The Lady, The Mage and the Knight
Ein „Diablo“... nur eben aus Belgien? Genau das ist den Larian Studios mit der „Divinity“-Saga und insbesondere dem grandiosen und vollkommen zu Recht gefeierten „Divinity: Original Sin 2“ geglückt. Allerdings hätte es das Studio schon weit früher schaffen können. Denn in den 90er-Jahren arbeitete Larian an einem Rollenspiel namens „The Lady, The Mage and The Knight.“ Das deutsche Studio und Publisher-Unternehmen Attic, bekannt für „Die Drachen von Laas“ und „Das Schwarze Auge: Schatten über Riva“, fand daran Interesse.
Die Deutschen wollten unterstützen aber forderten auch einiges: Das einstige 8-Bit sollte ein 16-Bit-Game werden und die originelle Welt gegen jene des Pen-&-Paper-Rollenspiels „Das Schwarze Auge“ ausgetauscht werden, die in Deutschland viele Anhänger hatte. Attic schickte deutsche Entwickler nach Belgien, um die Entwicklung gemeinsam voranzutreiben. Und tatsächlich machte das „LMK“ abgekürzte Game gute Fortschritte. Es sah für seine Zeit ziemlich schick aus, hatte überaus detaillierte Umgebungen und eine grosse und vielfältige Insel als Spielwelt.
Nebst Echtzeitkämpfen und der Möglichkeit, Freunde lokal und online mitspielen zu lassen, war auch eine komplexe Story und viel Interaktion mit Nichtspielercharakteren geplant. Denn Vorbild für „LMK“ war ursprünglich nicht „Diablo“ gewesen, sondern die „Ultima“-Saga. Die Fachpresse feierte das belgisch-deutsche Projekt schon als „Diablo Killer.“ Doch dann ging Attic pleite und damit die Finanzierung verloren. Alleine konnte Larian das teure Projekt nicht stemmen. Daher wurde die Entwicklung schweren Herzens eingestellt, um Auftragsarbeiten für andere Studios und Softwareunternehmen zu übernehmen. Nur so konnte sich das Studio vor dem eigenen Untergang retten.
Wer sich übrigens selbst von dem gescheiterten Game überzeugen will, der kann das tun. Bei der Good-Old-Games-Fassung von „Divinity 2“ im „Developer's Cut“ ist eine Tech-Demo von „The Lady, The Mage and the Knight“ enthalten.