Kirby und das vergessene Land - Test / Review

Charmantes und (zu) leichtes Jump & Run

Test Video Benjamin Braun getestet auf Nintendo Switch

Anspruchsvoll (fast) nur auf Wunsch

Unser Hang, Begriffe wie "Rätsel" oder "Herausforderungen" in diesem Test in Anführungszeichen zu setzen, hat natürlich einen gewichtigen Grund. Denn "Kirby und das vergessene Land" ist nicht gerade das anspruchsvollste Spiel, das das Genre zu bieten hat. Das kommt in Anbetracht der Serienhistorie wenig überraschend, könnte abseits der Serienanhänger jedoch manch einen Freund dieser Spielgattung abschrecken. Die Levels selbst verzeihen extrem viel. Selbst auf dem höheren der beiden (jederzeit änderbaren) Schwierigkeitsgrade, der im Wesentlichen die Kraftpunktzahl leicht reduziert, scheint ein Scheitern beinahe unmöglich. Im Pflichtbereich sind die selten länger als vier Minuten andauernden Bosskämpfe noch die grösste Herausforderung. Es gab durchaus welche, in denen wir am Ende nur noch ein Fitzelchen Lebensenergie übrig hatten, weil wir noch nicht wussten, welche Angriffsmuster uns erwarten, und gewiss auch mal, weil wir uns besonders blöd angestellt haben. Allerdings spricht es Bände, dass wir dennoch jeden einzelnen Boss im ersten Versuch legten und nicht ein einziges Mal irgendwo ausgeknockt wurden.

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Wer es anspruchsvoller mag, schaut in "Kirby und das vergessene Land" jedenfalls weitgehend in die Röhre, kann sich jedoch durchaus freiwillig zumindest etwas grössere Herausforderungen suchen. Die besagten Challenge-Levels, die ihr zwingend für Waffen-Upgrades bewältigen müsst, sind zwar überwiegend auch nicht übermässig fordernd. Erst in den späteren Welten haben wir auch mal Fehler gemacht, durch die wir im ersten Versuch das Ziel nicht vor dem Ablauf des Timers erreichen konnten. Aber diese Challenges sind (im späteren Verlauf) dennoch deutlich kniffliger als die Storylevels, und die viel knappere Zielzeit für eine Bonusbelohnung erreicht man spätestens ab Welt 4 nicht mehr einfach so oder zumindest nicht im ersten Anlauf. So ist auch mal mehr Präzision gefordert, um mit gezielt geworfenen Bomben Sprengblöcke in die Luft zu jagen. Oder aber es gilt, durch das Einsammeln von Kristallen einen hinderlichen Luftstrom im finalen Korridor abzuschalten, wobei Fehler beziehungsweise das Wählen eines falschen Pfads das Auflesen aller Kristalle ohne Neustart unmöglich machen.

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Im Waddle-Dee-Dorf, wo ihr im Kino auch sämtliche Cutscenes noch mal anschauen dürft, euch mit Kirby ins Bettchen schlafen legen könnt und vieles mehr, schaltet ihr zudem recht früh ein Café frei, in dem ihr euch auf drei Schwierigkeitsstufen einem Minispiel stellen könnt, das in Ansätzen Parallelen zu "Overcooked" aufweist. Das ist echt kein Zuckerschlecken, ähnlich wie spätere Kämpfe in der Arena. Sich gewisse Herausforderungen suchen und sie teils auch finden zu können, täuscht aber dennoch nicht darüber hinweg, dass "Kirby und das vergessene Land" mit "leicht" am treffendsten umschrieben ist, woraus bei fortgeschrittenen Spielern mühelos ein "zu leicht" werden kann.

Fazit

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"Kirby und das vergessene Land" gelingt die Transformation des Spielprinzips in die dritte Dimension sehr gut. Alle typischen Stärken der Reihe bleiben dabei im Switch-Abenteuer erhalten, das mit Vielfalt, Kreativität, seinem knuddeligen Helden und nicht zuletzt der wunderschönen Präsentation glänzt und praktisch Spieler aller Altersklassen anspricht. Das Problem der geglückten Transformation ist, dass auch der fürs Genre besonders niedrige spielerische Anspruch ebenfalls erhalten bleibt. Dass er sich im nicht verpflichtenden Teil teilweise deutlich erhöhen kann, ändert daran wenig. Deshalb bleibt am Ende vor allem die Frage, ob ihr dem Spiel die Ansätze zum Selbstläufer übel nehmt oder dies in Anbetracht der Stärken verschmerzen könnt. Fans der Reihe dürfte dieser potenzielle Schwachpunkt ohnehin kaum stören, da er so zu erwarten war.

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