Mit dem Sequel zu einem der besten Aufbaustrategiespiele der letzten Jahre liefert Entwickler 11 bit studios nicht einfach mehr vom Gleichen. In "Frostpunk 2" müssen die Spieler nicht nur dem Wetter trotzen, sondern auch ihr politisches Überleben gegen die widerstrebenden Kräften innerhalb der eigenen Bevölkerung sichern.
Ganze 30 Jahre liegt nun der "Grosse Sturm" zurück, dem die Spieler in "Frostpunk" die Stirn bieten mussten, um zu überleben. Im Nachfolger sorgt der Vulkanische Winter weiterhin für bittere Kälte, die ihr innerhalb eurer Stadt mit einem riesigen Generator in Schach halten müsst. Das lebensfeindliche Klima bildet in "Frostpunk 2" aber nur eine der grossen Gefahren für den Fortbestand eurer arktischen Siedlung New London. Denn ein Stück weit haben sich die Bewohner mit den widrigen Umständen abgefunden, und die einzelnen Interessensgruppen treten vehement für ihre eigenen Interessen und Vorteile ein - notfalls bis zum Bruch mit euch, dem "Stewart", der nun alle Zügel in der Hand hält und diesen Status keinesfalls verlieren darf.
Überlebenskampf in doppelter Hinsicht
Die Entwickler von "Frostpunk 2" hätten es sich relativ leicht machen können, denn die Fans des Aufbau-Survival-Spiels von 2018 hätten wohl sogar das gleiche Spiel mit dezenten Anpassungen mit Kusshand genommen. Wie Jakub Stokalski, einer der beiden Chef-Entwickler des Sequels, im Interview bei einem Hands-on-Event in Warschau aber betont, wolle man sich bei 11 bit studios nicht wiederholen. Das Ergebnis ist, dass sich in "Frostpunk 2" Klima und Wetter zwar immer noch katastrophal auswirken können, wenn ihr nicht für ausreichend vom Generator erzeugte Wärme und Energie sorgt oder nicht rechtzeitig eure Vorratslager mit Nahrungsmittel gefüllt habt, um bei einer zwischenzeitlich nicht verfügbaren Quelle die Bewohner vor Hunger und Krankheit zu bewahren. Ihr bekommt es allerdings noch mit einer ganz anderen Form von Widerstand zu tun. Denn als "Stewart" gebt ihr zwar genauso wie in Teil die Befehle, welche Rohstoffquellen im Umland ihr erschliessen möchtet, um ausreichend Wärme mit eurem Generator erzeugen zu können oder genug Nahrung und Material zum Bau neuer Einrichtungen oder für die Forschung zu haben. Ihr seid jedoch gleichzeitig der politische Anführer, der ganz demokratisch oder mit hinterlistigen Mitteln, um Mehrheiten im Rat kämpfen muss, um die von euch gewünschten Gesetze durchzubringen.
Im Prinzip gibt es dabei drei Interessensgruppen: die "Captain"-treuen "Stalwarts", die trotz der widrigen Umstände einen vernunftbegabten Ansatz mit dem Ziel des Fortschritts und der Prosperität verfolgen, sowie die "New Londoners" und "Frostlanders", deren Haltung in einem Fantasy-RPG wohl am besten mit "chaotisch" umschrieben wäre. Die beiden letztgenannten Gruppierungen bilden später aber auch eigene Fraktionen mit sehr speziellen Zielsetzungen, die, wenn ihr sie unterstützt, zwar gewisse Vorteile bringen, allerdings innerhalb des oft sehr ambivalenten Entscheidungssystem auch negative bis katastrophale Auswirkungen haben können. Schon zu Beginn von "Frostpunk 2" deutet sich die Existenz einer dritten Fraktion an, die vermutlich erst deutlich später in der Kampagne eure Aufgabe noch zusätzlich verkomplizieren. Und ein einfaches oder besonders zugängliches Spiel ist "Frostpunk 2" wie schon der Vorgänger ganz und gar nicht.