Honor Play (Handy) - Test

Das Gaming-Handy zündet dank künstlicher Intelligenz den „GPU Turbo“

Hardware: Test Steffen Haubner

Seit Jahren tragen mobile Games mit weitem Abstand den grössten Teil zu den Millionenumsätzen bei, die mit Apps gemacht werden. Da ist es naheliegend, ein Smartphone auf den Markt zu bringen, das sich explizit an die ständig wachsende Gruppe der Spieler richtet. Versuche in diese Richtung gab es jede Menge – darunter das fast schon legendäre Nokia N-Gage aus dem Jahre 2003. Das Beispiel zeigt, wo die Probleme dieses Produktsegments liegen und warum bis heute noch kein wirklicher Bestseller darunter war. Beim N-Gage war es – neben anderen Stolpersteinen wie etwa der aufgrund des Speicherkartensystems geringen Spielauswahl – vor allem der heftige Preis und die Vernachlässigung anderer wichtiger Handyfunktionen. So musste man beim N-Gage schon recht uneitel sein, um damit in der Öffentlichkeit zu telefonieren. Der Grund war das „Sidetalking“, das einen dazu zwang, das Gerät seitlich an den Kopf zu halten, was einen wie jemand wirken liess, der sein Frühstücksei mit einem Korkenzieher öffnet.

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Ausgewiesene Gaming-Smartphones müssen teilweise widersprüchlichen Anforderungen gerecht werden. Sie müssen über eine hohe Leistung verfügen, dürfen aber wegen der vergleichsweise jungen Zielgruppe nicht allzu viel kosten. Sie müssen zudem originäre Features bieten, die sie als ausgewiesene Gaming-Smartphones empfehlen, ohne dass andere wichtige Funktionen darunter leiden. Insbesondere der erste Punkt lässt direkt an den chinesischen Hersteller Honor denken. Denn dessen Hardware beruht in grossen Teilen auf den Modellen des Mutterkonzerns Huawei, die Honor zu einem konkurrenzlosen Preis unters Volk bringt. Auch das eher jugendliche Alter der Hauptzielgruppe, von Honor-CEO George Zhao gerne als „young at heart“ definiert, passt ins Profil. Von daher kann es kaum überraschen, dass der Hersteller jetzt unter dem Namen „Honor Play“ und mit dem Claim „Crazy fast, crazy smart“ ein Gaming-Handy an den Start gebracht hat.

Fast rahmenlos in Full HD

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Vergleiche zum kürzlich veröffentlichten Flaggschiff Honor 10 bieten sich an, zumal beide Geräte derzeit in der 64-GB-Variante zum Preis von rund 330 Euro angeboten werden. Tatsächlich sind die Ähnlichkeiten so gross, dass die Unterschiede schneller aufgezählt sind hält. Zunächst ist das Honor Play mit seinem rahmenlosen 6,3 Zoll (16 cm) Full HD+ 19:9 FullView-Display etwas grösser als das Honor 10. Die Auflösung beträgt 2340 x 1080 Pixel mit 16 Millionen Farben. Eine Variante mit 128 GB gibt es aktuell nicht, dafür kann man wahlweise eine zweite SIM oder SD-Speicher nachrüsten. In Sachen Display-Brillanz und Verarbeitung hat sich Honor noch nie eine Blösse gegeben und tut es auch diesmal nicht. Das Alugehäuse liegt perfekt in der Hand und vermittelt einen ausgesprochen robusten Eindruck, was für ein Gaming-Handy ja auch nicht unwichtig ist. Das Gewicht wird vom Hersteller mit 176 Gramm angegeben, bei uns brachte es ohne die mitgelieferte Schutzhülle 170 Gramm auf die Waage. Als Betriebssystem kommt Android 8.1 zum Einsatz, gleich nach dem ersten Start wird das Gerät ausserdem per Update auf Huaweis aktuelle Android-Variante EMUI 8.2 gebracht. Man nutzt also auch mit dem Honor die Dienste des Mutterkonzerns wie etwa die Huawei-Cloud für Backups. Entsperren lässt sich das Honor Play per Fingerabdrucksensor oder Face-Unlock.

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Aber natürlich wollen wir vor allem wissen, wie sich das Honor Play bei Games schlägt. Honors Hauptverkaufsargument ist ein laut Hersteller „bahnbrechender“ GPU Turbo, der den Grafikprozessor unterstützen soll. Die Effizienz der Grafikverarbeitung wird demnach um 60 Prozent erhöht, während sich der Stromverbrauch laut Hersteller um 30 Prozent reduziert. Wir haben bei Marco Eberlein, General Manager Honor Germany, nachgefragt, auf was sich diese Werte beziehen. Nach dessen Auskunft wurde als Referenz auf die gleiche Hardware zurückgegriffen, allerdings ohne GPU-Turbo. Die erhöhte Akku-Effizienz bezieht sich auf den Betrieb unter Höchstleistung, gedrosselt wird dadurch also ausschliesslich der Stromverbrauch während des Spielens. Der Trick dabei: "Während ein Spiel läuft, werden die im Hintergrund kaufenden Apps zurückgefahren, um mehr Leistung für das Gaming freizumachen", wie Honors Marketing Manager Franko Fischer erklärt. "Das hat unter anderem den positiven Nebeneffekt, dass beispielsweise eingehende Nachrichten weniger auffällig angezeigt werden und den Spielfluss damit nicht mehr so stark unterbrechen." Da es sich beim GPS-Turbo um eine Softwarelösung handelt, kann sie auch auf andere Modelle des Herstellers ausgerollt werden. So werden auch Besitzer des Honor 10 und des 9 Light in den Genuss kommen. Auch Modelle des Mutterkonzerns Huawei wie etwa das Mate 10 Pro und das P20 (Pro) werden per Software-Update mit dem neuen Feature ausgestattet. Beim Honor Play ausserdem an Bord: ein Kirin-970-Chip mit bis zu 2,36 GHz und 4 GB RAM, der das Rückgrat des GPU-Turbo bildet. Der Name lässt aufhorchen, verbirgt sich dahinter doch jener High-end-Prozessor, der seit Herbst vergangenen Jahres in Huaweis Mate-Modellen zum Einsatz kommt.

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