HTC Vive Cosmos Elite - Hardware-Test

Ja, High-End-PC-Spieler dürften so etwas haben wollen

Hardware: Test Simon Gröflin

Technische Finessen vs. Komfort

Die Index weist mit 135 Grad (statt 110) ein etwas höheres Sichtfeld auf. Bei der Valve-Brille habe ich zwar manchmal den Eindruck, als sei das Mittendringefühl dadurch noch eindrücklicher, aber so wirklich bewusst wird einem das erst mit einer Ultra-High-End-Brille wie einer Pimax 8K Plus. Allerdings handelt es sich bei der Brille aus Schanghai um ein Enthusiasten-Headset mit zahlreichen Software-Parametern, das schon zu einem Preis von 1'000 Franken (ohne Zubehör) ungleich teurer ausfällt. Die höhere Bildwiederholfrequenz kann bei einigen Titeln wie Racing-Simulationen oder aufwendig texturierten First-Person-Abenteuern ein Vorteil sein. Die Texturen werden für mein Empfinden durchaus ein bisschen flüssiger und weicher dargestellt. Bei vielen Spielen fällt mir das jedoch gar nicht auf.

Wireless - yes!

Im Gegensatz zu anderen PC-VR-Brillen ist mit der Cosmos Elite (wie schon mit der Vive Pro und der ersten HTC Vive) auch kabelloses Spielen via Drahtlos-Adapter mit Intels WiGig-Technik möglich. Im VR-Bereich greift die VR-Funklösung auf den Standard 802.11ad zurück, der einen bis zu 8 Gbit/s schnellen Datenverkehr im 60-GHz-Spektrum ermöglicht. Randnotiz: Ich erinnere mich sogar noch gut daran, als Intel "WiGig" vor sechs Jahren an seiner damaligen Hausmesse in San Francisco erstmals angekündigt hatte. Es hätte eigentlich die eierlegende Wollmilchsau für drahtlose Docking-Stations werden sollen. So weit kam es dann aber doch nicht ganz ...

Screenshot

Nun aber zu dem 380-Franken-Adapter: Das Set beinhaltet im Wesentlichen einen Sender und einen Receiver sowie eine WLAN-PCI-Express-Karte, an der ihr das Funkmodul befestigt. Dazu muss man erst den PC öffnen und die Karte in einen PCI-Express-Slot einsetzen. Das ist jedoch keine Hexerei. Wenn ihr noch nie eine solche Karte installiert habt, hilft die Anleitung auf der Vive-Seite. Ist das geschehen, wird an dem Antennenausgang der Karte ein Kabel mit dem sendenden Funkmodul verschraubt. Dieses Modul wird sodann mit einer Halterungsklammer an der Oberseite eines Monitors befestigt. Zur Installation des Receivers am Headset müsst ihr schliesslich die Innenpolster der Vive Cosmos Elite entfernen, um das lange Stolperkabel gegen das kürzere Kabel des Wireless-Receivers zu ersetzen.

Verwirrt war ich zunächst, weil die ganze Geschichte sogar auf die alte HTC Vive ausgelegt ist, da für den Receiver an der Brille mit seiner links- und rechtsseitigen Empfangsausrichtung zwei verschiedene Klett-Befestigungs-Kits mitgeliefert werden. Bei der ersten HTC Vive muss man dazu ein anderes Kabelset in die obere Front-Panel-Aussparung einschleusen. Ist einmal alles eingerichtet, läuft die Software-seitige Erkennung recht flott. Der letzte Schritt ist die Installation der Vive-WLAN-App. Diese kommuniziert zwischen dem PC und der Vive Cosmos Elite. Den nötigen Akku für den Receiver, den man per USB nachlädt, macht man am besten am Gürtel fest, was im Pyjama-Betrieb leider nicht immer gut funktioniert. Der Akku mit einer Kapazität von etwa 10'500 mAh hält in der Regel ein bisschen mehr als zwei Stunden. Für einen ununterbrochenen Wireless-Spielbetrieb befindet sich ein zweites Akkupack im Lieferumfang.

Mein Fazit zum Vive-Wireless-Adapter: Ich habe sehr viel Spass an der vollen Bewegungsfreiheit auf High-End-Niveau. Trotz des hohen Preises empfinde ich den Adapter als echten Mehrwert. Endlich entfällt die Angst, über die lästigen Kabel zu stolpern. Bei einem guten WLAN-ac-Router verhält sich die Empfangsgenauigkeit doch sehr latenzfrei. Kurz: Es ist ein Upgrade, das sich lohnt, wenn man eine Vive Cosmos (Elite), eine Vive Pro oder eine Vive der ersten Generation und einen schnellen WLAN-Router hat. Eine günstigere Alternative für Wireless VR wäre die Variante mit der mobilen Oculus Quest. Dort funktioniert das mittels Sideload und einer "Streamer-App" ähnlich gut. Da wird es spannend, was die Oculus Quest 2 (ab Mitte Oktober) hinsichtlich Bildqualität und optimierter Bildwiederholrate zu bieten hat, denn mit dem deutlich günstigeren Nachfolgemodell für nur 399 Franken (64-GB-Version) und 90 Hz ist eine Rift (S) nicht mehr erforderlich.

Fazit

Die HTC Vive Cosmos Elite ist für mich gegenüber der Index immer noch mein "Daily Driver", obwohl ich an der Grundausstattung seither schon einige Upgrades vorgenommen habe. So tauchte ich gleich den integrierten Kopfhörer gegen ein leichtes Gaming-Headset aus und legte mir später den Wireless-Adapter zu. Bei der Audioqualität ist die Valve Index ganz klar überlegen. Sogar das Audio-Headset der ersten Oculus Rift überzeugte mich mehr. Schade, dass hier seit der Vive Pro nichts nachgebessert wurde. Bei der Bildschärfe und Helligkeit hat die Cosmos Elite dagegen im Vergleich zur schwarzen Steam-Brille wieder die Nase vorn. Zudem ist das Linsenschimmern gering und fast nicht wahrnehmbar. Kleines Zückerchen: Zumindest im Komplettpaket schenkt euch HTC zusätzlich ein halbes Jahr Viveport Infinity, damit ihr viele Spiele, die es auch bei Steam gibt, schon im Vive-Shop unbegrenzt laden und austesten könnt.

Pros

  • Sehr helles und scharfes Bild (besser als Vive Pro)
  • Grosser Augenabstand bis 72 mm (IPD) möglich
  • Komfortable Ausstattung mit Aufklappmechanismus
  • Upgrade-Option für Wireless-Betrieb (für 380 Franken)
  • Ein halbes Jahr Viveport Infinity gratis

Cons

  • Zu leises Audio-Headset mit wenig Bass und Dynamik
  • Vive-Wands und Lighthouse-Basestations der ersten Generation
  • Kleiner Sweetspot, geringeres FoV als Valve Index

Wertung: 83 %

Kommentare

HTC Vive Cosmos Elite Artikel