Gungrave: G.O.R.E - Test / Review

Ein würdiger Nachfolger des PS2-Klassikers?

Test Video Steffen Haubner getestet auf PlayStation 5

Jemand sollte mal ein Buch schreiben über die Phantome der Videospielgeschichte. Darin müssten dann auch ein paar Seiten zu einem PS2-Spiel namens "Trigun: Planet Gunsmoke" zu finden sein. 2002 auf einem SEGA-Event gezeigt, versank es kurz darauf ohne weitere öffentliche Verlautbarung in der Versenkung. Dabei hatte selbst "Trigun"-Schöpfer Yasuhiro Nightow das Game in seinem legendären Manga-Epos angekündigt. Stattdessen wurde es aus unbekannten Gründen gecancelt. Die Entwickler bei Red Entertainment hatten aber offenbar ebenso Blut geleckt wie Nightow, denn im selben Jahr erschien ein Third-Person-Shooter, der heute zu den absoluten PS2-Klassikern zählt: "Gungrave", in Japan von SEGA, in Europa von Activision veröffentlicht. Dessen Held mit dem schönen Namen Beyond the Grave, kurz Grave genannt, wurde von Nightow auf Bitten von Red Entertainment eigens für das Game designt. Inspiriert von dieser Kooperation, erschien später ein gleichnamiger Anime.

Ein würdiger Nachfolger des PS2-Klassikers?

Wer noch etwas mehr Videospiel-Archäologie betreiben will, findet zwischen "Trigun" und "Gungrave" allerlei ikonografische Parallelen. Wie "Trigun"-Held Vash the Stampede trägt Grave, der "Gunslinger of Resurrection", zwei stattliche Handfeuerwaffen, mit denen er brachiale Blei-Choreografien in Richtung Feind nagelt. Von Vashs Sidekick, einem Priester namens Nicholas D. Wolfwood, hat Grave die riesige, auf dem Rücken getragene Waffe geerbt, nur dass aus Wolfwoods Kreuz, das zwischenzeitlich zum Sarg mutierte, nun eine Sarg-ähnliche Monsterkanone namens "Deathbringer" geworden ist. In gleich mehrerlei Hinsicht kann Grave also als eine Quintessenz aus den beiden ikonischen Manga-Helden durchgehen. Wie erwähnt: Das erste "Gungrave"-Game, von der Kritik damals eher verhalten aufgenommen, erwärmt bis heute das Herz vieler Fans - besonders jener, die auf geschmeidig inszenierte Ballergewitter mit hohem Gore-Faktor stehen. Der unter dem Titel "Gungrave: Overdose" ebenfalls für PS2 nachgeschobene zweite Teil verzichtete auf die Cel-shading-Optik und fügte dem Vorbild auch sonst nichts Wesentliches hinzu.

Screenshot
Mit dem Feind auf Tuchfühlung: Wer Grave so nahe kommt, lebt nicht mehr lange

Rund 20 Jahre nach Runde 1 erscheint nun die nächste Brachialschiessbude, die das Wort "G.O.R.E" sogar im Titel trägt. Der für das Werk verantwortliche Indie-Entwickler Iggymob trug dem Kultstatus des Brands Rechnung, indem er es bei der grundlegenden Ausrichtung beliess: Grave ballert sich nach allen Regeln der Pyrotechnik durch fast ununterbrochen heranschwappende Gegnerwellen. Mit seinen beiden ikonischen Knarren entfesselt er kunstvolle Kugelfeuerwerke. Der Deathbringer auf dem Rücken dient wahlweise dem Niedersensen ihm allzu nahe auf den Pelz rückender Feinde oder als im Ernstfall hervorgeholte Bordkanone, die mit verheerenden "Vernichtungsschüssen" ausgestattet werden kann. Rein äusserlich sieht die "G.O.R.E"-Version von Grave aus, als würde er im Hauptberuf bei einer Gothrock-Version der Kultpunkband Ramones mitspielen.

Screenshot
Ohne seine ikonische Waffe Deathbringer geht Grave nicht aus dem Haus

Kommentare

Gungrave G.O.R.E. Artikel