Miss Rage im Monster-Interview - Special

Unter vier Augen mit Österreichs grösster Twitch-Streamerin Julia Kreuzer

Interview Sönke Siemens

GAMES.CH: Mit welchen Herausforderungen hast du als weibliche Streamerin zu kämpfen?

Sexismus ist natürlich ein Riesenthema im Streaming- und Gaming-Bereich. Ich glaube, jedes Mädchen, das schon mal einen Multiplayer-Titel mit Voice-Chat gespielt hat, kennt das. Egal ob es jetzt "Counter-Strike" ist oder "Valorant". Wenn man das Mikrofon benutzt und die Leute denken "Oh, da ist eine Stimme, die weiblich klingt!", geht es los. Nicht jedes Mal, aber es passiert leider immer noch sehr oft. Dann kommen so Sprüche wie: "Solltest du nicht in der Küche sein und kochen?" Oder: "Seit wann dürfen Mädchen Computerspiele spielen?" Oder: "Du bist ein Mädchen. Du bist schlecht in Computerspielen, wegen deines Geschlechts." Und so weiter und so fort. Das sind einfach Vorurteile, die leider immer noch ein Teil des täglichen Lebens sind, was ich persönlich sehr schade finde.

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Letztendlich hat es seine Vor- und Nachteile, eine Streamerin zu sein. Ich kenne die Zahlen jetzt nicht genau, aber ich glaube, die Zuschauerbasis auf Twitch ist noch immer vorwiegend männlich. Aber mittlerweile ist der Anteil an Frauen viel, viel grösser geworden. Wenn ich das vergleiche mit 2014 - da war ich eine von wenigen. 2021 gibt es viel mehr Mädels, und die Akzeptanz, dass Mädels streamen, ist sehr viel besser geworden. Das merkt man auf jeden Fall.

Dennoch gibt es Vorurteile. Sachen wie: "Du bist ein Mädchen, du streamst doch nur des Geldes wegen." Denn mittlerweile kann man als Streamer und Content-Creator natürlich sehr viel mehr Geld machen als vor acht Jahren. Zudem hast du als Mädchen den Vorteil, dass Leute vielleicht eher auf deinen Kanal klicken. Was aber oft nicht gesehen wird: Als Streamerin ist es viel schwieriger, die Leute davon zu überzeugen, dass dein Content gut ist. Als Mann musst du niemandem beweisen, dass du Computerspiele magst. Wenn du als Typ dasitzt und "League of Legends" streamst, dann machst du es, weil du "League of Legends" magst. Das ist jedem klar. Als Frau hingegen musst du zuerst beweisen, dass du eine richtige Gamerin bist. Du musst zeigen, dass du gut bist in Computerspielen. Was ja auch wieder kompletter Blödsinn ist, denn man kann Computerspiele mögen und ganz, ganz viele Stunden reinstecken, selbst wenn man schlecht darin ist. Dieses Schubladengehabe finde ich komplett überholt.

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