Die letzten beiden Filme waren wenig überzeugend, und seit dem letzten Teil von "LEGO Indiana Jones" im Jahr 2009 herrscht im Videospielbereich Funkstille. Schon im Dezember 2024 soll sich das mit einem neuen Indy-Abenteuer der Macher von "Wolfenstein" ändern. Wir habens gespielt und sind ziemlich angetan, aber noch nicht restlos überzeugt.
Manche Leute sind ja der Überzeugung, dass man ab dem 40. Lebensjahr schon alt sei. Ob da nun etwas dran ist oder nicht, darüber muss sich die Hauptfigur aus "Indiana Jones und der Grosse Kreis" keine Gedanken machen. Denn die Handlung des First-Person-Actionspiels spielt im Jahr 1937, weshalb Dr. Henry Jones, Jr. die genannte kritische Altersgrenze noch nicht überschritten hat. Man könnte sogar sagen, dass er noch voll im Saft steht, immerhin hat er gerade erst die Geschichte mit der Bundeslade aus "Jäger des verlorenen Schatzes" hinter sich gebracht, während die Suche nach dem Heiligen Gral in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" noch vor ihm liegt. Ob der Mann mit Hut und Peitsche in seinem neuen Spiel des "Wolfenstein"-Machers MachineGames wirklich eine gute Figur macht, davon konnten wir uns in einem rund zweieinhalbstündigen Hands-on selbst ein Bild machen.
Indy-Flair von Anfang an
Draussen tobt ein schweres Gewitter vor dem Marshall College in Connecticut. Ein Professor, der an seinem Schreibtisch eingenickt ist, schreckt hoch und gewährt uns einen ersten Blick auf sein markantes Gesicht. Es ist eindeutig das Antlitz von Harrison Ford, das den Mann trotz Anzug und Nickelbrille statt Hut und Lederjacke sofort als Indiana Jones erkennen lässt. Die Stimme in unserer nur auf Englisch spielbaren Demo stammt zwar nicht von Ford, sondern von Troy Baker, der neben vielen anderen auch Videospielfiguren wie Joel in "The Last of Us" oder Booker de Witt in "BioShock Infinite" seine Stimme lieh. Baker imitiert die betont trockene Sprechweise von Harrison Ford aber so gut, dass man ihn ohne Hintergrundwissen glatt mit Ford verwechseln könnte. Zudem passt der 48-jährige Baker vom Alter her deutlich besser zum hier nicht mal 40-jährigen Indy als die Stimme des inzwischen über 80 Jahre alten Ford.
Zum Indy-Flair tragen nicht zuletzt auch die aufwendige Nachbildung des Marshall Colleges, die für das Jahr 1937 typische Kleidung und dieser schon etwas ältere, leicht begriffsstutzige Herr an Indianas Seite bei. Denn der Museumskurator Marcus Brody taucht hier natürlich ebenfalls auf und ist dem bereits Anfang der 1990er-Jahre verstorbenen Schauspieler Denholm Elliott wie aus dem Gesicht geschnitten. Spätestens, wenn Indy herausfindet, was ein mysteriöser Eindringling des Nachts aus der Sammlung gestohlen hat, und seine Reise nach Rom antritt, wähnen wir uns endgültig in einem neuen Indy-Abenteuer, während eine rote Linie auf einer Karte den Weg per Flugzeug und Co von der US-Ostküste in die Ewige Stadt nachzeichnet.