Die GAMES.CH-Kolumne #05-2020: Foundation-Zyklus

Der Foundation-Zyklus, eine galaktische Saga

Kolumne Video Michael

Der Untergang

Eigentlich hatte Isaac Asimov das genaue Gegenteil dessen geplant, was der "Foundation"-Zyklus heute darstellt. Er wollte eine Kurzgeschichte für das Magazin Astounding schreiben, eine abgekapselte Erzählung über ein zerfallendes Sternenreich. Eines, das wie einst Rom seinem unaufhaltsamen Ende entgegensieht. Und tatsächlich wurde die Geschichte im Mai 1942 veröffentlicht. Aber aus ihr erwuchsen weitere Geschichten, die zu einem ersten Roman gebündelt wurden und in Asimov den Drang weckten, mehr zu erzählen. In seiner Vorstellung formte sich die Idee des ersten Galaktischen Imperiums, einer dekadenten Menschheit, die Millionen fremde Planeten und Monde besiedelt und fruchtbar gemacht hat. Seit 12'000 Jahren existiert diese Megamacht. Sie hat unvorstellbare Technologien hervorgebracht, immenses Wissen angehäuft, sich stetig weiter ausgebreitet und dabei vergessen, wo sie einst ihren Ursprung nahm. Das Herz des Imperiums ist nicht die Erde, sondern der Planet Trantor, der wie von einer Zwiebelschale von Maschinerien und Technologien ummantelt ist.

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Dort lebt und forscht der Mathematiker Hari Seldon an der Streeling University und entwickelt eine neue Wissenschaft, die er Psychohistorik nennt. Sie vereint Elemente der höheren Mathematik, Soziologie, Statistik und Massenpsychologie. Die Zukunft einer Zivilisation lässt sich damit voraussagen. Die Idee für die Psychohistorik hatte Asimov aus der physikalischen Chemie entliehen. Er war fasziniert, wie sich die Bewegungen von Gasmolekülgruppen prognostizieren lassen - selbst wenn die Bewegungen einzelner Moleküle vollkommen willkürlich erscheinen. So sah Seldon nun die Zukunft des Imperiums, die, wie er erkennen muss, nicht gut aussieht. Es wird zerfallen und die Milchstrasse für 30'000 Jahre in ein neues Mittelalter und Barbarei stürzen - bevor ein neues Imperium erwachsen kann.

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Hari Seldon rechnet wieder und wieder, um herauszufinden, wie der Untergang gestoppt werden könnte. Aber das ist unmöglich. Jedoch erarbeitet er einen Plan, um die düstere Ära von 30'000 auf nur 600 Jahre zu verkürzen. Im Geheimen und mit Unterstützung des Imperators gründet Seldon im Angesicht des nahenden Endes die Foundation. Auf dem nahezu unbeachteten Planeten Terminus am Rande der Galaxie soll sie losgelöst und unabhängig von jeglicher politischen Einflussnahme in einer Encyclopedia Galactica das gesamte Wissen des Imperiums sammeln. Insgeheim plant Seldon jedoch noch etwas anderes. Die Kolonie auf Terminus soll zur Keimzelle des neuen Reiches werden. Als das Imperium dann fällt, muss Terminus die finsteren Zeiten überstehen und sich gegen Minireiche verteidigen, die aus dessen Asche emporzusteigen versuchen. Und das ganz ohne Waffen und Gewalt, sondern mit Wissen, Diplomatie und Erfindungsgabe - dem Grundstock des neuen Imperiums.

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