Tom Clancy's Ghost Recon Future Soldier

Viel Sam Fisher, wenig Call of Duty

Test Benjamin Kratsch getestet auf Xbox 360

Entschleunigung der Generation Call of Duty

"Generation Call of Duty" – keine Ahnung wie oft wir das in letzter Zeit gelesen haben; vor allem in Zusammenhang mit "Max Payne 3". Ubisoft ist da ganz anders, "Ghost Recon: Future Soldier"zwingt euch regelmässig dazu, einfach mal den Finger vom Abzug zu lassen und wirklich nachzudenken. Schade ist etwas, dass die Gebiete meist sehr eingegrenzt sind, ihr euch also nicht wirklich frei bewegen könnt. Hier wäre mehr Potential drin gewesen, da es beispielsweise kaum Möglichkeiten gibt, auf Dächer zu klettern, um mit dem Scharfschützengewehr und ausgeklapptem Bi-Pod Ziele aufs Korn zu nehmen. Das hätte dem taktischen Gameplay noch eine ganze Portion mehr Freiheit gegeben. Schön hingegen, wie die Kameraden mitdenken, wie sie antizipieren: Greifen wir mit dem Messer an, tötet unser Nebenmann reflexartig den nächsten Wachen, weil der sonst die Leiche entdecken könnte. Zumindest auf dem niedrigen Schwierigkeitsgrad. Wer schon mal einen Taktik-Shooter gespielt hat, sollte ruhig direkt auf Veteran einsteigen, denn dann macht die Terroristenhatz deutlich mehr Spass, weil einfach immer dieses prickelnde Gefühl der Anspannung da ist: Werde ich auch ja nicht entdeckt? Habe ich das richtige Timing drauf und feuern meine Kollegen exakt synchron – nur eine Sekunde Verzug und uns steht sofort eine ganze Armee gegenüber.

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Starke Szenarien, laue Geschichte

Sehr schade ist, dass Ubisoft dieses ungeheure Potential des afrikanischen Bürgerkriegs während der weltweiten Einsätze kaum nutzt. Da begegnen wir Warlords, die einfach so ohne Grund mit einem Jeep in ein Dorf preschen, das MG durchladen und wahllos auf Frauen und Männer schiessen, tun dagegen aber kaum etwas. Zwar gibt es hier und da die Möglichkeit, einzelne Personen zu retten, indem wir beispielsweise einen Rebellen die Halsschlagader durchschneiden oder ihm einen Kopfschuss verpassen, bevor er eine angolanische Frau vergewaltigen kann. Doch "Ghost Recon: Future Soldier" kratzt hier ähnlich wie "Call of Duty" nur an der Oberfläche. Zwar entfährt den Charakteren ab und an ein "Warum, warum nur? Warum tun die das?", das wird aber meist vom Captain des Teams nur mit "We got a job to do", also "wir haben einen Auftrag, der hat Priorität" abgewiesen. Wie sehr die Soldaten all das Leid in ihren Einsatzgebieten mitnimmt, kommt nur in den seltenen Zwischensequenzen auf ihrer Basis, einem Flugzeugträger, zur Sprache. Schade, hier hätte zumindest ein Soldat gut reingepasst, dem die Wirren des Krieges zu weit gehen und der daran zu zerbrechen droht. Ähnlich wie Matt Baker aus dem erzählerisch wohl stärkstem Shooter "Brothers in Arms: Hell`s Highway“" von Gearbox Software.

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