Verhandlungssachen!
In der Demo folgte nun ein Zeitsprung: Einige Monate später ist das besagte Problem immer noch immanent. Als Abstimmungsinstanz wurde der Stadtrat eingerichtet, in in dem die Parteien über Gesetze verhandeln und abstimmen. Im Verlauf der Zeit haben sich aber auch neue Gruppierungen gebildet: Die Technocrats sind eine radikale Splitterpartei der Engineers und die Icebloods eine konservativere Version der Foragers. Und auch wenn sie noch vergleichsweise klein sind, stimmen sie mit über Gesetzesänderungen ab und gewinnen im Zweifelsfall an Einfluss.
So könnt ihr als Stadtführer nicht einfach eure Vorstellungen durchdrücken, sondern müsst sie demokratisch durchsetzen. Sprich: Ihr müsst die Parteien überzeugen und auf eure Seite ziehen. Abhängig von den Ausrichtung der Gesetze, stimmen bestimmte Parteien natürlich automatisch dafür oder dagegen. Unentschlossene Fraktionen könnt ihr aber beispielsweise durch Zugeständnisse etwa in Form zukünftiger Neuregelungen in deren Sinne überzeugen. Natürlich ist es auch möglich, unlautere Methoden zu wählen und Abgeordnete zu bestechen oder unter Druck zu setzen.
Je weiter ihr also in "Frostpunk 2" voranschreitet, desto komplexer wird das Netz aus Möglichkeiten, Entscheidungen und Fraktionen. Denn in dem Spiel gibt es keinen guten oder bösen Weg. Vielmehr müsst ihr euren Weg finden. Dabei könnt ihr zwar über Leichen gehen, müsst dann aber auch mit den Konsequenzen leben. In der Demo probten beispielsweise die Technocrats den Aufstand und bildeten in einem der Bezirke eine Parallelgesellschaft, wodurch deren Einfluss natürlich immer stärker wurde.
Was kann im schlimmsten Fall passieren? Tatsächlich könnt ihr als Anführer aus der Stadt geworfen werden, oder es können Revolten oder Bürgerkriege ausbrechen. Damit das System dahinter auch nachvollziehbar ist, haben die Macher von 11 bit studios im Vorfeld historische Recherchen betrieben und ihre Hausaufgaben in Bereichen wie Ideologien gemacht. Man ist sich im Klaren darüber, dass in diesem Fall die Spielbalance und Nachvollziehbarkeit stimmen müssen, damit es nicht das Gameplay aushebelt.
Ausblick
Mit "Frostpunk 2" geht 11 bit studios zweifellos ein Risiko ein. Denn statt eines souveränen Nachfolgers präsentiert man eine mutige Fortsetzung, die die Schwerpunkte deutlich anders setzt. War der Vorgänger noch ein durch Entscheidungen und Narrativ getriebenes Survival-Spiel, geht "Frostpunk 2" stärker in Richtung Citybuilder mit erweiterten Diplomatie- und Politikoptionen. Diese Möglichkeiten in einem weiterhin sehr intensiv-bedrückenden Szenario dürften für viel Spannung sorgen. Zudem baut 11 bit studios natürlich auch den Umfang merklich aus: Utopia-Builder, Szenarien und Story dürften einen mehr als soliden Wiederspielwert garantieren. Kurzum: "Frostpunk 2" sollte für das kommende Jahr bei allen Strategiefans ganz oben auf der Wunschliste stehen.