Horizon Forbidden West - Test / Review

Ein Action-Feuerwerk epischen Ausmasses

Test Video Benjamin Braun getestet auf PlayStation 5

Gut fünf Jahre nach dem ersten Teil kehrt Kriegerin Aloy in einem neuen Abenteuer zurück. Sie ist noch agiler und verfügt über jede Menge neue Tricks. Weshalb "Forbidden West" sogar den starken Vorgänger übertrifft, uns das Spiel aber fast schon ein bisschen zu gross ist, erfahrt ihr im Test.

Bis vor einigen Jahren war Guerrilla Games für viele einfach nur "der "Killzone"-Macher". Denn über beinahe zehn Jahre hinweg entwickelte das in Amsterdam ansässige Studio ausnahmslos Ableger der PlayStation-exklusiven Shooter-Reihe, die man als Sonys Gegenstück zu "Halo" verstehen kann. Eine gänzlich andere Art von Spiel traute manch einer den Niederländern deshalb gar nicht erst zu - vollkommen zu Unrecht! 2017 veröffentlichten sie mit "Horizon Zero Dawn" nämlich ein aussergewöhnliches Open-World-Actionspiel, das zu den besten Titeln der gesamten PS4-Ära zählt. Im Zentrum der Handlung steht die Nora-Kriegerin Aloy, die mehr als 1'000 Jahre nach dem Zusammenbruch der menschlichen Zivilisation, wie wir sie heute kennen, auf der Erde lebt. Die Menschen leben vergleichbar mit der Steinzeit in Stämmen zusammen oder in grossen Siedlungen, die an antike Zivilisationen wie die Pharaonenzeit in Ägypten oder das Römische Kaiserreich erinnern. Die Welt selbst ist wiederum von Maschinenwesen bevölkert, die sich äusserlich an prähistorischen Spezies wie Säbelzahntiger oder Dinosaurier orientieren und, kontrolliert von einer alles beherrschenden KI, drohen, die Welt zu zerstören. Aloy gelingt es, die Vernichtung der Menschheit zu verhindern. Doch wie sie zu Beginn von "Horizon Forbidden West" erfährt, hat sie den Niedergang lediglich aufgeschoben.

Auf in den Westen

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Horizon: Forbidden West

Wir möchten euch in diesem Test selbstredend Storyspoiler ersparen. Seht es uns deshalb nach, dass wir auf diesen Bereich nicht sonderlich konkret eingehen werden. Ihr werdet in jedem Fall auf so einige altbekannte und neue Verbündete treffen, wobei sich manche davon womöglich nur zum Schein auf eure Seite schlagen. Euer Ziel ist es, einen Neustart der Gaia-KI in die Wege zu leiten, wobei ihr das dafür notwendige Backup manuell aus Einzelteilen zusammensetzen müsst. Um dieses Ziel zu meistern, brecht ihr aus den bekannten Gefilden aus und dringt immer tiefer in den Westen ein, wobei ihr unter anderem Wüsten-Areale, schneebedeckte Berggipfel oder auch die Ruinen von Las Vegas und San Francisco betretet. In der vielfältigen Welt stellen sich euch aber nicht nur Maschinen in den Weg, sondern auch menschliche Widersacher wie die Tenakth-Kriegerin Regalla, die aus unbekannten Gründen in der Lage ist, sogar einige der mächtigsten Maschinen zu reiten. Ihr, so viel sei verraten, dürft im Laufe des Abenteuers jedoch auch bedeutend mehr mechanische Wesen überbrücken und auf deren Rücken sitzend durch die Welt reisen.

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Horizon: Forbidden West

Die riesige, komplett zusammenhängende Spielwelt könnt ihr, von kleineren storybedingten Einschränkungen zu Beginn abgesehen, komplett frei erkunden. Euch werden also so gut wie keine unnatürlichen Grenzen gesetzt. Lediglich die stetig steigende Gegnerstärke in feindlichen Aussenposten, anfangs übermächtige Maschinen oder auch die meist storygebundene Freischaltung spezieller Gadgets schränken euch dabei ein. So erwerbt ihr erst nach einigen Spielstunden eine Tauchermaske, mit der Aloy unbegrenzt unter Wasser atmen kann, womit sie entsprechend auch ganze Missionsabschnitte im kühlen Nass verbringt. Dank der unzähligen Schnellreisepunkte, die wie im Vorgänger primär aus aktivierbaren Leuchtfeuern bestehen, halten sich die Laufwege stark in Grenzen. Es gibt aber ohnehin in praktisch jedem halbwegs grossen Lager Questgeber für Nebenmissionen. Auf dem Weg zum aktuellen Zielpunkt entdeckt ihr zudem immer wieder feindliche Aussenposten, die ihr ausräuchern könnt, oder sogar Dungeon-artige Maschinen-Brutstätten, in denen ihr euch zusätzliche Überbrückungsoptionen aneignen könnt. Allein die Hauptmissionen werden euch, auch aufgrund der gelegentlich leicht ausufernden, wie auch alle Dialoge im Spiel komplett lokalisierten Cutscenes mindestens 25 Stunden, eher 30 bis 35 Stunden beschäftigen, also circa 10 bis 15 Stunden mehr als in Teil 1. Die Spielwelt bietet aber massenweise Nebenbeschäftigungen wie Jagd- und Kampfchallenges und aufwendig inszenierte, storygetriebene optionale Quests, mit denen ihr auf Wunsch geschätzt auch 100 Stunden in "Forbidden West" verbringen könnt. Obwohl das alles wirklich nur ein (lohnenswertes!) Angebot und keine lästige Pflicht darstellt, werdet ihr womöglich aber dennoch nicht ganz drum herumkommen, auch mal Nebenquests zu erfüllen oder Aloy durch die freie Jagd aufzustufen. Zwar ist der normale Schwierigkeitsgrad (zu Beginn sind vier Stufen wähl- und jederzeit anpassbar) diesmal erheblich besser ausbalanciert und weniger hart, sodass man auch gegen zwei, drei Stufen stärkere Feinde mit Skill problemlos Siege erringen kann. Manche Spieler werden im späteren Verlauf aber dennoch spürbare Nachteile wahrnehmen, wenn sie nicht wenigstens grob die empfohlene Stufenstärke erfüllen. Doch selbst für sie ergeben sich unterm Strich keine Grinding-Zwänge. Dass die Gegner- und Missionsstärke stets fest sind und nicht skaliert werden, kann es umgekehrt für Intensivspieler später mitunter deutlich zu leicht werden.

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