Haptische VR-Experience "Geneva 1850" - Special

Die Revolution hautnah erleben

Artikel Video Achim Fehrenbach

Die Kutsche rumpelt durch die Gassen von Genf. An den Fenstern ziehen herrschaftliche Häuser vorbei, Geschäfte, Paläste. Während ich von den Unebenheiten des Kopfsteinpflasters hin- und hergeworfen werde, unterhalte ich gutgelaunt mich mit den anderen Passagieren. Noch ahnen wir nicht, dass sich die Ereignisse dramatisch zuspitzen werden.

Screenshot

"Geneva 1850: A Revolutionary Journey" ist eine spektakuläre VR-Experience. User tauchen nicht nur per 3D-Brille ins Geschehen ein, sondern spüren es auch am eigenen Körper: Sie werden in der Kutsche durchgerüttelt, laufen durch düstere Gemächer und besteigen schliesslich einen Heissluftballon, der sie hoch über die Dächer von Genf trägt. Möglich wird das durch haptisches Feedback, zum Beispiel ein Kutschengerüst aus Holz, das von Motoren bewegt wird. Ab Freitag können Besucher der Maison Tavel in Genf die Experience ausprobieren. Wir konnten die "Geneva 1850" vorab ausprobieren.

Erlebbare Geschichte

Willkommen im Motion-Capture-Studio der Artanim Foundation! Die Besucher des von "Präsenz Schweiz" organisierten Besuchs stehen andächtig lauschend im Halbkreis, während Caecilia Charbonnier "Geneva 1850: A Revolutionary Journey" erklärt. Die ehemalige Weltklasse-Tennisspielerin leitet heute gemeinsam mit Sylvain Chagué und Clémentine Lo die Artanim Foundation in Genf. Die Stiftung forscht und entwickelt zum Thema Motion Capture - da ist das Thema Virtual Reality nicht weit. Zusammen mit den Genfern Museen für Kunst und Geschichte hat Artanim jetzt eine Experience erschaffen, die ein längst vergangenes Grossereignis erlebbar machen soll: die Fazy-Revolution von 1846. Damals organisierte der liberale Schweizer Politiker und Publizist James Fazy einen Aufstand, um das politische System zu modernisieren - unter anderem durch die Einführung des amerikanischen Zweikammersystems in die neue schweizerische Bundesverfassung.

Artanim inszeniert die Fazy-Revolution aus Sicht von Stadtbesuchern, die in die Ereignisse verwickelt werden. Wir erleben bei unserem Studiobesuchdie zu 90 Prozent fertige Version der Experience - und sind von der immersiven Wirkung stark beeindruckt. Zunächst wird die Besuchergruppe in Viererteams eingeteilt. Dann erhält jeder Teilnehmer eine VR-Brille, die per Kabel mit einem mobilen "Rechner-Rucksack" verbunden ist. Anschliessend schnallen wir uns weisse Marker an Handgelenke und Füsse, mit denen im Raum verteilte Infrarot-Kameras unsere Bewegungen tracken. Schon sind wir mitten im Geschehen: Wir werden gebeten, in eine Kutsche einzusteigen, die uns ins Zentrum von Genf bringen soll. Der Clou: Im Gegensatz zu herkömmlichen VR-Erfahrungen ist unsere Umgebung wirklich fühlbar! Wir steigen in die Kutsche, setzen uns auf die harte Holzbank... und schon beginnt die ruckelige Fahrt durch eine malerische Berglandschaft und durch die Strassen von Genf. Die Sonne blendet stark von der Seite, deshalb werden wir gebeten, den Vorhang vor die Kutschfenster zu ziehen - und siehe da, das Rollo lässt sich tatsächlich greifen und herabziehen! Dass es sich bei unserer "Kutsche" um eine Holzgerüst handelt, haben wir zu diesem Zeitpunkt schon fast vergessen. Und als dann noch ganz realer Pferdegeruch an unsere Nasen dringt, ist die Illusion nahezu perfekt...

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