Ghostbusters: Legacy - Kino-Special

Geister der Vergangenheit

Artikel Video Joel Kogler

Sympathisch, humorvoll und spannend

Der Film richtet sich im Ton sehr nach den ersten Filmen und ist daher primär zwar eine Komödie, bietet aber auch Spannung und Grusel, wenngleich man sich weit weg vom Horror-Genre befindet. Besonders die erste Hälfte des Films nimmt sich Zeit, die neuen Figuren vorzustellen, insbesondere die beiden Kinder Phoebe und Trevor. Die grösste Rolle nimmt dabei Phoebe ein, die ein überraschend vielschichtiges Bild eines jungen Mädchens mit Autismus bietet. Ihre spezielle Art zu denken und mit anderen zu interagieren ist essenzieller Teil der Figur, ohne aber andere Aspekte der Persönlichkeit komplett zu überschatten. Mckenna Grace schafft es, Humor und emotionalen Tiefgang zu verbinden, und ist zweifelsohne das Highlight der schauspielerischen Leistungen im Film. Die erste Hälfte des Films kann eine neue und spannende Geschichte aufbauen, ohne sich auf Nostalgie zu verlassen. Zwar gibt es immer wieder Anspielungen auf die Vergangenheit der Ghostbusters und auf die ersten beiden Filme, doch bleiben sie im Hintergrund und bieten den neuen Figuren und Ideen Raum zum Atmen.

Screenshot

Anders sieht es in der zweiten Hälfte der Geschichte aus. Sie fällt nicht nur deutlich actionreicher aus, sondern wirft in fast jeder Szene mit nostalgischen Bildern um sich. Die Actionszenen sind grossartig inszeniert, und die neuen Geister bieten einen Mix aus digitalen und praktischen Effekten, die grösstenteils sehr gut aussehen. Die nostalgischen Elemente sind jedoch deutlich weniger kompetent und eher störend als bereichernd. Zu oft bremst der Film sein Tempo, um die Zuschauer an eine Figur oder einen Satz aus den alten Filmen zu erinnern - hier hätte man durchaus mehr Mut zu Neuem zeigen dürfen. Die erste Hälfte zeigt gut, dass man alte und neue Fans gleichermassen ansprechen kann, wenn die Balance stimmt. Der Film bleibt aber durchweg unterhaltsam und humorvoll und erinnert mit flotten Sprüchen und explosiver Action stark an Disneys Marvel-Streifen.

Screenshot

Im grossen Finale verliert der "Ghostbusters: Legacy" leider komplett das im ersten Akt gezeigte Selbstvertrauen in die neuen Figuren und Ideen und wiederholt stattdessen nahezu alles, was man aus den Klassikern kennt. Hier finden sich auch einige sehr zweifelhafte Effekte und die Entscheidung, einen Charakter darzustellen, der aus Spoiler-Gründen ungenannt bleiben soll. Es sei nur erwähnt, dass die Art, wie diese Figur gezeigt wird, und die Tatsache, dass man sich überhaupt entschieden hat, sie einzubinden, im besten Fall fragwürdig, im schlimmsten Fall geschmacklos ist.

Fazit

Screenshot

Alles in allem zeigte "Ghostbusters: Legacy" in der ersten Hälfte das Potenzial, der Reihe neues Leben einzuhauchen. Leider verliert der Film in der zweiten Hälfte jegliches Selbstvertrauen und verbleibt als wenig mehr als ein Best-of der alten Charaktere und Filmzitate. Trotzdem ist der Streifen als Ganzes sehr unterhaltsam und für Fans der Klassiker ein absolutes Muss. Wer von den ersten beiden Teilen gar nichts weiss, wird sich allerdings in der zweiten Hälfte von "Legacy" etwas verloren fühlen. Ein guter Vergleich findet sich in "Star Wars: The Force Awakens", wo ebenfalls nur wenig Mut zu Neuem gezeigt, dank moderner Effekte und guten Schauspielern aber trotzdem sehr gute Unterhaltung geboten wird. "Ghostbusters: Legacy" ist feinstes Popcorn-Kino, schafft es aber leider nicht, die Geister der Vergangenheit hinter sich zu lassen, und verbleibt im Schatten der originelleren ersten Teile.

Kommentare

Kino Artikel