Ghostwire: Tokyo - Test / Review

Enttäuschender Japan-Trip der Evil Within-Macher?

Test Video olaf.bleich getestet auf PlayStation 5

Kämpfen und ein wenig Stealth

Das Kampfsystem reiht sich leider in die Kategorie der „gemischten Gefühle“ ein. Tango Gameworks bietet den klassischen Mix aus First-Person-Distanzkämpfen und gelegentlichen Schleichansätzen. Auch wenn beide Bereiche nicht vollends missraten sind, so mangelt es doch vielerorts an Abwechslung und Tiefe.

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Beispielsweise besitzt Akito neben Pfeil und Bogen lediglich drei verschiedene Elementarzauber. Diese lassen sich zwar mit dem griffigen Fähigkeitensystem aufrüsten, spielen sich aber trotz Aufladefunktion immer gleich. Auch die auftauchenden Gegnertypen wiederholen sich viel zu schnell. Und während die mit einer riesigen Schere ausgerüsteten Kuchisake anfangs noch für Angst und Schrecken sorgen, sind sie irgendwann nur ein Gegner von vielen.

Zusätzliche Möglichkeiten bringen die Talismane ins Spiel, mit denen ihr eure Feinde vorübergehend lähmen oder schwächen könnt. Gerade bei grösseren Ansammlungen von Feinden sind diese durchaus nützlich. Das Kampfsystem ist vergleichsweise statisch und langsam. Rücken euch die Besucher doch einmal auf den Pelz, könnt ihr Attacken mit dem Schild abblocken und bei einer perfekten Parade sogar aus dem Gleichgewicht bringen.

Wirklich notwendig sind diese Defensivaktionen aber erst bei Boss-Gegnern. Auch hier schöpft Tango Gameworks nicht das volle Potenzial aus. So sehen die riesigen Wesen zwar schaurig aus, jedoch sind die Schlachten mit ihnen viel zu schnell vorbei und viel zu arm an Highlights. Die Trefferpunkte sind derart klar markiert, dass der Rest beinahe Formsache ist.

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Kleinere Tempowechsel bringen die gelegentlichen Schleicheinlagen und Passagen ohne die Fähigkeiten von KK ins Spiel. Dann sind tatsächlich Geschick und etwas Übersicht gefragt. Feinde überrascht ihr im Stealth mit Attacken in den Rücken, verwendet Ködertalismane zur Ablenkung und schiesst aus der Distanz mit Pfeil und Bogen. Das System orientiert sich am gängigen Standard, lockert aber die Kämpfe doch zumindest auf.

Fazit

„Ghostwire: Tokyo“ steckt voller Japan-Liebe und Grusel-Faszination – verpackt allerdings in einer seelenlosen Open-World. Tango Gameworks verliert sich bei der Konzipierung ihres Action-Abenteuers in Sammelobjekten und Fliessbandmissionen. Das Szenario und die Hintergrundgeschichten mögen noch so faszinierend sein, können aber nicht über die offensichtlichen Gameplay- und Design-Schwächen hinweg täuschen. Anstatt auf der Klaviatur des virtuellen Grusels zu klimpern, stolpert „Ghostwire: Tokyo“ durch Open-World-Klischees und spielerische Eintönigkeit. Das Potenzial blitzt immer wieder durch: Die Story ist spannend (wenn auch zu kurz), das Gegnerdesign clever und das menschenleere Tokio als Spielplatz interessant. Doch diese Ansätze reisst „Ghostwire: Tokyo“ immer wieder selbst ein: sei es nun mit der mangelnden Abwechslung im Kampfsystem, der im Vergleich zuanderen Spielen hakeligen Navigation innerhalb Tokios oder der puren Flut an Sammelaufgaben. „Ghostwire: Tokyo“ hätte grosse Japan-Action-Kunst sein können, ist aber leider eine verspielte Chance seitens Tango Gameworks.

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