, mal die andere, und irgendwie hat man all das schon mal gesehen. Liegt das nicht in der Natur grosser Erzählungen, dass sie die altbekannten Legenden immer wieder neu variieren und uns das, was wir sowieso schon wissen, noch einmal mit etwas anderen Nuancen erzählen? Etwas prosaischer formuliert: Hat sich irgendjemand von einem "Stars Wars"-Film tatsächlich einen bahnbrechend neuen Blick auf die Welt versprochen? Was dieser insgesamt doch sehr würdige Abschluss der Saga mit den letzten beiden Episoden geschafft hat, sollte man jedoch keinesfalls gering schätzen. Das Schwarz-Weiss-Denken der 1970er- und 1980er-Jahre wurde ebenso überwunden wie die Beliebigkeit der Prequels oder die Zögerlichkeit der insgesamt eher harmlosen und blassen Episode VII. "Die letzten Jedi" und noch mehr "Der Aufstieg Skywalkers" brechen die Figuren auf, lassen ihre Zweifel und Widersprüche hervortreten und machen deutlich, dass niemand als Fiesling auf die Welt kommt, sondern erst dazu gemacht wird. Keine unwesentliche Botschaft in unseren eher düsteren Zeiten.

Von den Toten auferstanden

Rey und Ben sind eben nicht Yin und Yang, sondern Menschen aus Fleisch und Blut, fehlbar und stets in der Gefahr, den Fehler ihres Lebens zu begehen. Aber auch mit der Möglichkeit, nach neuen Wegen zu suchen. Das rückt sie, bei aller Abgehobenheit dieser grossen, überbordenden, wahnsinnigen Sternenoper, in unsere Nähe und macht sie zu Rollenmodellen, mit denen wir leiden und an denen wir wachsen können. "Hab' keine Angst vor dem, was du bist", rät Leia an einer Stelle. Das mag manchem Berufszyniker ebenso platt erscheinen wie die Erkenntnis, dass man niemals wirklich allein ist. Verpackt in eine grosse Geschichte kann sie im Kino allerdings ebenso Gänsehaut erzeugen wie das "You'll never walk alone" im Fussballstadion.

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Mit "Der Aufstieg Skywalkers" ist Abrams und Disney ein technisch brillanter Unterhaltungsfilm gelungen, der nicht viel mehr sein will als das, auch wenn von ihm praktisch Unmögliches erwartet wird. Doch das Unmögliche gelingt tatsächlich hier und da, etwa dann, wenn die 2016 verstorbene Carrie Fisher in Form von für die vorige Episode aufgenommenem Material so geschickt in die Handlung eingebaut wird, dass man fast glauben könnte, sie sei tatsächlich noch einmal von den Toten auferstanden. Und was wäre ein besserer Anlass dafür als ein neuer "Star Wars"-Film? "Star Wars", das ist auch im letzten Teil grosses Überwältigungskino mit ikonischen Figuren, wunderbaren Landschaften, epischen Raumschiffgefechten, mit lauten und stillen Momenten, spassigen Einfällen, fetten Monstern und knuddeligen Wesen, die sicher alsbald die Plüschtierregale der Disney-Stores füllen werden. Es gibt lockere Sprüche und grosse Statements, die vielleicht stellenweise etwas klischeehaft rüberkommen mögen, aber genau das ausmachen, für was wir ins Kino gehen: grosse Filmmomente, die eben deshalb so heissen, weil man sie im wirklichen Leben doch eher selten hat.

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