Final Fantasy XVI - Vorschau / Preview

Weniger Rollenspiel, mehr Action - kann das funktionieren?

Vorschau Video Steffen Haubner

Es hat tatsächlich einmal "Final Fantasy"-Teile gegeben, die in vergleichsweise unbeschwerten Welten spielten, voller schräger Einfälle, schrulliger Charaktere und niedlicher Comic-Wesen. Diese Leichtherzigkeit, die immer auch einen Teil des Charmes ausmachte, scheint im "FF"-Universum der Vergangenheit anzugehören. Eine Reaktion auf die triste Wirklichkeit? Heute leben wir in düsteren Zeiten. Mehr als eine externe Bedrohung erhebt sich und schickt sich an, die weitgehend heile Welt, wie wir sie kennen, in den Abgrund zu reissen. Und statt sich zusammenzutun und die Herausforderungen anzugehen, regieren weiterhin Hass und Habgier, was den Niedergang nur noch beschleunigt. Tatsächlich spiegelt sich all das im 16. Teil des sich immer wieder neu erfindenden Epos wider.

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Mehr als die meisten seiner Vorgänger wird Clive als Einzelkämpfer inszeniert

Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, dass "Final Fantasy" schon immer ein Seismograf der globalen Stimmung gewesen ist. Die lesenswerten Essays in dem 2010 erschienenen Buch "Final Fantasy and Philosophy. The Ultimate Walktrough" bieten dafür jedenfalls mehr als einen Anhaltspunkt. Es scheint, als gelte das - "Final Fantasy XIV Online" einmal ausgenommen - für den kommenden Release mehr als für sämtliche vorigen Teile des Franchises. Das beginnt damit, dass wir gleich zu Beginn mitten in eine kriegerische Auseinandersetzung gestürzt werden. Auch das Entfesseln letztlich unkontrollierbarer Mächte, die je nach Sichtweise mal als ultimative Bedrohung, mal als letzter Hoffnungsschimmer für das Überleben der Menschheit erscheinen, und ein grundlegendes Gefühl des Ausgeliefertseins an ein globales Schicksal lassen sich als Zeitkommentar lesen. Und es ist kein besonders zuversichtlicher.

Zurück ins Mittelalter!

Wem das alles zu weit hergeholt erscheint, der kann natürlich auch einfach auf die vorbildliche Rolle von Gesamtkunstwerken wie "Game of Thrones" oder "The Witcher" verweisen, die ihre Schauplätze ebenfalls in düstersten Farben malen und deren Protagonisten knöcheltief im Blut waten müssen. So oder so: Für ein "Final Fantasy" ist so etwas schon fast ein Stilbruch. Wo bislang bei aller sonstigen Dramatik eher idyllische Welten von feindlichen Mächten herausgefordert wurden, ist der Schauplatz Valisthea, den wir diesmal vor dem Zugriff finsterer Mächte beschützen müssen, ab Beginn von Verrat und Destruktivität korrumpiert. Der Kurswechsel hat aber auch damit zu tun, dass Produzent Naoki Yoshida, Director Hiroshi Takai sowie der für Story und Lokalisation verantwortliche Michael-Christopher Koji Fox sich nach der eher futuristischen Perspektive der letzten "Final Fantasy"-Teile einer wieder mehr vergangenheitsbezogenen Ausrichtung zugewandt haben.

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Die eher futuristischen Settings voriger Teile werden von einer märchenhaften Mittelalterwelt abgelöst

Im Interview mit Gematsu.com formulierte Yoshida das so: "Wir haben gesehen, dass sich 'Final Fantasy' in den letzten 10 bis 15 Jahren von der älteren Fantasy zu einer Art Science-Fiction-Spiel gewandelt hat. Aber wir, die wir alle mit 'Final Fantasy' aufgewachsen sind, haben diese Spiele von 'FFI' bis 'FFVI' sozusagen in Echtzeit gespielt. Und sie haben einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen. Diese Games waren eher klassische Fantasy, diese Art von Gothic-Fantasy. Und als wir darüber nachdachten, welche Art von Fantasy wir für dieses neue Spiel erschaffen wollten, wollten wir zu den Wurzeln der Serie zurückkehren und etwas von der Gothic-Fantasy früherer 'Final Fantasy'-Titel in dieses Spiel einbringen." Der gerade 50 gewordene Gamedesigner möchte also gewissermassen das märchenhafte Staunen seiner Jugendjahre zurückholen und uns alle dabei mitnehmen. Das ist ja auch das Faszinierende an "Final Fantasy": dass man, je nachdem, mit welchem Teil man eingestiegen ist, eine völlig andere Perspektive auf die Serie haben kann.

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