Neugier - ein Schlüssel zum Erkunden der Welt
Dies trifft nicht nur auf Aloys Mut zu, sondern auch auf ihre Neugier. Schon ganz am Anfang ist dies spielentscheidend. Wir stürzen in eine Höhle und müssen den Ausgang finden. Nach kurzer Zeit entdeckt Aloy alte technische Geräte. Es stellt sich heraus, dass wir uns in einer Stätte der Alten befinden, der untergegangenen Zivilisation. Neugierig erkundet Aloy die Höhlenräume. Diese Neugier führt zu wichtigen Game-Elementen: Wir finden alte Aufzeichnungen, die informative Bruchstücke der unbekannten vergangenen Zeit liefern - ein Element, das im Spiel fortgeführt wird. So erschliesst sich auch uns Spielern mosaikartig die Welt.
Zudem finden wir auf dem Weg hinaus ein essenzielles Kernstück des Spiels: den Fokus, ein Hologramm-artiges neuronales Device, das uns in der Geschichte als auch beim Bewegen durch die Welt enorm hilft. Etwa beim Aufspüren von Fährten, beim Entdecken der Schwachstellen von Maschinen - sogar Feinde können wir durch feste Materie sehen und uns so einen Vorteil verschaffen. Insbesondere in einer Welt, in der wir im Zwiespalt sind zwischen einer alten Kultur und den Überresten einer technisierten Zivilisation, in der sich die Technik nicht nur in Form von Maschinen gegen uns wendet, sondern auch von feindlichen Gruppierungen genutzt wird. So nutzen beispielsweise Banditen schwere Waffen gegen uns. Und der ominöse Kult als feindliche Gruppierung setzt korrumpierte Maschinenwesen ein, um gegen den Stamm der Nora vorzugehen.
Der Angriff des Kultes auf die Nora und Aloy selbst mündet in der Erhebung Aloys zur Sucherin, die von den Matriarchinnen die offizielle Legitimation erhält, dem Kult nachzuspüren. An dieser Stelle der Geschichte werden wir als Spieler in die offene Welt entlassen, die wir auf der Suche nach Antworten erkunden. Hier kombiniert sich das Spieldesign einer wunderschönen Welt mit dem Charakter Aloys und ihrer Rolle als Sucherin. Ihre Neugierde teilen wir als Spieler selbst - wir wollen diese Welt erkunden. Und wir wollen die Gründe des Überfalls aufklären.
Empathie, Aufrichtigkeit und Loyalität - Aloys Wertekompass
Denn Aloy teilt die Werte, die wir als Spieler haben: Das Erleben der Brutalität, der Aloy selbst sowie Angehörige des Stammes der Nora zum Opfer werden, verletzt Aloys Empfinden von Gerechtigkeit. Es ist tief in ihr verwurzelt und hängt mit ihrer Geschichte zusammen. Als Ausgestossene sind wir am Anfang ausserhalb des Stammes auf uns selbst gestellt. Stammesmitglieder dürfen nicht einmal mit uns reden, sonst drohen ihnen selbst Konsequenzen. Den Grund kennt Aloy und auch der Spieler nicht. Doch Aloy ist nicht nachtragend, sie kann verzeihen. Als uns während der Aufnahmeprüfung wie oben geschrieben eine Trophäe aus der Hand geschossen wird, müssen wir eine neue finden - obwohl ein Beobachter der Prüfung das Unrecht gesehen hat. Dem schiessenden Jungen gegenüber ist Aloy am Ende der Prüfung in einer Story-entscheidenden Situation jedoch nicht abgeneigt, sondern in einem notwendigen Akt der Solidarisierung verbünden sie sich. Ebenso ist ihr Verhalten gegenüber dem Stamm selbst: Denn die Rolle der Sucherin ist verbunden mit dem Einstehen für einen Stamm, der sie lange ausgeschlossen hat. Die Suche nach Gerechtigkeit verbunden mit einer tiefen Loyalität genau diesen Leuten gegenüber.
Diese Haltung zieht sich durch die Geschichte selbst, und sie definiert auch die Missionen: Wir handeln in Quests z. B. nie als Kopfgeldjägerin, sondern Aloy übt Gewalt gegen Menschen nur in ausschliesslich eindeutig feindlichen Situationen aus, und nur dann, wenn Optionen auf Gespräche bzw. friedliche Lösungen nicht vorhanden sind: dem Ausheben von Banditenlagern, dem Jagen von Verbrechern, dem Verfolgen des Kultes.
In den Gesprächen selbst bleibt Aloy immer integer. Das macht es auch für uns als Spieler einfacher, uns mit ihr zu identifizieren und dadurch ein immersiveres Spiel-Erlebnis zu haben. Wir spielen nicht nur Aloy, wir sind sie.