Sonic The Hedgehog - Kino-Special

Furzender Igel in der Generationenfalle

Artikel Video Steffen Haubner

Auf der Suche nach der verlorenen Zielgruppe

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YouTuber Julien Bam leiht Sonic seine Stimme

Aber sind die Fans der Spiele überhaupt die Zielgruppe? Die Urserie datiert auf die erste Hälfte der 1990er-Jahre; die letzten Versuche, an alte Erfolge anzuknüpfen, gerieten vorsichtig ausgedrückt zwiespältig. Vor allem "Sonic Boom: Lyrics Aufstieg" beschleunigte den Abstieg des Turboigels rasant und demolierte die Reputation der Marke nachhaltig. Jüngere Kinobesucher dürften Sonic vor allem aus den Olympische-Spiele-Kooperationen mit Nintendo oder aus der Zeichentrickserie des Cartoon Network kennen, auch wenn sie im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannt ist. Raffinierterweise wurde für die deutsche Version der YouTuber Julien Bam ins Boot geholt, der Sonic seine Stimme leihen darf. Der liest seinen Text im redlichen Bemühen um professionelle Modulation vom Monitor ab, was dem Ergebnis einen Hauch von Schultheaterwoche verleiht.

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Sonic der Turboigel

Die Frage muss erlaubt sein: Haben Kinder ab sechs Jahren (so die deutsche Jugendfreigabe) Spass an einer weitgehend sinnlosen Hetzjagd mit Killerdrohnen auf eine rasend schnelle blaue Plüschfigur? Erkennen Fans der Originalspiele Elemente daraus wieder? Erfreuen sich Erwachsene an läppischen Fäkalwitzchen wie etwa dem, dass ein mit Chili-Dogs vollgestopfter, furzender Igel möglicherweise "Bremsstreifen" in seinem weissen Badehandtuch hinterlässt? Wissen deutschsprachige Grundschüler, was eine "bucket list" ist? Fühlen sich ihre erwachsenen Begleiter abgeholt von einer herzhaften Schlägerei in einer Rockerkneipe? Und können oder wollen sie dem Nachwuchs nach dem Kinobesuch erklären, was genau in dieser Szene eigentlich vor sich gegangen ist?

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