Miss Rage im Monster-Interview - Special

Unter vier Augen mit Österreichs grösster Twitch-Streamerin Julia Kreuzer

Interview Sönke Siemens

GAMES.CH: Wann hast du für dich gemerkt, dass du davon deinen Lebensunterhalt finanzieren kannst?

Anfangs gar nicht. Als ich vor etwa achteinhalb Jahren anfing, gab es nur eine Handvoll Leute, die wirklich davon leben konnten. Es war nicht so wie jetzt, wo man Twitch-Celebritys kennt, die sich millionenschwere Häuser kaufen und in Teslas herumfahren. Bei mir hat es als Hobby angefangen, und ich bin innerhalb von einem Jahr ziemlich schnell gewachsen. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann auch den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Allerdings muss ich dazusagen: Ich bin ein Mensch, für den finanzielle Sicherheit eine sehr wichtige Rolle spielt. Ich hätte damals meinen Job nie gekündigt, um Vollzeit zu streamen, wenn ich damit meine Rechnung nicht hätte bezahlen können. Auch deshalb habe ich im Vergleich länger gewartet als manch anderer. Nach etwa einem Jahr erhielt ich dann von einer Firma ein Sponsoring-Angebot samt 12-Monats-Vertrag. Das war der Wendepunkt, denn ab da war klar, dass ich mit dem vertraglichen Geld all meine monatlichen Rechnungen zahlen kann.

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Ich hätte nicht im Exzess davon leben können, aber ich wusste, dass meine Grundbedürfnisse abgedeckt sind. Und alles, was ich darüber hinaus machte, war ein schönes Taschengeld. Ich sagte dann zu mir selbst: Okay, wenn nicht jetzt, wann dann? Ich probiere das jetzt ein Jahr lang. Entweder es funktioniert, oder es funktioniert nicht. Daraufhin habe ich dann meinen Job an den Nagel gehängt. Das Schöne: Seit dem Tag habe ich regelmässig neue Angebote reinbekommen, und von dort an ging es eigentlich nur noch bergauf.

GAMES.CH: Was hast du beruflich vorher gemacht?

Ich habe meine Matura, also mein Abitur, fertig gemacht - in einer Modeschule. Daher habe ich auch einen Schneidergesellentitel in Mode- und Bekleidungstechnik. Nach meinem Abschluss hatte ich einen sehr langweiligen Job, bei dem mir auch schnell klar wurde, dass man als Schneiderin leider nicht allzu viel verdient. Schon bald habe ich umdisponiert und angefangen, im Einkauf für einen relativ grossen Automobilkonzern zu arbeiten. Letztendlich habe ich eigentlich den ganzen Tag nichts anderes gemacht als Verträge zu verhandeln. Was mir jetzt wiederum in meinem Job mit Sponsorings und so weiter sehr weiterhilft.

GAMES.CH:: Mit deiner Mode-Ausbildung kannst du dich sicher auch für Cosplay begeistern, oder?

Also in Sachen Cosplay bin ich gar nicht tätig. Das würde mich sicher irgendwann mal reizen, aber wahrscheinlich eher, um für andere Leute etwas zu schneidern als für mich selbst.

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