Die GAMES.CH Kolumne #06-2019: Games Never Made #1

Diese Games sind nie erschienen aber hätten die Welt der Videospiele verändern können

Kolumne Video Michael

Dark Sector

Okay, „Dark Sector“ ist ein echtes Kuriosum. Denn es ist gleich mehrfach gestorben und letztlich dennoch erschienen – irgendwie jedenfalls. Erstmals angekündigt worden war es von Entwickler Digital Extremes im Jahr 2000. Es sollte eine spirituelle Weiterentwicklung von „Unreal Tournament“ werden. Spieler sollten hier als Kopfgeldjäger und Glücksritter in grossen Deathmatch-Gefechten gegeneinander antreten. Dabei sollten nicht nur Lasergewehre und Plasmaknarren zum Einsatz kommen, sondern – wie Jahre später bei „Unreal Tournament 2004“ und „Battlefield 1942“ – auch Kampfraumschiffe, Panzer und Mechs. Über einen Online-Dienst sollte die Karriere jedes einzelnen Spielers aufgezeichnet werden. Sie sollten dadurch sogar Kopfgelder aussetzen, Duelle und Blutfehden organisieren können.

Screenshot

Doch, wie es scheint, war die technische Ambition zu gross und „Dark Sector“ verschwand für einige Jahre. Erst 2004 wurde „Dark Sector“ erneut angekündigt. Und zwar als ein Einzelspieler-Third-Person-Shooter mit Schleich-Elementen á la „Splinter Cell“. Jedoch in einer futuristischen Kulisse, in der der Held mit einem High-Tech-Anzug auf einer Raumstation gegen dick gepanzerte Krieger kämpft und gegen eine Robo-Spinne antritt. Das sah spektakulär aus. Als „Dark Sector“ vier Jahre später erschien, war es jedoch nochmals ein anderes Game. Denn zwischenzeitlich war es zu einem mittelprächtigen Third-Person-Shooter verkommen, der in einer verseuchten Post-Apokalypse-Sowjet-Republik spielt. Wirklichen Eindruck hinterliess das nicht.

Vor allem das erste „Dark Sector“ hätte viel bewegen können. Es nahm sowohl die Idee von Fahrzeuggefechten als auch Online-Ranglisten und Karrieren vorweg, die erst viel später realisiert wurden. Ideen also, die die vergleichsweise junge Multiplayer-Szene hätten prägen und befeuern können. Und die zweite Inkarnation von „Dark Sector“, die hätte wohl „Splinter Cell 3“ Konkurrenz gemacht. Faszinierend: Heute ist „Dark Sector“ in gewisser Weise ein Rivale von „Destiny“, „Anthem“ und Co. geworden. Denn die Kampfanzüge in „Warframe“ als auch das Logo des erfolgreichen Koop-Games stammen von der verworfenen Science-Fiction-Variante von „Dark Sector“.

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